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Julia Collection Band 26

Julia Collection Band 26

Titel: Julia Collection Band 26
Autoren: BARBARA HANNAY
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Wochen vor ihrer Hochzeit dafür gesorgt habe, Cob für eine letzte Nacht allein zu haben – nur für mich.“
    Flora sah zu Boden. „An jenem Abend hatte Cob zu viel getrunken. Ich … Wir … Also, ich fürchte, wir hatten das letzte Mal eine … eine Affäre, bevor … bevor ich ihn für immer verlor.“ Nach einer Weile setzte sie hinzu: „Diese … Nacht … In dieser Nacht wurde ich schwanger.“
    „Reid“, sagte Sarah mit sanfter Stimme. Sie rührte sich nicht, während sie über dieses bewegende Familiengeheimnis nachdachte, das gerade vor ihr enthüllt worden war.
    „Ja.“
    Sarah wandte sich Jessie zu, die zaghaft lächelte. „Warum glaubt Reid dann, seine Mutter sei vergewaltigt worden?“, fragte sie.
    Jessie seufzte. „Das war meine Schuld. Flora wollte uns nichts über den Vater ihres Babys erzählen.“
    Dafür hatte sie ja auch gute Gründe, dachte Sarah.
    „Die arme Flora war am Rande eines Nervenzusammenbruchs“, fuhr Jessie fort. „Ich wusste, dass sich ein Vergewaltiger in der Gegend herumtrieb, und habe zwei und zwei zusammengezählt. Genau wie der Rest der Familie.“
    Das ergab einen Sinn. Vor über dreißig Jahren war eine uneheliche Schwangerschaft noch eine Schande gewesen. Jessie hätte ihre Schwester bestimmt gern verteidigt, und sie wäre froh über eine solch einfache Erklärung für ihren Zustand gewesen.
    „Es war meine Schuld, dass ich nicht den Mut aufbrachte, Jessie die Wahrheit zu sagen“, gab Flora zu. „Durch mein Schweigen habe ich ihr den Eindruck vermittelt, ich wäre einer Vergewaltigung zum Opfer gefallen. Das war ein Ausweg für mich – es war besser, als meine Schwester zu verletzen.“
    „Was war mit Cob? Wie ist er mit der ganzen Geschichte umgegangen?“
    Flora biss sich auf die Lippe, ihre Augen glänzten feucht. „Der arme Cob – ich hatte seinetwegen so große Schuldgefühle. Ich habe ihn angefleht, mir zu schwören, niemandem die Wahrheit über meine Schwangerschaft zu sagen. Sie kennen die McKinnons – sie halten immer ihr Wort. Es war eine Bürde, die er für den Rest seines Lebens mit sich herumgetragen hat.“
    Sie griff in ihre Tasche, zog ein Taschentuch hervor und wischte sich die Augen. „Mir war klar, dass ich meinem Sohn kein glückliches Leben bieten konnte“, sagte sie traurig. „Daher habe ich Jessie gebeten, ihn zu adoptieren. Alle sollten glauben, er sei Kanes Zwillingsbruder. Es schien das Beste zu sein, was ich für Cob und für meinen kleinen Sohn tun konnte. Reid konnte bei seinem Vater bleiben und in einer liebevollen Familie aufwachsen. Ich ging zurück nach Schottland, und alle konnten ihr Leben wie gewohnt fortführen.“
    „Wie traurig! Sie haben Ihr eigenes Glück geopfert!“
    Flora nickte. „Es war das Schwerste, was ich je getan habe. Aber damals schien es mir richtig zu sein. Es ging darum, ein Unrecht wieder gutzumachen.“ Sie sah plötzlich auf. Tiefe Schatten lagen unter ihren Augen.
    Sarah saß ganz still da und versuchte, diese erstaunliche Enthüllung zu verarbeiten. Nach einer Weile wandte sie sich an Jessie. „Sie haben davon gar nichts gewusst?“
    Jessie schüttelte den Kopf. „Ich wusste nur, dass Cob Reid vor seinem Tod noch etwas Wichtiges erzählen wollte. Er wollte warten bis nach dem Viehtrieb, aber er … ihm blieb nicht mehr die Zeit dazu.“ Sie lächelte tapfer. „Ich muss sagen, ich bin dankbar dafür, dass ich die Wahrheit bis gestern nicht gewusst habe. Sonst hätte ich nicht dafür garantieren können, dass meine Ehe heil geblieben wäre.“
    Aber wenn der arme Reid das gewusst hätte …
    Als hätte sie Sarahs Gedanken erraten, sagte Jessie: „Reid hätte es schon lange erfahren müssen. Ich dachte, ich würde das Richtige tun, indem ich ihm sagte, wer seine Mutter ist. Aber es tut mir schrecklich leid, dass ich ihm von dem Vergewaltiger erzählt habe. Ich hielt es für die Wahrheit und glaubte, er habe es verdient, sie zu erfahren.“
    „Allerdings.“ Sarahs Stimme klang bitter.
    „Jetzt verstehen Sie sicher, warum wir mit Reid sprechen wollten, bevor Sie abreisen.“ Jessie beugte sich vor und sah Sarah beschwörend an. „Es ist Zeit, dass er die Wahrheit erfährt. Sie werden doch zu ihm reiten, nicht wahr?“

11. KAPITEL
    Reid erwachte aus einem Traum, der ungewöhnlich intensiv gewesen war. Cob stand neben ihm, er sah braun gebrannt und gesund aus, sein Gesicht war mit Schweiß und Staub bedeckt, wie immer, wenn er von einem harten Tag im Schlachthof zurückgekehrt war.
    Im
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