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Julia Ärzte zum Verlieben Band 42

Julia Ärzte zum Verlieben Band 42

Titel: Julia Ärzte zum Verlieben Band 42
Autoren: MOLLY EVANS ALISON ROBERTS MARION LENNOX
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hatte und seit Neuestem locker fallende Kleidung trug, aber sie wäre nie so indiskret gewesen, sie zu fragen, ob sie schwanger war.
    Frauengespräche, einander das Herz ausschütten, sich Geheimnisse anvertrauen, über Hochzeiten und Babys reden, all das kam für Anna genauso wenig infrage wie Make-up, hübsche Kleidung oder die Haare offen zu tragen. Das war Mädchenkram, Ausdruck von Weiblichkeit, der die gleichberechtigte Anerkennung in einer männerdominierten Welt nur behinderte.
    Frauen wie Charlotte allerdings gelang es, ihre feminine Seite vorteilhaft zur Geltung zu bringen und trotzdem von Kollegen und Patienten geachtet zu werden. Wie sie das schafften, blieb Anna ein Rätsel.
    Dann hatte sie immer das Gefühl, eine gespaltene Persönlichkeit zu haben. Sie wusste nicht, welche von beiden ihr wahres Ich war: die Anna zu Hause oder Dr. Bartlett im Krankenhaus. Das Einzige, was ihr ziemlich sicher erschien, war, dass die beiden sich nie begegnen würden!
    Manchmal allerdings, so wie jetzt, kam ihr der Gedanke, dass ihr berufliches Ich nur eine Rüstung war, die ihre weiblichen, verletzlichen Züge verbarg.
    Ihr Blick glitt zu der einsamen Gestalt am Fenster. Was war an Luke Davenport, dass sie sich auf einmal zu wenig weiblich vorkam mit ihrem streng zum Knoten geschlungenen Haar, dem schlichten knielangen Rock und der kühlen weißen Bluse? Nahezu unattraktiv.
    Anna straffte die Schultern. Gut, dass sie ihre Rüstung hatte. Wahrscheinlich würde sie sie in nächster Zeit dringender benötigen als je zuvor.
    Charlotte hatte anscheinend keine Lust mehr zu warten. Sie ging um die beiden Schwestern herum, die sich nicht zwischen Hühnchen Teriyaki und Räucherlachs entscheiden konnten, und trat zu Anna.
    „Hallo“, sagte sie lächelnd. „Wie geht’s?“
    „Sehr gut, danke. Für heute bin ich mit den Operationen fertig, und beiden Patienten geht es gut. Gerade habe ich die Sternumdrähte bei Ihrer Patientin entfernt. Violet Perry. Damit sollten die Reizungen aufhören, und sie dürfte bald schmerzfrei sein.“
    „Wunderbar.“ Charlotte musterte die Sandwichs. „Hmm. Huhn und Camembert hört sich lecker an. Oder Truthahn und Cranberry … Nein, das bekommen wir in nächster Zeit noch oft genug. Haben Sie gesehen, wie weihnachtlich es hier auf manchen Stationen schon ist?“
    „Viel zu früh, finde ich.“ Anna hielt sowieso nichts davon, den Arbeitsplatz mit Engeln, Sternen, Osterhasen, Valentinsherzen oder anderen Dekorationen zu schmücken. Für sie waren es Brücken ins Privatleben. Unnötige Brücken.
    „Kochschinken und Feldsalat“, entschied sich Charlotte und nahm sich eine der dreieckigen Klarsichtboxen. „Ach …, waren Sie nicht heute Morgen mit Davenport im OP? Bei Colin Herberts Perikardektomie?“
    „Ja.“ Wieder glitt Annas Blick zu Luke hinüber.
    „Wie ist es gelaufen?“
    Im ersten Moment war Anna versucht, Charlotte einzuweihen. Ihr zu erzählen, dass Luke mitten in der Operation wie erstarrt gewesen war, und dass sie einspringen musste. Doch das wäre ein Schritt, den sie nicht wieder zurücknehmen konnte. Es war nicht auszuschließen, dass die Information die Runde machte. Charlotte würde es ihrem Mann James erzählen und so weiter.
    Als hätte er ihren Blick gespürt, hob Luke den Kopf und sah Anna an. Ihre Blicke verfingen sich, und für wenige Sekunden nahm sie um sich herum nichts mehr wahr. Stattdessen spürte sie den Gefühlen nach, die plötzlich in ihr wach wurden.
    Vielleicht ist er gar nicht so mürrisch und verschlossen, dachte sie, bevor sie schnell wieder wegsah. Seltsam, einen Augenblick lang hatte sie geglaubt, Luke sei unglücklich.
    Welchen Grund könnte er haben?
    War er nicht wegen seiner Verwundung gezwungen gewesen, den Militärdienst zu quittieren? Vielleicht wollte Luke genauso wenig hier sein, wie Anna ihn hier haben wollte?
    Sie hatte zwar den Blick abgewandt, aber vorher noch ein Unbehagen verspürt. Etwas, das ihr das Herz schmerzlich zusammenzog. Anna wusste genau, wie es sich anfühlte, wenn man unglücklich war.
    Einsam.
    Sollte sie wirklich jemanden treten, der schon am Boden lag … drastisch gesprochen? Maß sie dem Vorfall eine zu hohe Bedeutung bei? Schließlich hatte sie die Situation sofort im Griff gehabt, und es war ja nichts passiert. Es konnte nicht schaden, die Sache noch einmal zu überdenken.
    „Es war beeindruckend“, hörte sie sich auf Charlottes Frage antworten, während sie abwesend nach einem Hühnchensandwich griff. „Eine
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