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Jakobsweg im Smoking

Jakobsweg im Smoking

Titel: Jakobsweg im Smoking
Autoren: Philipp Winterberg
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Waagenschnäppchen bei einem kurzen Abstecher in die Outdoorabteilung nicht ungekauft im Laden lassen mochte.
    „36 g“
    „Aha“, murmele ich triumphierend, „da nehme ich doch das Leichtere mit.“
    „Du weißt schon, dass Du ein totaler Nerd bist, oder?“
    Im romantischen Kerzenschein des Restaur ants kann ich in ihrem Gesicht leider nicht genau ablesen, ob dieser Kommentar liebevoll, lustig oder doch bitterernst und böse gemeint ist.
    In der Hoffnung, damit vielleicht die Gesamtsituation wieder auf Null stellen zu können, drücke ich die ‚Zero’-Taste.
    „36 g“
    „Das geht so nicht weiter“, sage ich mit fester Stimme, „ich tausche die Waage morgen um.“
    Später am Abend lese ich testweise eine Zeitschrift mit der Stirnlampe im Rotlichtmodus. Das funktioniert ganz wunderbar.
    G lücklich und zufrieden entdecke ich im schummerig roten Schein der Lampe einen Artikel mit dem Titel „Wenn ich groß bin, werde ich Nerd“:
    Am nächsten Morgen möchte ich bei Karstadt die überaus bockige ADE Maja Waage gegen ein funktionstüchtiges Exemplar eintauschen, doch auch die anderen vorrätigen Waagen zeigen sich überraschend launisch und fantasiereich widerborstig beim Versuch, sie probehalber auf Null zu stellen.
    „Das gefällt mir nicht“, urteilt die Karstadtmitarbeiterin mit Nachdruck und zwing t mich, statt der ADE Maja eine Soehnle Exacta als Ersatz zu akzeptieren:
    „Die Waagen von Soehnle sind gut. Die hat noch nie jemand zurückgebracht.“
    „0 g“, flüstert die Soehnle Exacta schüchtern.
    Ich mag sie sofort.

10. Wiegen und packen?

    Bis auf die Hosen und ein paar Kleinigkeiten haben ich meine Ausrüstung beisammen. Es ist an der Zeit, sie zu wiegen und sich für einen Rucksack zu entscheiden:
    „Was wiegt mein Nexus?“
    „139 g“, flüstert die Soehnle Exacta.
    „Was wiegt mein Spork?“
    „10 g“
    Das war ein Vortest. Sie hat bestanden. Jetzt kann es richtig losgehen:
    „Leki Trekkingstöcke?“
    „514 g“
    „Wirklich?“
    „514 g“
    Klasse! Auf der Packung stand 535 g. Da gibt es wohl produktionstechnisch bedingte Gewichtsschwankungen zu meinen Gunsten. Rücken Sie vor bis auf ultraleicht…
    „Brooks Cascadia?“
    „936 g“
    Huch , damit hatte ich nicht gerechnet.
    „GoLite JAM 35L?“
    „ 834 g“
    Wie bitte?
    „Laufbursche huckePÄCKchen Spezial?“
    „ 460 g“
    Oje, starke Gewichtsschwankungen zu meinen Ungun sten! Was ist denn da bloß los? Das Ding sollte doch nur 350 g wiegen? Ich sehe auf der Website des Herstellers nach: 350 g wiegt der nackte Rucksack ohne Hüftgurt und Rückenpolsterung. Ach so. Na gut.
    „ Canon Ixus Digitalkamera?“
    „142 g”
    „Notizbuch?“
    „96 g“
    „Kalender?“
    „165 g“
    „Rother Wanderführer?“
    „236 g”
    “Outdoor Wanderführer?”
    “259 g”
    Meine Güt e, Papier ist ganz schön schwer…

    Ich wiege und wiege und mit jedem Kilo wächst meine Überraschung und Verzweiflung:
    „Deo stick?“
    „14 3 g“
    „Parfüm ?“
    „209 g“
    „Rasierer ?“
    „225 g“

    „Sandalen?“
    „390 g”
    Warum ist das alles so schwer? Ich hatte erwartet, ohne Schwierigkeiten unter die 5-kg-Marke zu kommen, aber ak tuell bin ich noch bei über 10 Kilogramm.
    Mein Kulturbeutel ist zu schwer, meine Geräte sind zu schwer, meine Kleidung ist zu schwer: Mein Icebreaker Bodyfit Half Zip ist mit 270 g praktisch genauso schwer wie die Fleecejacke…
    B in ich zu groß für ultraleicht?
    Der Trockenrasierer bleibt zu Hause.
    Soviel ist sicher.

    Bei Icebreaker.com bestelle ich neben den zwei Paar Socken, die ich noch brauche, zwei Boxershorts und zwei kurzärmelige T-Shirts aus 150er-Merinowolle. Die sind wesentlich leichter und ersetzen die 200er. Das ExOfficio-Hemd bleibt ersatzlos zu Hause.

    Bei Mister*Lady im Alexa Shopping Center am Alexanderplatz finde ich Flip Flops, die nur 184 g wiegen. Die Kyoto Sidewalk Surfer Sandalen von Sanuk sind raus. Bei Rossmann und DM kaufe ich eine Bartschere, einen Nagelknipser, Zahnseide in einer Mini-Reisebox etc. Viele Pflegeprodukte bleiben zu Hause.

    Von den Wanderführern erstelle ich mir digitale Privatkopien, indem ich sie abfotografiere und PDF-Dokumente daraus bastele. Die Papierversion der Wanderführer bleibt in Berlin. Ebenso Notizbuch, Kalender etc.

    Beim Testen der Relags Klappausgießer-Fläschchen funktioniert alles wunderbar. Am ersten Tag jedenfalls. Am zweiten Tag ist die Zahnpasta im Ausgießer eingetrocknet. Ich drücke fester. Plötzlich löst sich die
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