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Jerry Cotton - 0526 - Zwei Schluessel fuer die Hoelle

Jerry Cotton - 0526 - Zwei Schluessel fuer die Hoelle

Titel: Jerry Cotton - 0526 - Zwei Schluessel fuer die Hoelle
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doch irgendwo gewohnt haben! Sie können ihn ja genau beschreiben, Sam. Vielleicht ist er inzwischen abgereist, aber sicherlich hat er das eine oder das andere zurückgelassen — einen Namen, seine Adresse, vielleicht sogar die Nummer seines Wagens.«
    »Das ist alles, was Sie erfahren wollen?«
    »Ja«, nickte Patterson. »Aber es muß schnell gehen. Einhundert Dollar, Sam!«
    »Aber was ist, wenn ich kein Glück habe? Vielleicht hat er in keinem unserer Hotels gewohnt.«
    »Das bezweifle ich, Sam. Sie werden ihn schon ausfindig machen! Hier sind noch einmal zwanzig Dollar als Anzahlung — den Rest bekommen Sie, wenn Sie mir berichten.«
    »Okay, Sir — ich werde mein Glück versuchen«, versicherte der Portier.
    ***
    Die Abendzählung war vorüber.
    »Sieh dir das an!« sagte Ricon triumphierend. Er streckte mir die rechte Hand entgegen. »Zwei Fahrkarten zur Seligkeit!«
    Ich betrachtete die beiden kreisrunden weißen Tabletten. »Heroin?« fragte ich.
    Er setzte sich auf sein Bett. »Eine für heute«, sagte er, »und eine für morgen — dann gibt es wieder Nachschub.«
    »Wie bist du an das Zeug herangekommen?«
    Ricon musterte liebevoll die beiden Tabletten. »Man hat sie mir beim Abendessen zugesteckt. Ich habe gute Beziehungen, weißt du. Man reißt sich um meine Gunst.«
    »Warum denn?«
    Ricon grinste. »Es hat sich herumgesprochen, daß ich ein reicher Mann bin, alter Junge. Ich gehöre zur Zuchthausprominenz. Das ist dir noch gar nicht aufgefallen, was?«
    »Ich dachte, hier wären nur die Lebenslänglichen und die Jungs aus dem Todeshaus Big Shots.«
    »Du bist eben noch neu in diesem Stall.«
    Ich lehnte mich mit dem Rücken, an die Wand und schob die Hände in die Hosentaschen. Das war mein dritter Tag im Zuchthaus. Ricon sah ich nur während der Mahlzeiten und abends. Tagsüber war er in der Zuchthausgärtnerei beschäftigt. Mir war noch keine Arbeit zugeteilt worden. Ich hatte viel Muße gehabt, über Ricon und meine Aufgabe nachzudenken, aber das hatte mich nicht weitergebracht. Ricon war abends müde und sprach wenig. Möglicherweise mochte er mich nicht, oder er schreckte instinktiv davor zurück, sich mit mir anzufreunden.
    »Ich bin nicht versessen darauf, mich hier einzugewöhnen«, sagte ich grinsend. »Zuchthausprominenz interessiert mich nicht — ich will heraus, und zwar schnell!«
    »Das wollen wir alle.«
    »Weiß ich. Aber ich habe, im Unterschied zu euch, den Schlüssel zur Freiheit in meinen Händen.«
    »Fängst du schon wieder davon an?«
    »Tut mir leid, Louis — für dich kommt das ja leider nicht in Frage.«
    »Was meinst du damit?«
    »Vergiß es. Ich will dich nicht daran erinnern, wie viele Jahre du noch abzubrummen hast.«
    »Shut up!« sagte er wütend. Sein Gesicht wurde finster. Es war leicht zu erraten, woran er in diesem Moment dachte. Es ist hart, sechs Jahre hinter Gittern sitzen zu müssen — und es ist doppelt schwer, wenn man draußen ein paar Millionen liegen hat, die nur darauf warten, daß man sie aufgibt.
    Ricon schluckte eine der Tabletten und legte sich angezogen auf sein Bett. Ich schwang mich hoch und wartete darauf, daß Ricon noch etwas sagte. Aber er schwieg. In spätestens zehn Minuten würde er von den rosigen Träumen des Rauschgiftes umgaukelt sein und als Gesprächspartner für den Rest des Abends ausfallen.
    Es störte mich nicht. Ich wußte, daß der vorbereitete Trumpf stechen würde.
    Minuten später hörte ich unter mir ein merkwürdiges Stöhnen. Ricon wälzte sich unruhig hin und her. Ich drehte mich zur Seite und blickte über den Bettrand nach unten.
    Im nächsten Moment stand ich auf dem Fußboden.
    Ricons Gesicht war hochrot und verzerrt. Die Augen waren weit aus ihren Höhlungen getreten. Die Zunge, die seltsam dick und geschwollen wirkte, lag wie bei einem Erstickten zwischen seinen Lippen. Mit beiden Händen rieb er sich den Hals — dabei stieß er würgende Laute aus.
    Ich'riß ihn herum und drückte ihm die Zähne auseinander. Dann stieß ich ihm einen Finger in den Rachen. Er erbrach sich prompt. Ich rief den Wärter herbei und sagte: »Er hat sich den Magen verdorben. Bringen Sie ihn zum Arzt!«
    »Ist das auch kein Theater?« fragte der Wärter mißtrauisch. Aber dann sah er Ricons schmerzverzerrtes Gesicht und handelte prompt.
    Eine halbe Stunde später wurde ich abgeholt und zum Direktor gebracht.
    Mr. Jameson sah ernst aus. »Sie haben ihm das Leben gerettet, Mr. Cotton — ohne Ihr promptes Eingreifen wäre Ricon jetzt
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