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Jesus von Nazareth: Prolog - Die Kindheitsgeschichten (German Edition)

Jesus von Nazareth: Prolog - Die Kindheitsgeschichten (German Edition)

Titel: Jesus von Nazareth: Prolog - Die Kindheitsgeschichten (German Edition)
Autoren: Benedikt XVI.,
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von den 72 (oder 70) Jüngern erscheint, die Jesus den zwölf Aposteln an die Seite gestellt hat. Irenäus schreibt: „Deshalb zeigt Lukas, dass die Genealogie, die von der Zeugung des Herrn bis Adam reicht, 72 Generationen umfasst. Er verbindet Ende und Anfang und lässt erkennen, dass Jesus alle Völker, die von Adam an sich zerstreuten, und alle Sprachen, ja, das Menschengeschlecht als solches von Adam her in sich rekapituliert. Deshalb ist Adam von Paulus als Typus des Kommenden bezeichnet worden“ ( Adv. haer. III 22,3).
    Auch wenn im originalen Lukas-Text der 70er-Symbolismus, auf den die Exegese des heiligen Irenäus aufbaut, an dieser Stelle nicht gegeben ist, so ist doch die eigentliche Intention des lukanischen Stammbaums in diesen Worten richtig erfasst. Jesus nimmt die ganze Menschheit, die ganze Menschheitsgeschichte in sich auf und gibt ihr eine neue, entscheidende Wendung zu einem neuen Menschsein hin.
    Der Evangelist Johannes, der die Frage nach dem Woher Jesu immer wieder anklingen lässt, hat seinem Evangelium keinen Stammbaum vorausgeschickt, aber im Prolog seines Evangeliums nachdrücklich und großartig die Antwort auf die Frage des „Woher“ dargestellt. Zugleich hat er diese Antwort auf die Frage nach dem Woher Jesu zu einer Definition der christlichen Existenz ausgeweitet, ausgehend vom Woher Jesu die Identität der Seinigen aufgezeigt.
    „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort  … Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gezeltet“ (1,1–14). Der Mensch Jesus ist das Zelten des Wortes, des ewigen göttlichen Logos in dieser Welt. Das „Fleisch“ Jesu, seine menschliche Existenz, ist das „Zelt“ des Wortes: Die Anspielung auf das heilige Zelt des wandernden Israel ist unverkennbar. Jesus ist sozusagen das Zelt der Begegnung – ganz real das, wofür das Zelt und der spätere Tempel nur als Zeichen stehen konnten. Jesu Ursprung, sein „Woher“, ist der „Anfang“ selbst – der Urgrund, aus dem alles kommt; das „Licht“, das die Welt zum Kosmos macht. Er kommt von Gott. Er ist Gott. Dieser zu uns gekommene Anfang eröffnet – als Anfang – eine neue Weise des Menschseins. „Denen, die ihn aufnahmen, gab er die Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind“ (1,12 f).
    Ein Teil der handschriftlichen Überlieferung liest diesen Satz nicht in der Mehrzahl, sondern in der Einzahl: „der nicht aus dem Blut … geboren ist“. So würde der Satz zu einem klaren Hinweis auf die jungfräuliche Empfängnis und Geburt Jesu. Jesu Sein von Gott her im Sinn der bei Matthäus und Lukas belegten Tradition würde noch einmal konkret unterstrichen. Aber dies ist nur eine sekundäre Lesart; der authentische Text des Evangeliums spricht hier ganz klar von denen, die an Christi Namen glauben und dadurch einen neuen Ursprung empfangen. Dennoch ist der Zusammenhang mit dem Bekenntnis zur Geburt Jesu aus der Jungfrau Maria unleugbar gegenwärtig: Wer an Jesus glaubt, tritt durch den Glauben in Jesu eigenen
    und neuen Ursprung hinein, empfängt diesen Ursprung als den seinigen. Von sich aus sind alle diese Glaubenden zunächst „aus dem Blut und aus dem Willen des Mannes geboren“. Aber der Glaube schenkt ihnen eine neue Geburt: Sie treten in die Herkunft Jesu Christi ein, die nun ihre eigene Herkunft wird. Von Christus her, durch den Glauben an ihn, sind sie nun aus Gott geboren.
    So hat Johannes die tiefste Bedeutung der Stammbäume noch einmal zusammengefasst und sie zugleich als Deutung unseres eigenen Ursprungs, unseres wahren „Stammbaums“ zu verstehen gelehrt. So wie die Stammbäume am Ende abbrechen, weil Jesus nicht von Josef gezeugt wurde, sondern ganz wirklich durch den Heiligen Geist aus der Jungfrau Maria geboren worden ist, so gilt nun auch für uns: Unser wahrer „Stammbaum“ ist der Glaube an Jesus, der uns eine neue Herkunft schenkt, uns „aus Gott“ gebiert.

2. KAPITEL
DIE ANKÜNDIGUNG
DER GEBURT
JOHANNES
DES TÄUFERS
UND DER GEBURT
JESU

Zur literarischen Eigenart der Texte
    A lle vier Evangelien stellen an den Anfang von Jesu Wirken die Gestalt Johannes des Täufers und zeigen ihn als Wegbereiter für Jesus. Der heilige Lukas hat die Verknüpfung der beiden Gestalten und ihrer Sendung in beider Kindheitsgeschichte zurückverlegt. Schon in Empfängnis und Geburt sind Jesus
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