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Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)

Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)

Titel: Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
Autoren: Stefanie Ross
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    Ihre Augenfarbe interessierte ihn nicht länger, viel aufschlussreicher war die Tatsache, dass ihr Blick ihn förmlich durchbohrte. Die Eiskönigin hatte also doch Gefühle.
    Sie stürmte an ihm vorbei und knallte die Tür hinter sich zu.
    Kopfschüttelnd kehrte Jay an seinen Platz zurück und schaltete sein Notebook ein. Vermutlich sollte er ein schlechtes Gewissen haben, dass er sie unbeabsichtigt bedrängt hatte, aber andererseits hatte er dadurch eine sehr interessante Facette bei seiner Chefin gesehen. Und egal, wie man es betrachtete, ihre Forderung nach formeller Kleidung an einem Sonntag war einfach nur lächerlich gewesen.

2
    Der kurze Weg zurück zu ihrem Büro reichte Elizabeth nicht, um ihre Beherrschung zurückzugewinnen. Ausgerechnet Jay DeGrasse war es gelungen, sie aus der Fassung zu bringen. Wenigstens gab es keine Zeugen für ihr … was auch immer. Es hätte nie passieren dürfen. Wenn sie Pech hatte, würde morgen die ganze Abteilung darüber reden, dass sie wie ein hysterisches Schulmädchen reagiert hatte, nur weil Jay ihr zu nahe gekommen war. Andererseits glaubte sie nicht, dass Jay es weitererzählen würde. Es hätte sie etliche Minuten gekostet, seine schlechten Eigenschaften aufzuzählen, aber leichtfertiges Tratschen gehörte nicht dazu.
    Sie stieß die Bürotür so heftig auf, dass sie laut gegen den Türstopper prallte, doch das war ihr egal. Sie musste sich abreagieren und zwar dringend. Aber zunächst sollte sie überlegen, wem eigentlich ihr Ärger galt. Jay natürlich. Er hätte sich niemals so provozierend vor ihr aufbauen dürfen.
    Eine leise, aber unüberhörbare Stimme meldete sich zu Wort. Wieso hatte sie nur die strenge Vorgesetzte spielen und auf den völlig schwachsinnigen Kleidervorschriften herumreiten müssen? Und das an einem Sonntag, an dem jeder normale Mensch zu Hause bei seiner Familie war. Ihre eigentliche Aufgabe, die definitiv nicht darin bestand, zu überprüfen, ob Jay Anzug und Krawatte trug, hatte sie völlig aus den Augen verloren.
    Viel wichtiger wäre es gewesen, herauszubekommen, was er für so wichtig hielt, dass er am Sonntag ins Büro kam, und wieso er das Gefühl gehabt hatte, jemand wäre an seinem Schreibtisch gewesen. In gewisser Weise konnte sie durchaus nachvollziehen, dass er stinksauer auf ihre Zurechtweisung reagiert hatte. Wenigstens ahnte er nicht, dass er sie keineswegs eingeschüchtert hatte. Seine Entschuldigung bewies, dass er nicht wusste, was in Wahrheit in ihr vorgegangen war, als er so dicht vor ihr stand und seine Hand sich demonstrativ dem Bund seiner Shorts genähert hatte: Sie hatte sich energisch in Erinnerung rufen müssen, dass sie Jay nicht mochte, dass er alles verkörperte, was sie ablehnte, und es eine verdammt schlechte Idee gewesen wäre, ihm zu helfen, sich von seinen Shorts zu befreien.
    Es war einfach ungerecht, dass er nicht nur eine Topfigur besaß, sondern auch ein unwiderstehliches Grinsen, das in letzter Zeit allerdings kaum noch aufblitzte. Dazu die ständig zerzausten dunkelbraunen Haare und die blauen Augen, die durch seine sonnengebräunte Haut noch strahlender wirkten.
    Großartig – als ob sie nicht schon genug Arbeit hätte. Es brachte sie nicht weiter, wie angewurzelt vor ihrem Schreibtisch zu stehen und über Jay DeGrasse nachzudenken. Es hätte zwar einige ihrer Probleme mit einem Schlag gelöst, wenn sie einen Beweis dafür fand, dass Jay die Ursache für die Fehlschläge war, aber leider war die Anweisung ihres Vorgesetzten eindeutig gewesen. Finde heraus, was dort falsch läuft, aber verschwende nicht deine Zeit damit, dich auf Jay DeGrasse zu konzentrieren. Der ist sauber.
    Sie schnaubte verächtlich. Soviel zum Thema vorurteilsfreie und objektive Ermittlungen, aber sie war genau in der richtigen Stimmung, um diesen Punkt endgültig zu klären.
    Mit grimmiger Vorfreude auf das Telefonat setzte sie sich an den Schreibtisch und nahm die Brille ab. Die Fassung drückte seit einigen Tagen empfindlich und die Versuchung war groß, auf das dämliche Teil zu verzichten. Eigentlich brauchte sie die Brille nur, wenn sie zu lange am PC gearbeitet hatte, ansonsten diente sie eher anderen Zwecken.
    In Washington war zwar bereits Zeit fürs Abendessen, aber da Jerry mehr väterlicher Freund als Vorgesetzter war, würde der Anruf ihn nicht weiter stören. Seitdem seine Kinder studierten und seine Frau mit ihrem Fitnesstrainer nach Florida durchgebrannt war, lebte Jerry eigentlich nur noch für seinen
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