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John Sinclair - 0974 - Monsterzeit (2 of 2)

John Sinclair - 0974 - Monsterzeit (2 of 2)

Titel: John Sinclair - 0974 - Monsterzeit (2 of 2)
Autoren: Jason Dark
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Luft.
    Wie schon in der Nacht am Fenster, so bewegten sich auch jetzt die Augen des Monstrums. Sie rollten in den Höhlen wie zwei weiße, kalte Monde. Unter ihnen und an den oberen Enden der Wangen war das alte Fleisch eingerissen, und aus den Wunden war das dicke Blut wie roter Sirup gequollen und klebte nun an der alten Totenhaut.
    In der Nacht hatte er nur die Klauen und den Kopf gesehen. Zum erstenmal kam ihm der Körper vor die Augen, und der war mit einem menschlichen auch nur entfernt zu vergleichen. Er konnte trotz intensiver Beobachtung nicht herausfinden, woraus er bestand. Das konnten Rinden- und Pflanzenreste sein, vermischt mit dem lehmigen Erdboden und festgebacken. Aber es war Greta, denn an diesem schrecklichen Körper klebten noch die Reste ihrer Kleidungsstücke.
    Wieder sprach sie ihn an. Dabei bewegten sich auch die beiden offenstehenden Mundhälften mit den wie hölzern wirkenden Zähnen darin.
    Sie zuckten hin und her und waren dabei sehr langsam. Ebenso träge drangen auch die Worte hervor. »Du wolltest mich richtig sehen und kennenlernen. Jetzt siehst du mich. Ich bin Rosenrot, und ich bin ein Teil des Waldes. Nur so fühle ich mich wohl. Meine Freunde haben mir den Gefallen erwiesen und mich schon jetzt in die Verwandlung eingehen lassen. Ich brauchte diesmal nicht bis zum Einbruch der Dunkelheit zu warten. Ich habe gewonnen. Ich bin ein Teil von ihm. Ich bin die blutige Rosenrot.«
    Cameron konnte nichts sagen. Er nickte nur. Ihm fehlten die Worte. An das nächtliche Monster hatte er kaum mehr gedacht und es so gut wie vergessen, doch die andere Seite hatte dafür gesorgt, daß dem nicht so blieb.
    Er war froh, sich bewegen zu können, drehte ein wenig den Kopf und schaute zu den beiden Grabsteinen hin.
    Dort geschah nichts. Sie waren völlig bewegungslos mit der Erde verankert. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn sich in ihrer Nähe der Boden geöffnet hätte, um diejenigen Wesen zu entlassen, die tief in der Erde lauerten und scharf auf Menschenfleisch waren, wie Perry Cameron es aus alten Filmen kannte.
    Sie sprach wieder und sagte mit neutral klingender Stimme: »Du hast das Rätsel des Waldes kennenlernen wollen. Nun hast du es gesehen. Wenn du willst, kannst du die Bäume schreien lassen, dann wirst du merken, daß auch sie Lebewesen sind und einen Schmerz ebenso spüren wie die Menschen. Willst du das?«
    »Nein, nein!« gab er stockend zurück. »Das – das will ich nicht mehr. Auf keinen Fall.« Er wischte die schweißnasse Umgebung seines Mundes trocken. »Es reicht mir. Ich will jetzt weg. Wieder zurück, verstehst du das?«
    »Ja«, antwortete das Monster, und es hörte sich beinahe schon fröhlich an. »Ich aber erinnere mich daran, daß du meinen Vater und mich hast umbringen wollen.«
    Der Killer zuckte zusammen. Er hatte gewußt, daß man ihm das vorhalten würde. Aber er wußte nicht, wie er aus dieser Klemme wieder herauskam. Trotzdem versuchte er es mit einer Ausrede. »Okay, das ist nur ein Spaß gewesen, begreifst du? Einfach nur ein Spaß. Es war wirklich nicht ernst gemeint.«
    »Ist Mord ein Spaß?«
    »Nein!« schrie er heulend. »Aber du lebst noch. Du hast dich nur verändert. Ich werde verschwinden. Ich kehre nie mehr zurück. Ist das okay?«
    »Ist es nicht.«
    »Wieso?«
    »Weil ich dich nicht einfach so verschwinden lassen werde«, erklärte das Monstrum, und Cameron hätte heulen können, denn das hatte er sich beinahe gedacht.
    Da war aber noch die Waffe. Ein Magnum-Revolver. Damit konnte man Elefanten erschießen.
    Auch das Monstrum?
    Beeindruckt zeigte es sich nicht. Jedenfalls hatte es noch nicht auf den Revolver geschielt, aber darauf wollte er sich auch nicht verlassen.
    »Ich gehe trotzdem«, sagte er.
    Das Greta-Monstrum schüttelte den Kopf.
    Trotzdem ging er zurück.
    Da erwischte es ihn!
    Nicht das Monstrum, nein, es hatte es nicht nötig, sich vom Fleck zu bewegen, denn der Wald und auch das damit verbundene Erdreich steckte voller Helfer.
    Es war wie in der Nacht. Auf einmal lebte der Boden. Hatte er vor Stunden noch an eine Armee von Würmern gedacht, so änderte sich dieses Gefühl jetzt, denn er wurde an Schlangen erinnert, die aus dem Boden geschnellt waren und zugegriffen hatten.
    Sein rechtes Bein befand sich plötzlich in der Klemme. Er spürte den Druck nicht nur am Knöchel, sondern auch an der Wade und hoch bis zum Knie. Nie hätte er es für möglich gehalten, daß Wurzel- oder Schlangenarme so kräftig sein konnten.
    Die wenigen
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