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Jane Christo - Blanche - 01

Jane Christo - Blanche - 01

Titel: Jane Christo - Blanche - 01
Autoren: Der Erzdämon
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auf, damit ich ihn zu Saetan bringen kann, oder“, dem ersten Finger folgte ein weiterer, „du nimmst Waynes Platz in der Unterwelt ein. Es ist deine Entscheidung.“
    Hatte sie das richtig verstanden? Sie sollte an Waynes Stelle in der Hölle schmoren? War das schon alles?
    „Äh … ich dachte, es geht um einen Auftrag. Wenn dein Boss, wer immer das ist, den Job erledigt haben will, kann ich darüber nachdenken, ihn zu übernehmen. Alles andere solltest du mit deiner Psychorette bequatschen.“
    Elia seufzte leise. Ihre Reaktion war offenbar keine Überraschung für ihn, dennoch schien ihm das, was nun folgen sollte, lästig zu sein. Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf und wie schon beim ersten Mal hatte sie den Eindruck, dass der Raum in seiner Gegenwart zusammenschrumpfte. Es schien ihr unangemessen, vor ihm zu sitzen, doch sie konnte sich nicht bewegen, konnte nichts anderes tun, als ihn anzustarren, selbst als im nächsten Moment die Küche in Flammen aufging.
    Die Wände brannten, der Boden und alles, was sich im Raum befand, mit Ausnahme von ihr und Elia.
    Eigentlich hätte es unerträglich heiß sein müssen, doch die Temperatur änderte sich kein bisschen. Während sie darüber nachdachte, wie er das anstellte, breitete der Typ seine Flügel aus.
    Flügel!
    Sie schienen geradewegs aus seinem Rücken zu wachsen – oder besser gesagt aus dem hochgeschlossenen Ledermantel. Zuerst wirkten sie knochig, doch dann entfaltete er sie, bis die ledrigen Schwingen die gesamte Küche ausfüllten. Sie bedeckten die Wände und kreuzten sich hinter Blanches Rücken, schlossen sie buchstäblich ein. Waren die echt? Diese Dinger mussten eine Spannbreite von mehr als vier Metern haben, wenn das mal hinkam. Als Elia einen Schritt auf sie zutrat, konnte sie nicht anders, sie musste seine Flügel berühren, erst danach würde sie ihren Augen trauen. Vorsichtig streckte sie die Hand aus, um ihm Gelegenheit zu geben, zurückzutreten. Doch er wich nicht aus. Seine Lider fielen zu und sein Gesicht nahm einen konzentrierten Ausdruck an. Mit den Fingerspitzen fuhr sie über die gespannten Schwingen, die zu ihrer Überraschung nicht kalt waren, sondern angenehm warm – durchblutet. Sie sahen aus wie die XXXL-Ausgabe von Fledermausflügeln, nur viel kräftiger. Ihre Finger prickelten bei der Berührung, und als sie sich vorbeugte, um beide Hände zu benutzen, glaubte sie, ein leises Schnurren zu hören. Irritiert hielt sie inne und lauschte. Das Geräusch verebbte so schnell, wie es gekommen war, dann öffnete Elia die sturmgrauen Augen und suchte ihren Blick.
    „Um den Job geht es nicht mehr, Blanche. Saetan hatte eine Vereinbarung mit Wayne, die die Abtretung seiner Seele regelt. Wenn du nicht tust, was ich dir sage, bringe ich dich statt Wayne zu Saetan, jetzt sofort, also entscheide dich.“
    Der hatte vielleicht Nerven!
    Blanche arbeitete hart an einem Pokerface. Diese Situation war surreal. Ihre Küche brannte und da, wo eben noch ein Fenster war, befand sich nun ein Tunnel. Er sah wie eine feurige Nabelschnur aus, die sich langsam gegen den Uhrzeigersinn drehte – bei ihrem Glück war das wahrscheinlich ein Höllentor. Dazu passte der geflügelte Koloss, der behauptete, für den Teufel zu arbeiten. Würde sie nicht gerade seine Schwingen berühren, wäre sie davon überzeugt, zu träumen. Aber sie war noch nie eine Träumerin gewesen, dafür hatte sie keine Zeit. Das hier war real, auch wenn sie es nicht erklären konnte.
    Ihre Überlebensmechanismen, die alles andere ausblendeten, schnappten zu und übernahmen die Führung. Achte darauf, dass du am Leben bleibst! Das war ihr Leitsatz aus den Jahren auf der Straße. Dem Dunklen Zeitalter, wie sie es spöttisch nannte, um den bitteren Beigeschmack zu verdrängen, der mit diesen Erinnerungen einherging. Im Nachhinein kamen ihr die Jahre vor Wayne nicht nur düster, sondern geradezu unwirklich vor.
    Sie betrachtete das vernarbte Gesicht des Mannes, oder besser gesagt Dämons, und seufzte innerlich. Anscheinend sah die Zeit nach Wayne auch nicht besser aus.
    Zunächst einmal musste sie ihn hinhalten. Wenn sie das hier überlebte – falls sie überleben sollte – würde sie versuchen zu begreifen, was das alles zu bedeuten hatte. Schwebende Kugeln, Feuer, das keines war – Flügel! Später, nicht jetzt.
    „Was genau soll ich tun?“, fragte sie gelassener, als sie sich fühlte.
    „Du musst Wayne im Zwischenreich aufspüren und zwar innerhalb der nächsten vier
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