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Jenseits von Raum und Zeit

Jenseits von Raum und Zeit

Titel: Jenseits von Raum und Zeit
Autoren: Keith Laumer
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synthetischen Kraft, die der Lebensspendertank in meine Arterien träufelte.
    Aber es ging mir nicht so schlecht wie dem großen Johnny. Er sah hager und verhungert aus, und er ging, als hätte er Fesseln an den Füßen. Noch immer gab er sich und dem Hund nur dürftige Essensrationen und zwang mir Riesenportionen auf. Was ich nicht essen konnte, stopfte ich in meinen Reservebehälter und sah zu, wie er verhungerte. Aber er war zäh. Er verhungerte langsam und widerwillig und kämpfte um jeden Zoll Leben.
    Als wir in dieser Nacht hinter einer Barriere lagen, die er aus Schneeblöcken gegen den Wind errichtet hatte, stellte er mir eine Frage.
    »Wie ist das, Carl Patton, wenn man quer durch den Raum zwischen den Welten einherfliegt?«
    »Man ist sehr allein.«
    »Lieben Sie die Einsamkeit nicht?«
    »Was spielt das für eine Rolle? Ich tue meine Arbeit.«
    »Und was lieben Sie, Carl Patton?«
    »Wein, Weib und Gesang. Das heißt, auf den Gesang kann ich notfalls verzichten.«
    »Wartet daheim eine Frau auf Sie?«
    »Frauen«, korrigierte ich. »Aber sie warten nicht.«
    »Sie scheinen nicht sehr viel zu lieben, Carl Patton. Was hassen Sie?«
    »Narren«, erwiderte ich.
    »Waren es Narren, die Sie hierhergetrieben haben?«
    »Mich? Niemand hat mich irgendwohin getrieben. Ich gehe, wohin ich will.«
    »Dann streben Sie also nach Freiheit. Haben Sie sie in meiner Welt gefunden, Carl Patton?« Sein Gesicht war eine hagere Maske, wie ein verwittertes Holzschnitzbild. Aber seine Stimme schien mich zu verspotten.
    »Sie wissen, daß Sie hier draußen sterben werden, nicht wahr?« Das hatte ich nicht sagen wollen. Aber ich harte es doch getan. Und meine Stimme klang wild und grausam in meinen eigenen Ohren.
    Er sah mich aufmerksam an, wie er es immer tat, bevor er etwas zu mir sagte. Es war, als ob er in meinem Gesicht lesen wollte.
    »Jeder Mann muß sterben«, sagte er.
    »Aber Sie müssen nicht hier im Eis herumlaufen«, sagte ich. »Sie können die Tour abbrechen und zurückgehen und die ganze Sache vergessen.«
    »Das können Sie auch tun, Carl Patton.«
    »Ich soll aufgeben?« schnarrte ich. »Nein, besten Dank. Mein Job ist noch nicht erledigt.«
    Er nickte.
    »Ein Mann muß ausführen, was er sich vorgenommen hat. Sonst ist er nichts anderes als eine Schneeflocke, die der Wind vor sich hertreibt.«
    »Glauben Sie denn, das ist ein Spiel?« bellte ich. »Oder ein Wettkampf? Man schafft es, oder man stirbt. Oder beides. Der Beste siegt.«
    »Mit wem sollte ich denn wetteifern, Carl Patton? Sind wir nicht Kameraden?«
    »Wir sind Fremde füreinander«, sagte ich. »Sie kennen mich nicht, und ich kenne Sie nicht. Und Sie sollten es lieber aufgeben, herausfinden zu wollen, welche Gründe mich zu meinem Tun veranlassen.«
    »Sie haben sich aufgemacht, um das Leben Ihrer hilflosen Freunde zu retten, weil das Ihre Pflicht ist.«
    »Aber nicht die Ihre! Sie müssen sich nicht in diesen Bergen zugrunde richten! Sie können diese Eisfabrik verlassen, können sich für den Rest Ihrer Tage als Held der ganzen Menschheit feiern lassen, können alles bekommen, was Sie nur wollen …«
    »Was ich will, kann kein Mensch mir geben.«
    »Ich glaube, Sie hassen uns. Die Fremden, die hierhergekommen sind, um Ihre Welt zu zerstören.«
    »Wer kann die Kräfte der Natur hassen?«
    »Also gut – was hassen Sie also?«
    Eine Minute lang dachte ich, er würde nicht antworten. Doch dann sagte er. »Ich hasse den Feigling in mir. Die Stimme, die mir einflüstert, ich soll mich unterwerfen. Aber wenn ich fliehe, um dieses Fleisch zu retten, welcher Geist würde dann in ihm leben, um es zu erleuchten?«
    »Sie wollen doch davonlaufen – also laufen Sie!« schrie ich beinahe. »Sie sind drauf und dran, Ihre Rasse aussterben zu lassen, großer Mann! Laufen Sie, solange Sie noch dazu fähig sind!«
    »Ich werde weitergehen, solange ich kann. Wenn ich Glück habe, dann wird das Fleisch vor dem Geist sterben.«
    »Geist, verdammt! Sie sind ein verrückter Selbstmörder!«
    »Dann bin ich in passender Gesellschaft, Carl Patton.«
    Ich gab keine Antwort. Ich konnte nicht mehr.
     
16.
     
    Auf der nächsten Wegstrecke passierten wir die Höhengrenze von hundert Meilen. Wir überquerten einen anderen Bergkamm, der viel höher war als der letzte. Die Kälte war sub-arktisch, und der Wind war wie tausend schneidende Messer. Mein Lokalisator sagte es mir, als wir in zehn Meilen Entfernung an der Fracht vorbeigingen. All meine Kontrollsysteme funktionierten
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