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Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle

Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle

Titel: Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle
Autoren: Mikka Bender
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Zelt ein. Läuft ein Mönch mit Ihnen, kommen Sie um einen Klosterbesuch nicht umhin. Aber Vorsicht: Beim Betreten einer solchen religiösen Anlage müssen Sie die Schuhe ausziehen, selbst wenn Sie höllische Schweißfüße haben. Ist aber nicht schlimm, weil fast alle Mönche wie Sie Turnschuhe tragen und sich mit extremem Fußgeruch herumschlagen.
    Sind weder Nomaden noch Mönche in der Nähe, rennen garantiert ein paar Yaks mit Ihnen um die Wette. Die Wette verlieren Sie übrigens, weil diese Grunzochsen schneller sind, als sie aussehen, und weil Tibet über 3500 Meter hoch liegt. Da kann Joggen bei fehlender Akklimatisation zur Höllenqual werden. Faustregel für die richtige Höhengewöhnung: erste Woche schleichen, zweite Woche wandern, dritte Woche joggen. So einen Urlaub können sich aber nur Lehrer leisten.
    Joggen in asiatischen Ländern mit überwiegend hinduistischer Bevölkerung ist generell auch eher unproblematisch. Schwierig könnte es nur werden, sollten Sie sich nach einer ruhigen und beschaulichen Strecke sehnen. Wenn Sie gedankenverloren über abgeerntete Reisfelder traben, kann es nämlich schnell passieren, dass Sie in einen mittelgroßen Wanderbasar geraten. Da hocken dann ein paar hundert Händler in der Landschaft, die allen möglichen Krimskrams mit sich herumschleppen und mit Ihnen natürlich nicht joggen wollen, sondern Ihre Hose, Ihr Hemd, wenn Sie denn eins tragen, und Ihre Schuhe kaufen wollen. Wobei ein solches Geschäft geradezu im Laufen abgewickelt wird. Dabei reißen Ihnen ganz viele Hände die Sachen vom Leib, anschließend überreicht man Ihnen etwa 200 indische Rupien, umgerechnet zwei Euro, mit der Bemerkung: «Good business for you!» Na ja, werden Sie denken, und wie soll ich jetzt weiterlaufen? Ich sag es Ihnen. Kaufen Sie sich für 100 indische Rupien bei den Händlern eine neue indische Turnhose und für die restlichen Rupien ein paar Badelatschen. Man kann übrigens sehr gut in Badelatschen joggen, auch das weiß ich aus eigener Erfahrung.
    In Afrika ist es bei diesem Sport ziemlich egal, welcher Religion die Menschen vor Ort angehören. Viele international erfolgreiche Läufer kommen aus nordafrikanischen Ländern mit muslimischer Bevölkerung. So holte etwa der Marokkaner Hicham El Guerrouj bei den Olympischen Spielen in Athen 2004 zweimal Gold, über eine Kurz- und über eine Langstrecke. Ganz allgemein sollten Sie aber in den «Läuferländern», also im Norden und Osten des Kontinents, auf mögliche Hintermänner achten. Wenn ein wild gewordener Äthiopier oder Kenianer Sie überholen will, stehen Sie besser nicht im Weg. Es könnte schließlich ein kommender Olympiasieger sein, und dessen Karriere wollen Sie ja nicht verhindern.
    Im Süden von Afrika kann ich Jogger nur warnen: Laufen Sie nie im Umfeld von Jagdfarmen! Denn dort verbringen häufig deutsche Jäger ohne Jagdglück ihren Urlaub. Treffen sie in ihrer Heimat keine altersmüde Ringeltaube, fallen nun Kudus, Gnus und Springböcke im Minutentakt. In diesem Blutrausch kann dann auch ein Jogger fallen. Falls Sie keineswegs auf Ihren Sport verzichten wollen, rennen Sie bitte nie ohne Signalweste los.
    Doch außerhalb dieser Todeszone drohen weitere Gefahren. Ich könnte Ihnen jetzt raten, beim Joggen Leuchtraketen mitzunehmen, damit man Sie, sollten Sie sich verlaufen, auch findet. Weiterhin einen Knirps als Schutz gegen die Sonne, einen Klappspaten, um sich notfalls aus einer Düne auszugraben, ein Jagdgewehr als Verteidigungswaffe bei einem eventuellen Löwenangriff sowie einen Zehn-Liter-Wasserkanister gegen den Durst. Aber ich weiß, das ist zu viel verlangt. Besser, Sie unterlassen in diesen Regionen das Laufen.
    Wenden wir uns nun Europa zu. Hier kennt sich der deutsche Jogger gemeinhin gut aus. Entschiedenes Fehlverhalten schließt dieses Wissen aber nicht aus. So wird häufig in dörflicher Umgebung vergessen, dass man eine Laufrunde nie auf einem Friedhof beenden sollte, auch wenn das dortige Wasserbecken noch so sehr lockt, um sich kurz abzukühlen. Ein Friedhof ist weder Badeanstalt noch Turnhalle.
    In großen Teilen Spaniens wartet der schlimmste natürliche Feind des Joggers, der gemeine Straßenköter, in besonders hinterhältiger Weise auf sein Opfer. Er versteckt sich mit Vorliebe hinter alten Mauern von Bauernhöfen, die idyllisch in der hügeligen Lauflandschaft liegen. Und zwar in Rudeln. Kommen Sie nichtsahnend vorbei, prescht diese Hundebande auf Sie zu. Dabei sind die vierbeinigen Gangs
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