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Jenseits des Meeres

Titel: Jenseits des Meeres
Autoren: Ruth Langan
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seinen Bruder. Als seine Kräfte wiederkehrten, löste er sich von ihm.
    Jetzt sah Colin den Bischof auf die Knie fallen. Mit einem Aufschrei eilte der junge Mann an die Seite seines Onkels. Der Bischof
    kniete neben dem Altar und hielt eine leblose Gestalt in den Armen. Colin musste heftig schlucken, als er der Leiche Pater Arden Malones ansichtig wurde, dessen Gesicht selbst im Tod noch heiter und gelassen wirkte.
    „Er ließ sein Leben für uns“, flüsterte Colin, als Kieran neben ihn trat.
    „Ja. Und der Himmel wird ihn als Märtyrer preisen“, sagte Bischof O’Mara leise. „Ich würde gern den Platz mit ihm tauschen, denn seine Liebe war wahrhaft größer als die jedes Menschen, und so wird auch sein Lohn größer sein.“
    Alle schauten auf, als das Weinen eines Kindes die Stille unterbrach.
    „Bridget.“ Kieran blickte sich suchend um und eilte dann davon.
    Die Kleine stand vor der Tür der Sakristei. Tränen liefen ihr übers Gesicht. Ihr Blick war auf eine am Boden zusammengesunkene Gestalt gerichtet. Als Kieran näher kam und Megan erkannte, schien sein Herzschlag auszusetzen.
    Die Tür der Sakristei wurde langsam geöffnet. Nacheinander kamen die Frauen heraus. Lady Katherine wollte ihre Enkeltochter gleich an sich ziehen, doch Bridget riss sich wieder los und hielt weiterhin Megans kalte, leblose Hand fest.
    „Gott im Himmel.“ Mit einem Aufschrei fiel Kieran auf die Knie und nahm Megan in die Arme. Als er ihren Puls fand, atmete er auf.
    Blut strömte aus einer großen Platzwunde an ihrem Hinterkopf, und aus der Lage des toten Wachmannes schloss Kieran, dass Megan und Whip auf Leben und Tod miteinander gekämpft hatten.
    „Kannst du mich hören?“ fragte Kieran ganz leise.
    Ihre Lider flatterten. „Ja.“ Sie fuhr hoch und griff sofort nach ihrer Waffe. Erst dann sah sie den Toten neben sich liegen. „Ist es Whip?“
    Nachdem Kieran genickt hatte, flüsterte sie: „Er sagte, er habe dich getötet.“
    „Es war Tavis, den er umbrachte. Wie Ihr seht, Megan, bin ich noch am Leben. Und Whip brauchen wir nicht mehr zu fürchten. Dein Säbel setzte seinem Leben ein Ende.“
    Lange schaute sie ihn nur an. Dann hob sie sich die Hand an den Hinterkopf, und plötzlich dämmerte es ihr. Beinahe staunend erklärte sie: „Ich heiße Megan MacAlpin. Ich bin die Anführerin meines Clans. Die Namen meiner Schwestern lauten Meredith und Brenna. Jamie MacDonald und ich jagten im Hochland, als man uns überfiel.“
    „Oh, meine Liebste.“ Kieran küsste sie auf die Schläfe. „Jetzt erinnerst du dich wieder. “
    „Ja. An alles.“ Sie wollte aufstehen, war indes noch zu schwach und taumelte in seine Arme. Ihr fiel auf, wie die anderen sie anschauten. „Ist die Schlacht vorbei?“
    „Jawohl, meine kleine Kriegerin.“
    „Ich bedaure, dass ich davon nichts mitbekommen habe.“ Sie lächelte schwach. „Bridget war eine hervorragende Schülerin“, stellte sie fest, „denn sie war es schließlich, die mir das Leben rettete.“ Erst lachte Kieran nur ganz leise, doch dann warf er den Kopf zurück und wollte sich ausschütten vor Lachen. „Nur du, meine tapfere Megan, bist imstande, mich in einem so ernsten Augenblick zu erheitern. Auf einmal erinnerst du dich an deine Vergangenheit, brachtest einen alten Feind zur Strecke, lobtest deine jüngste Schülerin und bedauertest es, nicht die ganze Schlacht mitbekommen zu haben.“
    „Für Geduld und Schweigsamkeit war ich noch nie bekannt.“ „Ist dir das jetzt erst eingefallen?“ Obwohl Kieran sie neckte, war sein Gesichtsausdruck voller Liebe. „Ich wusste es bereits seit unserem ersten Zusammentreffen.“
    „Vorsicht, Kieran, oder ich gebe dir noch eine weitere Kostprobe meines Temperaments. “
    Als donnernder Hufschlag hörbar wurde, wurde Kieran sofort ernst.
    „Kieran“, rief Colin, der neben dem Fenster gestanden hatte. „Rasch. Hunderte von Reitern kommen auf uns zu. Gegen diese Armee haben wir keine Chance.“
    „Engländer?“ Hugh Cleary zeigte seinen müden Männern an, sich auf eine neuerliche Schlacht vorzubereiten.
    „Ich weiß nicht.“ Während Colin mit seinen Gefährten eilig ihre Säbel zogen, beobachtete er die heranstürmende Armee und fügte hinzu: „Es sind Hünen, und sie haben Schultern, die so breit sind wie Langbogen. Ihr Haar ist lang und strähnig. Sie tragen gelbe Hemden unter groben Wollumhängen.“
    „Gott im Himmel“, rief Megan aus. „Das kann niemand anders auf der Welt sein ... “
    Sie richtete sich
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