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Jesses Maria - Hochzeitstag

Jesses Maria - Hochzeitstag

Titel: Jesses Maria - Hochzeitstag
Autoren: Carla Berling
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geboren wurde, kannte ich es ja noch gar nicht. Es machte mich nervös.
    Dabei begann alles ganz prima. Obwohl die Liebe sehr wohl mit Leiden begann.
    Ich bekam Wehen, die sich über sechsundzwanzig Stunden ganz langsam steigerten. Zwischendurch hörten sie aber immer wieder auf. Dann hatte ich eine Weile Ruhe und konnte Kräfte sammeln für den nächsten Schub. Es war viel anstrengender, als ich es mir vorgestellt hatte. Monika, eine Bekannte, war Krankenschwester im städtischen Krankenhaus. Ich hatte sie in der Stadt getroffen, als ich hochschwanger war. Sie sagte: „Was auch immer passiert bei der Geburt, genieße es!Eine Geburt ist wunderschön.“
    Aha. Während der ersten Wehen war Manni mit im Zimmer. Das muss man ihm lassen, da war er mutig und zuverlässig. Als es losging, hab ich ein bisschen lauter geschrien und heftiger gekeucht, als es nötig gewesen wäre. Er sollte ruhig sehen, dass er bei dieser Geschichte ausschließlich sein Vergnügen gehabt hatte, während ich als Konsequenz nicht nur etliche neue Kilos hatte rumschleppen müssen, sondern davon nun in Form eines Babys und dem, was dazugehört, sieben Kilogramm wieder rauspressen musste.
    Nach ein paar Stunden pressen und keuchen und aufatmen bekam Manni ein Tablett mit Frühstück. Kaffee, Brötchen, Marmelade. Der Arme war schrecklich erschöpft und die Hebamme hatte fast echtes Mitleid ihm. Er biss just in sein Brötchen, als es mich untenrum plötzlich zerriss und ich brüllte wie am Spieß. Manni verschüttete vor Schreck seinen Kaffee und ließ das Marmeladenbrötchen fallen. Natürlich fiel es mit der Oberseite auf den Fußboden und er fluchte. Die Hebamme blieb ganz ruhig und sagte: „Ach, gucken Sie mal, Herr Jesse, da kommt schon das Köpfchen! Frau Jesse, nun müssen wir aber pressen.“
    Manni stand dann hinter mir und hielt meine Hände. Ich hechelte und presste, hechelte und presste und schrie das halbe Krankenhaus zusammen. Irgendwann öffnete sich die Tür und Monika schaute herein. Sie hatte untenrum freien Blick auf mich, lächelte und sagte: „Siehst du, Maria, es ist schön, oder? Genieß … “
    „Raus!“, brüllte ich und presste wieder. Ich zerquetschte dabei fast Mannis Hände. Er litt redlich mit mir und durchmeine Schreierei sorgte ich dafür, dass er sich kaum erholen konnte. In einer Atempause drehte ich den Kopf zu ihm und keuchte: „Schatz, versprichst du mir was?“
    „Alles, was du willst, Mariechen!“ Er war sehr blass und hatte Schweißperlen auf der Stirn. Die Geburt strengte ihn offensichtlich sehr an.
    „Ich will nie wieder Sex. Sowas halte ich nicht noch mal aus. Versprich mir, dass wir nie wieder …“, und ich schrie wieder und presste und hechelte wieder.
    „Ich verspreche es!“, flüsterte Manni.
    Dann mischte sich irgendwann in meine Schreie ein anderer. Das Baby war da. Unser Sohn. Jetzt verstand ich Monika. Ich hab es genossen, und für das Gefühl, als ich das Baby im Arm hatte, hätte ich alles sofort noch mal gemacht, auch wenn es wieder sechsundzwanzig Stunden gedauert hätte.
    Manni hielt sich übrigens nicht an sein Versprechen. Wir haben zwei Söhne.
    Wann das geklappt hat, weiß ich gar nicht mehr. Eines habe ich nach der Geburt meiner Kinder gelernt: In jungen Familien mit kleinen Kindern gibt es eine Menge Freude, Stress und Hektik, aber Schlaf und Sex gibt es so gut wie nie mehr.
    Mir machte das nichts aus, ich hatte nun wirklich was anderes zu tun, aber Manni war ein paar Jahre lang ziemlich unausstehlich. Schließlich hat er sich dann ja eine jüngere gesucht. Und ihr sofort ein Kind gemacht. Männer. Der hatte nichts gelernt.
    Bei Thilo Hildebrandt, der wohnte mit seiner Frau Steffi und ihren Kindern in der Siedlung bei uns schräg gegenüber,äußerte sich dieser sexuelle Frust in diversen Phasen.
    Die erste Phase war ein Konsumrausch, der seinesgleichen suchte. Thilo hatte zum Beispiel montags das Bedürfnis nach einer neuen Jacke. Er besaß etwa hundert Jacken, aber keine rote. Steffi erlaubte ihm den Kauf der roten Jacke nicht. Dann fing Thilo aber erst richtig an. Er argumentierte und jabbelte so lange von der roten Jacke, bis Steffi es schließlich doch genervt erlaubte. Sie verwaltete das gemeinsame Konto und teilte Thilos Taschengeld ein.
    Er bekam die Jacke. Gewonnen.
    Er setzte sich oft durch. Wenn die Familie der Kinder wegen shoppen ging, weil die Kids vielleicht Schuhe brauchten oder Steffi wirklich nur noch eine einzige Jeans hatte, die nicht verschlissen war,
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