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Jaeger

Jaeger

Titel: Jaeger
Autoren: Tania Carver
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Tochter.
    Tatsächlich. Da waren sie wieder. Schwach, aber trotzdem klar erkennbar. Schreie. Klopfen. »Josie …«
    Sie ließ die Frau, die sich Dee Sloane nannte, los, woraufhin diese lautlos auf dem Boden zusammensackte.
    116 Sandro bekam am Rande mit, wie Marina den Raum verließ, ließ sich davon jedoch nicht ablenken. Er hatte weiterhin ein wachsames Auge auf seinen Gegner. Golem? Hatte das verrückte Weib ihn so genannt? Aber völlig egal, wer oder was dieser Kerl war, Sandro würde ihn besiegen. Allerdings hatte er da ein hartes Stück Arbeit vor sich.
    Der Golem sah ihn an und kam dann grinsend auf ihn zu. Er schien sich auf den Kampf zu freuen. Solche Gegner hasste Sandro. Er wollte die Sache immer so schnell wie möglich hinter sich bringen. Hart reingehen, den anderen schnell und sauber auf die Matte schicken. Siegen. Genau so würde er es hier auch machen.
    »Du kannst mir nicht weh tun«, sagte der Golem. »Ich bin Superman …«
    Okay , dachte Sandro. Geschwätzig und durchgeknallt. Das hat mir gerade noch gefehlt.
    Er machte sich bereit. Der Schlafmangel und die Erschöpfung nach der Aufregung der letzten Stunden waren vergessen. Das Adrenalinhoch, das er Stunden zuvor gespürt hatte, als er in den Ring gestiegen war, setzte wieder ein. Er nahm die Fäuste vors Gesicht. Sein Motor lief auf Hochtouren. Er konnte fast hören, wie er im Leerlauf das Gaspedal durchtrat, ein Rennwagen kurz vor dem Start, der nur darauf wartete, dass endlich die Handbremse gelöst wurde, damit er zeigen konnte, was er unter der Haube hatte.
    Und noch etwas anderes trieb ihn an. Etwas, das immer in ihm war. Bei jedem Kampf, in jedem Augenblick seines Lebens.
    Die Wut. Die alte, vertraute Wut.
    Der Golem kam näher. In seinem Gesicht sah Sandro die Züge seines Vaters.
    »Ich kenne keinen Schmerz«, sagte der Golem erneut. »Aber du wirst ihn kennenlernen.«
    Sandro machte sich bereit.
    Er landete den ersten Schlag.
    117 Marina stürzte auf der Suche nach ihrer Tochter von einem Zimmer ins nächste und versuchte in der Dunkelheit Umrisse und Schatten auszumachen. Dabei rief sie immer wieder laut Josephinas Namen, damit diese wusste, dass ihre Mutter ganz in der Nähe war und sie bald finden würde. Dass alles gut werden würde, weil ihre Mutter jetzt endlich da war.
    »Josie, ruf noch mal! Hör nicht auf zu rufen …«
    Josephina gab ihr Bestes. Sie schrie und klopfte, doch die Schreie und das Klopfen wurden immer leiser.
    »Josie, Josie, nicht aufhören! Mach weiter …«
    Marina betrat ein Zimmer im hinteren Bereich des Hauses. Hier waren die Geräusche und der Geruch des Flusses am stärksten. Man konnte hören, wie die Wellen gegen das Fundament des Hauses schwappten und es unter dem Fußboden gurgelte. Die Dielen knarrten.
    »Josie!«
    Aus diesem Zimmer musste das Klopfen gekommen sein. Marina lauschte angestrengt. Nichts.
    »Josie, ich bin da! Mami ist gekommen. Sag doch was. Sag mir, wo du bist!«
    Ein schwaches, gedämpftes Pochen.
    Fieberhaft sah Marina sich um. Ihre Augen hatten sich inzwischen an die Finsternis gewöhnt. Sie hielt Ausschau nach alten Truhen, nach Schränken …
    »Noch einmal, Schatz, klopf noch einmal!«
    Erneut ein Pochen, diesmal kaum noch hörbar.
    Wieder glitt Marinas Blick verzweifelt durch den Raum. Hinter den Wänden konnte sie nicht sein. Irgendwann fiel ihr Blick auf den Boden.
    Da sah sie es.
    Eine Falltür.
    Sie rannte hin, griff nach dem Eisenring und zog daran. Das feuchte, verzogene Holz bewegte sich keinen Millimeter.
    Marina zog heftiger. Nichts.
    Tränen schossen ihr in die Augen. Wut, Hass und Verzweiflung kochten immer höher. Sie würde jetzt nicht aufgeben, sie würde …
    Erneut riss sie am Ring. Diesmal mit aller Kraft, mit jeder Faser ihres Körpers. Und wenn sie danach nie wieder auch nur einen Finger rühren konnte, sie musste diese Tür aufbekommen.
    Die Falltür bewegte sich. Nur ganz wenig, aber es war ein Anfang.
    Durch den Erfolg bestärkt, zog Marina heftiger.
    Und die Tür bewegte sich noch ein wenig mehr. Mit einem markerschütternden Schrei mobilisierte sie ein letztes Mal all ihre Kräfte.
    Endlich gab die Falltür nach.
    Marina fiel hintenüber, als das schwere Türblatt aufflog und laut krachend auf den Boden schlug. Das Geräusch hallte durchs Haus und erstarb irgendwo in weit entfernten Zimmern. Sofort rappelte Marina sich wieder hoch und spähte durch die Luke nach unten in die Dunkelheit.
    Dort war ihre Tochter.
    Klatschnass und mit vor Angst weit
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