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Irrfahrt durch die Düsterzone

Irrfahrt durch die Düsterzone

Titel: Irrfahrt durch die Düsterzone
Autoren: Hans Kneifel
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ungleich größer. Diese Gedanken brachten Necron wieder zu seinem Wagen und den Körpern, die er dort aufbewahrte. Er würde auch diesmal dafür sorgen, daß die Körper einer Bestimmung zugeführt wurden, die jene Toten nicht ihrer letzten Würde beraubte.
    Geduldig wartete Necron.
    Es wurde heller, der neue Tag brach an. Noch waren die Abstrusen geblendet. Aber nicht mehr lange, und sie würden wieder angreifen.
    Necron band vier Seile an die Kufen und probierte die neuen Knoten aus. Er aß etwas, versorgte die Pferde mit Kraftfutter und bereitete sich auf dem Feuer einen großen Becher aufputschenden Tee. Die spitzen Katzenohren der Abstrusen bewegten sich und richteten sich auf die Gestalt, die ruhig hin und her ging. Aber nicht für einen Augenblick schloß der Alleshändler seine Jacke, nicht einmal legte er die Armbrust aus der Hand. Er verstaute die Reste des Essens wieder und suchte Holz zusammen und trockene Strünke.
    Lautlos schob sich die Scholle, an anderen, kleineren Inselchen vorbei, dem rettenden Festland zu. Necron vergewisserte sich, daß sämtliche Schlösser seines Wagens gesichert waren und ging wieder zu seinen Pferden. Er verstärkte die Leinen, mit denen sie am Wagen festgebunden waren, weil er einen neuen Angriff befürchtete.
    Irgendwann stand ein Abstruser auf. Er wankte und polterte, aber es war deutlich, daß er seine Umgebung wieder erkannte. Er suchte nach seinen Waffen und trat wütend nach seinen Artgenossen. Dabei stieß er unablässig grunzende Laute aus. Die Gruppe bewegte sich und kam wieder zu sich, wurde erregter und suchte mit großen Raubtieraugen nach der Beute.
    Kein Zauber wirkte ununterbrochen mehrmals, mußte sich Necron eingestehen. Ihm blieb noch immer ein Lichtblitz-Kügelchen, ein einziges. Er hob sich dieses Mittel bis zum äußersten Augenblick auf.
    Wieder eine Stunde später, nachdem die Halbtiere das Wasser aus den unzerstörten Trichterblüten in ihre Kehlen gegossen hatten, bewaffneten sie sich zielstrebig mit den Bruchstücken ihrer eigenen Waffen und mit losen Knüppeln und Ästen. Sie bildeten jetzt eine geschlossene Gruppe. Bei den ersten Versuchen, sich des lebendigen Fleisches zu bemächtigen, waren sie als einzelne Jäger oder als Paare aufgetreten. Der Anführer mit dem eisgraugelb gesprenkelten Hyänenfell setzte sich, in jeder Pranke ein Steinbeil, an die Spitze. Sie kamen auf dem schmalen Pfad näher, den Necron zwischen dem Wagen und dem Weideplatz getreten hatte.
    Plötzlich sprang ihnen Necron in den Weg, riß die Arme auseinander und donnerte ein:
    »Zurück!«
    Sie verstanden ihn nicht, aber sie erkannten seine Haltung und konnten dem Klang seiner Stimme entnehmen, daß es nichts anderes als eine Drohung darstellte. Aber Hunger und Gier ließen sie ihre Vorsicht vergessen.
    Der Anführer stutzte und hielt an.
    Die Abstrusen hinter ihm schoben ihn nach vorn. Er ließ sich kurz auf alle viere nieder und riß sich selbst gleich darauf wieder hoch. Seine Arme schwangen die langen Holzstöcke mit der gespaltenen Spitze, in der ein scharfzackiger Stein festgebunden war.
    »Halt, oder ihr sterbt!« schrie Necron ein zweitesmal.
    Kreischend und grunzend drängten die Abstrusen heran. Ein Speer fauchte durch die stinkende Moorluft und bohrte sich dicht neben Necrons Schulter in das dichte Gebüsch. Die Kolbenpflanzen klapperten, als der Stock zwischen ihnen zu Boden fiel. Necron senkte die Armbrust und schoß dem Anführer den Bolzen in die Brust.
    Dann griff er an den Gürtel und hielt in einer blitzschnellen Bewegung zwei Wurfmesser an den Spitzen.
    Der Abstruse heulte auf und sprang senkrecht eine Mannsgröße hoch in die Luft. Sein Hintermann wischte den zuckenden Körper, in dem das Gift rasend schnell zu wirken begann, zur Seite und drang auf Necron ein. Mit einem kaum hörbaren Zischen überschlug sich das Messer und traf den Angreifer in die Halsgegend. Gurgelnd stürzte er zu Boden. Zwei Tierwesen stürzten sich auf ihn und fingen an, ihn in rasender Gier zu zerfleischen. Zwei andere Paare packten die zuckenden Gliedmaßen des Anführers und stritten sich darum. Blut strömte aus furchtbaren Bißwunden.
    Schaudernd sprang Necron vorwärts, wieder zwei wurfbereite Dolche in den Händen. Die Tiere wichen angstvoll zurück, aber nicht weit, denn die Gier trieb sie wieder zu den getöteten Artgenossen. Mit einem schnellen Griff riß Necron das Messer aus dem Kadaver, wischte es kurz ab und ging rückwärts auf die Pferde zu, seine Gegner einen
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