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Jerry Cotton - 0587 - Der Club der grausamen Witwen

Jerry Cotton - 0587 - Der Club der grausamen Witwen

Titel: Jerry Cotton - 0587 - Der Club der grausamen Witwen
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einen Cop umgelegt hat, der hat doch kein reines Gewissen. Und wenn ihm dann ein Cop entgegentritt, und sei es auch nur wegen der blödesten Kleinigkeit, dann wird er gewöhnlich nervös. Irgendwann verrät er sich immer. Hast du vor zwei Jahren gelesen, wie sie den Killer schnappten, der den Patrolman Snyder erstochen hatte?«
    »Nein. Wie denn?«
    »Er hatte es eilig und lief bei Rotlicht über die Straße. Ein Cop sah es und stellte ihn zur Rede. Der Killer entschuldigte sich eifrig. Ein bißchen zu eifrig. Dem Cop fiel das auf. Er wollte die Personalien des Mannes haben. Da versuchte der zu fliehen. Na, jetzt hatte er den Cop erst recht mißtrauisch gemacht. Er wurde mit zum Revier genommen. Eins führte zum anderen. Und als man das Messer in seiner Wohnung fand, da war es aus für ihn.«
    »Hm«, brummte der Portier. »Aber vielleicht war’s diesmal ein Killer, der nicht nervös wird?«
    »Einen Menschen, der nie die Nerven verliert, gibt es nicht«, meinte Eagle überzeugt. »Und außerdem sind wir ja nicht nur auf den Zufall angewiesen. Ein paar andere Wege führen auch noch zum Ziel, Dick. Und glaube nur nicht, daß die Mordkommission aus Schlafmützen besteht.«
    »Das will ich nicht gesagt haben. Na, du mußt es ja wissen. Ich muß wieder ’rein in meine Bude. Sag mir Bescheid, wenn ihr den Burschen geschnappt habt. Wenn man sich jeden Tag eine Minute mit dem Streifenbeamten vom Revier unterhält, kommt es einem mit der Zeit vor, als ob man zur Familie gehörte. Also dann, William! Bis morgen.«
    »So long, Dick«, sagte Eagle, legte den Zeigefinger an den Mützenschirm und schlenderte weiter.
    An der nächsten Ecke half er einer Großmutter über die Straße. Zehn Schritte weiter tröstete er ein weinendes kleines Mädchen, daß die fünfzig Cent verloren hatte, von denen es für den Vater Bier hatte kaufen sollen. Die Leute lernen es auch nie, dachte Eagle. Der Verkauf von alkoholhaltigen Getränken an Kinder ist verboten, aber trotzdem schicken sie immer wieder die Kinder los, um einen Schluck zu besorgen. Er suchte mit dem Mädchen zusammen den Gehsteig ab, und sie hatten Glück. Unter einer leeren, zerknüllten Zigarettenpackung, die Eagle mit dem Fuß zur Seite schob, fanden sie den halben Dollar. Glückstrahlend lief die Kleine davon.
    Einen Block weiter hatte er an dem großen Parkplatz vorbeizugehen, wo die Arbeiter und Angestellten der Sticker-Werke ihre Fahrzeuge parkten. An manchen Tagen, wenn die Sonne schien, blitzte und funkelte es hier von glänzendem Lack und spiegelndem Chrom, daß einem die Augen schmerzen konnten. An diesem trüben, diesigen Morgen waren die Dächer der Wagen mit einem dünnen Film von Feuchtigkeit bedeckt. Eagle ließ seinen Blick schweifen.
    Ein Buick Invicta hatte eine eingedrückte Heckleuchte. Als Eagle sie entdeckte, setzte sich der Wagen gerade rückwärts in Bewegung. Na klar, dachte Eagle. Große Schlitten fahren, aber zu geizig oder zu nachlässig sein, um eine kleine Reparatur umgehend erledigen zu lassen. Freundchen, wir werden ein Wort miteinander reden müssen.
    Es gab nicht viele Möglichkeiten für den Fahrer, von dem vollbesetzten Parkplatz herunterzukommen. Als Eagle sah, für welchen Weg sich der Mann entschieden hatte, stellte sich der junge Cop in Positur. Er hatte die nötigen Fahrmanöver richtig eingeschätzt. Wieder rangierte der Wagen rückwärts. Eagle brauchte nur stehenzubleiben. Langsam schob sich das breite Heck an ihm vorbei. Jetzt sah Eagle schon, daß das Fenster auf der Fahrerseite offenstand. Ein Stück Ellenbogen, der in einem zerknautschten, abgetragenen Jakkett steckte, kam in sein Blickfeld.
    »Nach seinem Anzug dürfte er sich kaum ein Fahrrad erlauben«, sagte Eagle fast unhörbar vor sich hin und bückte sich.
    Der Ärmel des Jacketts war vorn ausgefranst. Verdammt merkwürdig, dachte Eagle. Wer einen großen Buick fahren kann, muß schon gutes Geld verdienen. Wer gutes Geld verdient, kann sich eine Jacke leisten, die nicht an den Ärmelkanten durchgescheuert ist.
    »Hören Sie mal, Mister«, sagte Eagle zu dem Kerl, der mit verbissenem Gesicht das Lenkrad herumdrehte. Erst jetzt entdeckte der Angespröchene den Patrolman.
    Eagle sah, wie der Mann erschrak. Aber das tun fast alle Leute, die plötzlich von einem Polizisten angesprochen werden, wenn sie am Steuer eines Wagens sitzen. Eagle hatte es oft genug erlebt.
    »Eh — ja«, stammelte der Mann und drehte den Zündschlüssel. Der Motor erstarb. Der Mann legte die linke
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