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Julia Collection Band 23

Julia Collection Band 23

Titel: Julia Collection Band 23
Autoren: Anne McAllister
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Fernweh zu stillen, hatte ihn hart getroffen. Ganz im Gegensatz zu seinen Geschwistern: Der zwei Jahre jüngere Hugh und die neunjährige Molly waren von dem Umzug begeistert gewesen.
    „Was gibt’s hier schon zu tun?“, hatte Lachlan missmutig gefragt.
    Worauf sein Vater den kilometerlangen leeren Sandstrand, das türkisblaue Meer und die sanften Hügel mit den pastellfarbenen Häusern, die dreihundertfünfzig Jahre alte rostige Kanone und den überwucherten Kricketrasen betrachtete und zufrieden aufseufzte. „Genau so habe ich es mir vorgestellt.“
    Damals hatte Lachlan seinen Vater nicht verstanden, für ihn war die Insel der langweiligste Platz auf Erden, und er machte keinen Hehl daraus.
    „Dann geh doch“, sagte die rothaarige Fiona Dunbar und streckte ihm die Zunge heraus. Fiona war Mollys Freundin und wie diese neun Jahre alt.
    „Das würde ich mit dem größten Vergnügen, aber leider kann ich nicht.“
    Er musste bis nach seinem achtzehnten Geburtstag warten, bevor er in die Staaten zurückkehren konnte, um vier Jahre lang an der Universität von Virginia zu studieren. Während dieser Zeit besuchte er seine Eltern ab und zu auf Pelican Cay. Dann, als er sein Studium beendet hatte, ging er nach Europa, wo er in England, Spanien und Italien Fußball spielte. Er ließ sich kaum noch auf der Insel blicken, und wenn er tatsächlich einmal kam, dann nur, um Angehörigen und Freunden vom aufregenden Leben eines Fußballprofis in der Alten Welt zu berichten.
    Aber mit den Jahren kehrten seine Gedanken seltsamerweise immer öfter zu der kleinen Insel zurück. Wenn ihn in London, Madrid oder Mailand die Spatzen in aller Frühe mit ihrem Gezänk aufweckten, erinnerte er sich an den Gesang tropischer Vögel und das Wispern von Palmen in der Morgenbrise. Je hektischer sein Leben wurde, umso sehnsüchtiger dachte er an den gemächlichen Rhythmus von Pelican Cay zurück. Und so gern er auch auf der Autobahn fuhr, sosehr er sich für europäische Kunst und Geschichte interessierte, Museen und alte Schlösser besuchte, sooft er auch in französischen Restaurants essen ging und spanische Weine trank – ab und zu vermisste er die einspurigen Straßen mit ihren Schlaglöchern, das kleine Inselmuseum und die leckeren Muschelkroketten zu einem eiskalten Bier.
    Als Hugh vor zwei Jahren auf die Insel zurückgekommen war – die McGillivrays wohnten inzwischen wieder in Virginia –, um Fly Guy, ein Transportunternehmen für Charterflüge in der Karibik, zu starten, da dachte Lachlan, dass sein jüngerer Bruder die richtige Wahl getroffen habe.
    „Ich glaube, so etwas mache ich auch“, sagte er. „Später, wenn ich pensioniert bin.“
    Hugh zog die Augenbrauen hoch. „Du? Womit würdest du dich hier beschäftigen?“
    Er selbst hatte nach dem Studium acht Jahre lang als Pilot bei der amerikanischen Kriegsmarine verbracht und danach der Armee, dem Drill und den Vorschriften auf immer Lebewohl gesagt. Hugh war ein Aussteigertyp und fühlte sich am wohlsten, wenn er mit einem kalten Bier in der Hängematte liegen und den Wellen zuschauen konnte.
    Lachlan war anders. Als er zwölf Jahre alt war, beschloss er, später einmal „der beste Torwart aller Zeiten“ zu werden, und davon brachte ihn niemand mehr ab. Und obwohl seine Eltern diesen Plan kritisch beäugten, bewunderten sie insgeheim seine Beharrlichkeit – und natürlich seinen Erfolg.
    Dreizehn Jahre lang war er einer der besten Torhüter auf der Welt, aber auch er konnte nicht ewig spielen. Als er sich im vergangenen Sommer mit vierunddreißig eine ernsthafte Knieverletzung zuzog, wusste er, dass seine Zeit abgelaufen war. Fußball war ein Sport für junge gesunde Männer. Seine Technik war so gut wie eh und je, aber seine Beweglichkeit nicht mehr die gleiche. Das bedeutete, dass er den Anforderungen eines Weltklassetorwarts nicht mehr gewachsen war, und in der zweiten Liga zu spielen kam für ihn nicht infrage. Er kannte nur einen Platz – und der war ganz oben.
    Während der fetten Jahre hatte er sein Geld in Immobilien investiert, und nach einigen Überlegungen entschied er sich für die Karriere als Hotelier. Mit der ihm eigenen Zielstrebigkeit machte er sich daran, seine Pläne in die Tat umzusetzen, und erwarb als Erstes das Mirabelle, ein elegantes, kleines und bereits sehr erfolgreiches Hotel am andern Ende der Insel. Es war eine Entscheidung, die allgemein gebilligt wurde.
    Bei seinem nächsten Kauf, dem heruntergekommenen Sand Dollar Hotel ,
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