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Julia Collection Band 21

Titel: Julia Collection Band 21
Autoren: LYNNE GRAHAM
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bedauerlich und höchst unpassend ansah. Warum hatte seine Großtante einer jungen Frau, die sie vor mehreren Jahren ein paar Mal getroffen hatte, überhaupt etwas vermacht? Es war ihm ein Rätsel, und er hätte viel darum gegeben, es zu lösen.
    „Solange muss in der Tat sehr krank gewesen sein, denn ihr Testament ist eine schreckliche Beleidigung für meine Gefühle“, klagte seine verwitwete Mutter Matilde unter Tränen. „Der Vater des Mädchens hat meinen Mann ermordet, und dennoch hat meine Tante es belohnt.“
    Voller Unbehagen über die Leichtigkeit, mit der sie die Verbindung hergestellt hatte, blieb Christien am hohen Fenster stehen, das einen herrlichen Blick auf Duvernays Gartenanlagen bot, während die Gesellschafterin seiner Mutter sich bemühte, die schluchzende ältere Frau zu trösten. Obwohl seit dem Tod seines Vaters fast vier Jahre verstrichen waren, lebte Matilde Laroche in ihrem weitläufigen Pariser Apartment noch immer hinter heruntergelassenen Jalousien, trug dunkle Trauerkleidung und ging nur selten aus oder empfing Gäste. Früher war sie eine unternehmungslustige Persönlichkeit mit einem ausgeprägten Sinn für Humor gewesen. Im Dunstkreis ihres grenzenlosen Kummers fühlte Christien sich hilflos, zumal weder gute Ratschläge noch Medikamente es geschafft hatten, ihr Leiden auf ein halbwegs erträgliches Maß zu lindern.
    Andererseits musste er zugeben, dass Matilde Laroche einen niederschmetternden Verlust erlitten hatte. Seine Eltern waren Jugendlieben und lebenslang die besten Freunde gewesen, ihre Ehe war von ungewöhnlicher Innigkeit geprägt gewesen. Außerdem war sein Vater erst vierundfünfzig gewesen, als er starb. Als bekannter Bankier hatte Henri Laroche sich der Energie und Gesundheit eines Mannes in den besten Jahren erfreut. Doch dies hatte Christiens Vater nicht vor einem grausamen, vorzeitigen und sinnlosen Tod durch die Schuld eines betrunkenen Autofahrers bewahrt.
    Dieser betrunkene Fahrer war Tabitha Burnsides Vater Gerry gewesen. Alles in allem waren fünf Familien in jener verhängnisvollen Nacht durch einen einzigen Autounfall zerstört worden, und Henri Laroche war nicht das einzige Todesopfer gewesen. Gerry Burnside hatte es geschafft, sich selbst sowie vier seiner Passagiere zu töten und einen fünften schwer zu verletzen, der später starb.
    In jenem schicksalhaften Sommer hatten vier englische Familien sich das lang gestreckte Bauernhaus am Fuß des Hügels geteilt, auf dem die Laroches ihr imposantes Feriendomizil in der Dordogne hatten. Sein verstorbener Vater hatte einmal bedauernd gemeint, er hätte das Anwesen selbst kaufen sollen, damit es während der Saison nicht von einer Horde lärmender Urlauber bevölkert würde. Natürlich hätte sich kein Laroche auch nur im Traum einfallen lassen, sich unter die Touristen zu mischen, deren einzige Vorstellung von Erholung darin zu bestehen schien, sich einen Sonnenbrand zu holen und zu viel zu trinken und zu essen. Seine Eltern hatten in jenem Sommer nur gelegentlich ein paar Tage in der Villa verbracht, und die meiste Zeit – abgesehen von Besuchen seiner Freunde und anfänglich von seiner damaligen Geliebten – hatte Christien in Ruhe arbeiten können.
    Unter den Mietern des Bauernhauses waren drei Burnsides gewesen: Gerry Burnside, seine wesentlich jüngere zweite Frau Lisa und Tabby, seine Tochter aus erster Ehe. Bevor Christien Tabby begegnete, hatte er die beiden jungen Frauen lediglich aus der Ferne gesehen und eine nicht von der anderen unterscheiden können. Sowohl Lisa als auch Tabby waren wohlgeformte Blondinen, und er hatte zunächst angenommen, sie wären Schwestern und ungefähr gleichaltrig. Er hatte nicht geahnt, dass eine von beiden noch ein Schulmädchen war …
    Aber selbst aus der Entfernung hat sie wie ein leichtfertiges Flittchen gewirkt, dachte er mit einem verächtlichen Lächeln. Wie die meisten jungen Männer in den Klauen der Lust hatte er sich jedoch begeistert an allem erfreut, das ihm geboten wurde. Tabbys nächtliches Nacktbaden im beleuchteten Pool des Anwesens war zweifellos nichts als eine Show gewesen, die sie für ihn inszeniert hatte. Er wäre zwar nicht unbedingt zu Hause geblieben, um sie zu beobachten, aber an den Abenden, an denen er auf der Terrasse ein Glas Wein getrunken hatte, waren ihm die provozierende Darbietung ihrer vollen Brüste und ihres entzückenden Pos eine willkommene Abwechslung gewesen.
    Er schämte sich keineswegs, diesen Anblick genossen zu haben.
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