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Jane Christo - Blanche - 01

Jane Christo - Blanche - 01

Titel: Jane Christo - Blanche - 01
Autoren: Der Erzdämon
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kompakt und handlich. Der Clou waren jedoch die auswechselbaren Griffstücke, die es Blanche mit ihren gerade mal einsfünfundsechzig ermöglichten, einen passenden Schaft in ihrer Größe einzusetzen. Mit ihren kleinen Händen und entsprechend schmalen Fingern war sie bei den großen Waffen gegenüber ihren Kollegen im Nachteil, vor allem, wenn sie wie eben, minutenlang zielen musste. Jetzt jedoch ging es um Schnelligkeit, darum leerte sie die zehn Schuss, ohne mit der Wimper zu zucken. Erst nachdem sich auch diese Kugeln wie in einer absurden Prozession vor ihrem Gegner aufreihten, senkte sie die Waffe und starrte ihn an. Wie war das möglich? Wut und Schock rangen miteinander, doch bevor eine Seite die Oberhand gewinnen konnte, schloss der Mann die Augen und atmete tief ein. Ihre Gefühle lösten sich auf, als hätte sie nie so etwas wie Zorn empfunden.
    Er seufzte und es klang beinah genussvoll. Dann öffnete er die Augen und taxierte sie aufmerksam.
    „Schön“, sagte er, als wäre der Versuch ihn abzuknallen, eine Lappalie. „Und jetzt reden wir.“
    Blanches Ohren klingelten vom Lärm der Heckler, für den Schalldämpfer war keine Zeit geblieben. Was bedeutete, dass es hier in fünf Minuten von Bullen nur so wimmeln würde. Doch das schien ihren Gast nicht zu beunruhigen. Er stand regungslos vor dem Küchentisch, die Hand noch immer ausgestreckt, die er nun langsam sinken ließ. Die Kugeln fielen zu Boden und rollten klirrend über den schmierigen Linoleumboden.
    „Setz dich.“
    Er griff nach dem Stuhl, auf dem er eben selbst noch gesessen hatte, und stellte ihn hinter Blanche. Mechanisch nahm sie Platz. Dann trat er einen Schritt zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen die Tischkante. In dieser Pose wirkte er wie ein lebendes Mahnmal – fehlte nur noch der Sockel. Wenn er die Unterarme noch ein Stückchen anwinkelte, würde sein Bizeps die Ärmel seines maßgeschneiderten Gangster-Outfits sprengen.
    „Man nennt mich … Elia.“
    Schon wieder eine Lüge, was keine Überraschung war. In ihrem Beruf nannte niemand seinen richtigen Namen. Nach Jahren voller Decknamen kannten die meisten Profis ihn nicht mal mehr selbst. Sie vergaßen ihre wahre Identität – oder wollten sich nicht an sie erinnern. An das Leben davor, als sie schwach und angreifbar gewesen waren.
    „Ich arbeite für eine ausgesprochen jähzornige Persönlichkeit. Er hatte eine Abmachung mit Wayne, die dieser nicht erfüllt hat. Da mein Chef seinen Teil der Vereinbarung eingehalten hat, legt er den Vertrag so aus, dass du für Waynes Schulden aufkommen musst, ansonsten bist du die Nächste, die sterben wird.“
    Wenn Elias Auftraggeber diesen Job unbedingt erledigt haben wollte, dann konnte er kaum Waynes Mörder sein. Es sei denn, Wayne hätte sich geweigert, den Auftrag zu Ende zu bringen, doch dann hätte er sich nicht erst darauf eingelassen. Normalerweise lief es so ab, dass Leo ihm eine To-do-Liste vorlegte, aus der sich Wayne die interessantesten Jobs herauspickte. Er hatte seine Prinzipien, auch wenn das für viele lächerlich klang. Keine Frauen, keine Kinder. Nur Leute aus der Szene, also Dealer, Zuhälter, Mörder, Erpresser, Schmuggler – der ganze Abschaum eben, dem er als Auftragskiller ebenfalls angehörte. Wayne hatte sich als jemand betrachtet, der Ungeziefer vernichtet. Nicht mehr und nicht weniger.
    „Um was geht es eigentlich?“, fragte sie, nachdem sie ihre Stimme wiedergefunden hatte.
    Elia beugte sich ein wenig vor, die schiefergrauen Augen auf sie gerichtet, deren Ausdruck sie tiefer in ihren Stuhl sinken ließ. Als er sprach, war seine Stimme so finster wie sein Blick. „Wayne hatte einen Pakt mit Saetan, meinem Boss. Genau genommen waren es zwei. Teil der ersten Vereinbarung war, dass Wayne ab und zu einen Auftrag für Saetan erledigt. Im zweiten Pakt hat er seine Seele an ihn verpfändet. Nach seinem Tod sollte sie meinem Boss gehören. Nicht allzu kompliziert würde ich sagen.“
    Oookaaay.
    „Und was hat er dafür bekommen?“ Sie konnte nicht fassen, dass sie diese Frage stellte, als würde sie ihm diesen Unsinn abkaufen. Doch Elia antwortete, als wäre das ganz normal.
    „Das ist eine Sache zwischen Saetan und Wayne. Fakt ist, dass Wayne nach seinem Tod nicht wie vereinbart in der Hölle erschienen ist, darum haben wir jetzt zwei Möglichkeiten.“ Er hielt einen Finger in die Luft, als ob sie nicht bis zwei zählen könnte. „Erstens: Du spürst Wayne in der Zwischenwelt
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