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Jaeger

Jaeger

Titel: Jaeger
Autoren: Tania Carver
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Bewundernswerte, liebenswürdige Seiten. Wieder und wieder, in Endlosschleife.
    Man feierte Don Brennan. Sein Leben in Bildern.
    Und in Worten. Überall wurde erzählt. Ob an der Theke oder an den Tischen, die Gäste tauschten Geschichten über Don aus und gaben Anekdoten zum Besten. Indem sie zusammen lachten, hielten sie die Dunkelheit in Schach.
    Marina ließ den Blick durch den Raum schweifen. Ihr Herz war schwer, doch das Wissen, dass sie diesen Mann gekannt hatte und er ein wichtiger Teil ihres Lebens gewesen war, machte ihr die Trauer ein wenig leichter.
    Die eigentliche Trauerfeier hatte im Krematorium stattgefunden. Eine humanistische Zeremonie. Die Frau, die die Rede halten sollte, war einige Tage zuvor bei ihnen gewesen und hatte ihnen Fragen über Don gestellt – über seinen Charakter, seine Vorlieben und Abneigungen und über besondere Ereignisse, die sie in ihrer Trauerrede erwähnen sollte. Den Großteil der Unterhaltung hatten Marina und Phil bestritten. Eileen ging der Tod ihres Mannes noch zu nahe.
    Es war wirklich eine wundervolle Rede gewesen. Man hatte auch die Trauergäste um persönliche Beiträge gebeten, und so war ein ehemaliger Kollege von Don aufgestanden, um ein paar Worte zu sagen. Er war ein massiger Mann mit schiefer Nase und rotem Gesicht, der inzwischen deutlich mehr Kilos auf die Waage brachte als noch vor seiner Pensionierung, aber immer noch eine respekteinflößende Persönlichkeit war. Er hatte eine Anekdote über Don erzählen wollen, war mittendrin jedoch ins Stocken geraten und schließlich in Tränen ausgebrochen, so dass man ihn wieder an seinen Platz hatte begleiten müssen.
    Danach war Phil an der Reihe gewesen.
    Er müsse nicht reden, hatte Marina ihm zuvor gesagt, wenn er es nicht wolle oder nicht sicher sei, ob er es durchstehen würde. Und falls er für den Weg zum Pult und zurück Hilfe benötigte, würde sie für ihn da sein. Er hatte sich für ihr Angebot bedankt, es aber dennoch ausgeschlagen. Er hatte das Gefühl gehabt, dass dies etwas war, was er ganz allein schaffen musste.
    Eine Woche war seit Ostern vergangen. Vor einer Woche war Marina zu ihm ins Krankenzimmer gekommen und hatte ihn gehalten und gehalten und gehalten. Sie hatte ihn nie mehr loslassen wollen.
    Mittlerweile hatte man ihn aus der Klinik entlassen, allerdings war er noch auf längere Zeit krankgeschrieben. Er solle zu Hause genesen, hatten ihm die Ärzte gesagt. Seine Verletzungen seien nicht so schlimm wie zunächst befürchtet, schon in wenigen Tagen werde er sich nahezu ohne Hilfe fortbewegen können. Den ihm angebotenen Rollstuhl hatte er abgelehnt, und selbst die Krücken hatte er nur unter Protest angenommen. Er war fest entschlossen, so schnell wie möglich gesund zu werden. Ebenso fest entschlossen war er, auf Dons Trauerfeier eine Rede zu halten.
    Bevor er aufstand, drückte er Marinas Hand. Sie sah ihm in die Augen. Sie wirkten matt und waren voller Schmerz, und fast war es ihr, als blicke sie in einen Spiegel. Trotzdem liebte sie diese Augen. Es waren Augen, die sie immer wieder anschauen wollte und in denen sie all das wiederfand, was ihr jemals im Leben verlorengegangen war.
    Er lächelte ihr kurz zu und humpelte dann langsam, den linken Arm auf die Krücke gestützt, zum Podium.
    Er sprach ohne Notizen. Seine Worte kamen aus tiefstem Herzen, aus tiefster Seele. Er erklärte vor allen Anwesenden, dass Don und Eileen Brennan ihn adoptiert hätten – falls es jemanden gab, der dies noch nicht wusste. Er sei nicht ihr leiblicher Sohn, und sie seien nicht seine leiblichen Eltern. Stattdessen seien sie viel mehr als das. Unendlich viel mehr.
    Er sprach darüber, was Don ihm bedeutet hatte. Dass er ihm seinen Beruf, seine Haltung zum Leben, einfach alles verdanke. Und er sprach darüber, wie sehr sein Vater ihm fehlen würde. Gott, wie würde er ihm fehlen.
    Er hatte noch mehr gesagt, aber Marina konnte sich hinterher nicht mehr daran erinnern. Sie hatte zu viel weinen müssen.
    Nachdem er geendet hatte, war Phil zu ihr zurückgekehrt. Auf eigenen Beinen. Ohne Hilfe.
    In dem Moment hatte sie gewusst, dass alles gut werden würde.
    123 Marina hatte Josephina keine Sekunde aus den Augen gelassen. Als die Ärzte sie im Krankenhaus einer kurzen Routineuntersuchung hatten unterziehen wollen, um sicherzugehen, dass ihr nichts fehlte, blieb sie beharrlich an ihrer Seite. Sie wollte nicht eine Sekunde von ihr getrennt sein.
    Josephina war es nicht anders gegangen, sie hatte sich die ganze
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