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Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
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ich nur so blöd sein?«, brummte er.
    Er folgte den Schienen zu den gewaltigen Maschinen, die in regelmäßigen Abständen seitlich davon still und wuchtig standen. Alks Eisen, so nannte sie jeder. Für Mitt und die meisten Menschen der Stadt waren sie das Erstaunlichste an ganz Aberath. Er strich mit den Fingern über den Lastenkran, über den Dampfpflug und die Maschine, von der Alk hoffte, dass sie eines Tages ein Schiff antreiben würde. Keine von ihnen arbeitete sehr gut, aber Alk war unermüdlich. Er war mit der Gräfin verheiratet. Das war das einzige andere, was Mitt an der Gräfin mochte: Anstatt den Sohn eines Barons oder eines anderen Grafen zu heiraten, um ihren Einfluss zu erweitern, hatte sie ihren Rechtsgelehrten zum Mann genommen. Alk hatte die Juristerei schon vor Jahren aufgegeben, um sich ganz dem Erfinden von Maschinen zu widmen. Mitt strich mit den Fingern über die fettigen Schrauben des neuesten Apparats und erschauerte bei dem Gedanken, ein Messer in eine junge Frau zu stoßen. Selbst wenn sie ihn verlachte oder so aussah wie Alla oder Doreth, selbst wenn in ihren Augen der Wahnsinn flackerte – Nein!
    Aber wenn er sich weigerte, was wurde dann aus Ynen? Das Schlimme an dem Zwang war, dass er Mitt in eine Lage zurückversetzte, von der er geglaubt hatte, er sei ihr entkommen. Er hätte schreien können vor Verzweiflung.
    Er ging auf die andere Seite der Maschine und stand Alk von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Beide fuhren erschrocken zusammen. Alk fasste sich als Erster. Er seufzte, stellte sein Ölkännchen auf einen Sims in der Maschine und fragte recht schuldbewusst: »Hast du eine Nachricht für mich?«
    »Ich … Nein. Ich dachte, hier wäre niemand«, sagte Mitt.
    Alk entspannte sich. Wenn man ihn ansah, hätte man glauben können, er sei ein großer Schmied, der Fett angesetzt hatte und dessen Kopf über den Wolken schwebte. »Dachte schon, du würdest mich nach unten rufen, damit ich ein bisschen um Keril herumscharwenzele«, sagte er. »Jetzt, wo du einmal hier bist, kannst du auch über das Ding da nachdenken. Es soll ein eisernes Pferd werden, aber ich glaube, irgendwo muss ich noch etwas ändern.«
    »Das größte Pferd, das ich je gesehen habe«, gestand Mitt offen. »Wozu soll es gut sein, wenn es nur auf Schienen läuft? Warum brauchen alle deine Dinge immer Schienen?«
    »Damit sie sich bewegen können«, antwortete Alk. »Für alles andere sind sie zu schwer. An der Natur der Dinge lässt sich nichts ändern.«
    »Wie willst du denn damit einen Berg hinaufkommen?«, fragte Mitt.
    Alk fuhr sich mit einer ölverschmierten Hand durch die spärlichen Reste seines Haares, das den gleichen Kupferton zeigte wie Doreths Schopf, und bedachte Mitt mit einem Seitenblick. »Junge ist nun komplett enttäuscht vom Norden«, konstatierte er. »Hat jetzt auch was gegen meine Maschinen. Was ist dir über die Leber gelaufen, Mitt?«
    Trotz seiner Bedrückung grinste Mitt. Alk und er teilten sich einen Scherz, den nur sie beide verstanden. Alk stammte aus den Nordtälern, von denen er sagte, sie lägen fast schon im Süden. Er behauptete, er könne für jeden Punkt, der Mitt am Norden nicht gefiel, drei weitere aufzählen. »Nichts … alles bestens«, sagte Mitt, denn höchstwahrscheinlich hatte die Gräfin ihren Gatten bereits in ihre Pläne eingeweiht. Mitt suchte nach einer höflichen Bemerkung über das eiserne Pferd, als die Tür am Ende des Schuppens ganz beiseite geschoben wurde. Kialans kräftige Stimme hallte durch den Raum. »Das ist ja wohl das Tollste an ganz Aberath!«
    »Ich muss weg«, brummte Mitt und wollte an Alk vorbei zu der kleinen Seitentür huschen.
    Alk packte seinen Arm, kaum dass er sich bewegt hatte. Er sah nicht nur so aus wie ein Schmied, er war auch so stark. »Warte auf mich!«, sagte er. Zusammen schoben sie sich durch die Tür in den schmalen Gang, der voller Kohlen und Asche war. »Hast du also auch was gegen den Adon von Hannart, hm?«, fragte Alk. Mitt wusste nicht, was er antworten sollte. »Komm mit in meine Räume«, sagte Alk, der noch immer Mitts Arm gefasst hielt. »Ich muss mich für das Abendessen schön machen, nehme ich an. Du kannst mir helfen. Oder ist das unter deiner Würde?«
    Mitt keuchte und schüttelte den Kopf. Man musste es als Ehre ansehen, dem edlen Herrn beim Ankleiden zu helfen. Er fragte sich, ob Alk das überhaupt wusste.
    »Dann komm mit«, sagte Alk. Er ließ Mitt los und trottete vor ihm durch den überwölbten Gang, der zu
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