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Jerry Cotton - 0515 - Ein Moerder macht Musik

Jerry Cotton - 0515 - Ein Moerder macht Musik

Titel: Jerry Cotton - 0515 - Ein Moerder macht Musik
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Ware lieferte?«
    Griffith nickte. »Es heißt, daß sie aus Frankreich kommt. Über Frankreich, um genau zu sein.«
    »Haben Sie jemals in diesem Zusammenhang den Namen Legrelle gehört?«
    »Nein.«
    »Sie können gehen«, sagte ich.
    Griffith hob erstaunt die Augenbrauen. »Das ist schon alles?« fragte er.
    »Ja, für den Augenblick. Das Protokoll ist in fünf Minuten getippt. Sie brauchen es nur noch zu unterschreiben«, sagte ich.
    Mir war klar geworden, daß Griffith in Ganzettis Syndikat nur eine untergeordnete Rolle gespielt hatte. Ganzetti war nicht der Mann, der einem Schlepper detaillierte Betriebsgeheimnisse anvertraute. Wir mußten uns schon einen größeren Fisch schnappen.
    Ich blieb noch zwanzig Minuten im Office. Dann stattete ich Phil einen kurzen Besuch ab. Er war mit Legrelle noch nicht viel weiter gekommen. Legrelle wand sich wie ein Aal. Ich hörte mir seine Ausflüchte fünf Minuten lang an, dann ging ich zu Mr. High, der noch in seinem Office war, und erstattete ihm Bericht.
    Wir hatten noch nicht unser Ziel erreicht, aber mit dem, was wir bis jetzt zustande gebracht hatten, konnten wir zufrieden sein. Mr. High war es jedenfalls. Er gab mir diese Auffassung deutlich zu verstehen.
    Ich hatte das Gefühl, daß sich in dieser Nacht nicht mehr viel ereignen würde und fuhr nach Hause. Wie meistens, wenn ich glaubte, eine ruhige Nacht vor mir zu haben, wurde ich eines Besseren belehrt.
    ***
    Es begann damit, daß mir auf der Heimfahrt Mark Lennons Freundin einfiel.
    Das rothaarige Mädchen hieß Louise Croix.
    Sie war in einer Pension in der Sands Street, Brooklyn, abgestiegen.
    Das Girl hatte mir die Adresse gegeben, nachdem ich ihr in Legrelles Hotelzimmer klargemacht hatte, daß sie um ein Haar auf den Falschen geschossen hätte.
    Es war mir gelungen, ihr die Pistole abzuschwatzen, aber ich war noch nicht dazu gekommen, mich ausführlich mit dem Mädchen zu unterhalten. Die Befreiung von Phil und die anschließend notwendig gewordenen Vorbereitungen für Ganzettis Verhaftung hatten mir keine Zeit dafür gelassen.
    Es war kurz nach dreiundzwanzig Uhr.
    Keine Besuchszeit, wie ich wußte, aber einem Mädchen, das über den Ozean geflogen war, um den Tod seines Freundes zu rächen, durfte man in dieser Hinsicht schon etwas mehr zumuten als einer Internatsschülerin.
    Ich hatte keine Ahnung, warum sich Louise Croix dazu entschlossen hatte, eine obskure Pension in Brooklyn als Herberge zu wählen. Möglicherweise hatte der Flug einen großen Teil ihrer Ersparnisse verschlungen, und sie war gezwungen, ihre Dollars sehr vorsichtig auszugeben.
    Ich fand in der Nähe der Pension einen Parkplatz und ging langsam auf das Haus zu. Es hatte zu regnen begonnen. Die Tropfen umtanzten die Neonreklame über dem Eingang und schufen eine unwirkliche Atmosphäre von Nacht, Armut und Gefahr. In der kleinen Halle welkte eine Topfpalme unter einer dünnen Staubschicht traurig vor sich hin. Der Nachtportier saß unter einer nackten Glühbirne, die an einem Draht von der Decke herabhing, und las eine Rennzeitung. »Alles besetzt«, sagte er, als ich an den Tresen trat. Er blickte dabei nicht einmal hoch.
    »Deshalb bin ich hier«, informierte ich ihn mit sanfter Stimme. Er glotzte mich aus hervorquellenden Froschaugen an und legte die Zeitung beiseite. »Wer wird gewinnen?« wollte er von mir wissen. »Bluebird oder Rosalinde?«
    Ich parkte meine Ellbogen auf dem Tresen, obwohl ich nicht sicher sein konnte, ob ich sie damit zu Staubtüchern degradierte. »Miß Croix«, sagte ich. »Sie ist doch in ihrem Zimmer?«
    »Nein«, antwortete er. »Sie ist mit ihm weggegangen.«
    »Mit ihm?« echote ich.
    »Ja, mit dem Kerl, der sie besucht hat.«
    »Wie hieß er?«
    »Er hat sich mir nicht vorgestellt.«
    »Wann haben die beiden die Pension verlassen?« erkundigte ich mich.
    »Lassen Sie mich mal nachdenken. Das war kurz nachdem ich meinen Dienst angetreten habe… so gegen zehn Uhr, würde ich meinen.«
    »War er lange bei ihr oben?«
    »Eine halbe Stunde.«
    Ich zeigte ihm meine ID-Card. »Ich hätte mal gern einen Blick in Miß Croix’ Zimmer geworfen.«
    Er stellte keine Fragen und kam sofort mit. Offenbar war er es gewohnt, daß sich die Behörden für die Gäste der Pension interessierten.
    Das Zimmer lag im dritten Stockwerk. Der Portier schloß es auf und machte Licht. Ich trat ein. Ich wußte sofort Bescheid, als ich die Unordnung im Zimmer bemerkte. Der Koffer war durchwühlt und sein Futter aufgeschnitten worden.
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