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Irische Küsse

Irische Küsse

Titel: Irische Küsse
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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gewinnen – koste es, was es wolle. Frohe Erwartung stieg in ihm auf, denn bald würde er ihr Herz erobern.
    Der Dieb musste sich unter der Schar der Verehrer aufhalten, die sich um die Geneigtheit ihrer Schwester bemühten, davon war Honora überzeugt. Bei so vielen Fremden auf der Burg konnte ein Langfinger sich unauffällig bewegen.
    Sie wartete lange Zeit, bis die Dunkelheit die Burg einhüllte. Im Schutz der Nacht schlich sie lautlos an den Wachen vorbei, die sich die Zeit mit einem Würfelspiel vertrieben.
    Finde die Schatulle, und du findest den Dieb – so einfach war das. Sie hatte bereits die Große Halle durchsucht, ohne eine Spur bei den einfachen Rittern und Gefolgsleuten zu entdecken. Blieben nur noch die Schlafkammern der Gäste adliger Herkunft.
    Geräuschlos betrat sie die erste Kammer und durchsuchte das Gepäck ihrer Bewohner, ohne auf die Schatulle gestoßen zu sein. Im Schatten der Mauer schlich sie zur nächsten Kammer. In einiger Entfernung stand ein Wächter neben den Steinstufen.
    Mit angehaltenem Atem betete Honora, er möge sie nicht erkennen. Ihr Vater würde sie töten, wenn er wüsste, was sie vorhatte.
    Lautlos öffnete sie die nächste Tür und horchte. In dem Gemach war es finster und still. Sie schlich zu einem Bündel, das aber nicht das gestohlene Gut enthielt. Angestrengt spähte sie nun in die Dunkelheit, um ihre Suche fortzusetzen.
    Plötzlich wurde sie von hinten gepackt. Eine schwere Hand legte sich über ihren Mund, ein Arm umfing ihre Taille und wirbelte sie herum. Sie wehrte sich verbissen, schlug mit den Füßen gegen seine Beine, doch der Angreifer hob sie mühelos hoch und drückte ihren Rücken gegen die Wand. Ein Streifen Mondlicht stahl sich durch Wolkenfetzen und beleuchtete sein Gesicht.
    Sie erstarrte beim Anblick von Ewan MacEgan. Beim Heiligen Kreuz, sie hatte geglaubt, ihm nie wieder zu begegnen. Was hatte er hier zu suchen?
    Sein nackter Oberkörper glänzte silbern im Mondlicht, sein muskelbepackter Brustkorb hob und senkte sich mit jedem Atemzug. Honoras Herz klopfte, trotz der warmen Sommernacht fröstelte sie.
    „Suchst du etwas?“, fragte er vorwurfsvoll, ohne sie loszulassen. Er schien ihr Gewicht gar nicht zu bemerken.
    Als sie ihn zum letzten Mal gesehen hatte, war Ewan ein schlaksiger, hoch aufgeschossener Jüngling, zudem ein etwas linkischer Kämpfer, allerdings vom Ehrgeiz beseelt, keinesfalls eine Niederlage einstecken zu wollen. Er hatte Tag und Nacht daran gearbeitet, sich zu stählen und abzuhärten.
    Aus dem Jüngling war ein Mann geworden. Ein gut aussehender Mann. Sein dunkelblondes, kurz geschorenes Haar unterstrich sein markantes Gesicht und die ausgeprägte Kinnpartie. Ein mächtiger Brustkorb verjüngte sich zu schmalen Hüften. Seine Bauchdecke war flach, und …
    Allmächtiger im Himmel. Er war nackt.
    Zu keinem klaren Gedanken fähig, konnte sie den Blick nicht von seinen Lenden abwenden. Ihr Ehemann war im Vergleich zu ihm ein schmächtiges Kerlchen gewesen. Ewan sah aus wie ein heidnischer Kelte. Von ihm ging eine Wildheit aus, die sie beklommen machte.
    Langsam stellte er sie auf die Füße, dabei war sie immer noch gegen die Wand gelehnt. Ihre Handgelenke ließ er nicht los, und sie selbst hatte völlig vergessen, sich zu wehren. Seine Nähe wirkte lähmend auf sie. Schließlich gab er eine Hand von ihr frei und riss ihr die Kapuze vom Kopf.
    „Du bist eine Frau.“
    Sie konnte immer noch nicht klar genug überlegen, um zu antworten.
    „Wer bist du?“, fragte er barsch.
    Ihre Zunge wollte ihr nicht gehorchen. Erinnerte er sich nicht an sie? Nach all den Jahren, in denen sie sich erniedrigt hatte, ihm hinterhergelaufen war und versucht hatte, ihn im Schwertkampf zu besiegen? Allerdings verbarg die Dunkelheit ihre Gesichtszüge, er konnte sie nicht genau sehen.
    „Katherine?“, fragte er zaghaft.
    Wut stieg in ihr auf. Nein, sie war nicht ihre schöne heilige Schwester. Das hätte er sich allerdings nach ihrem verbotenen Eindringen denken können. Ihre Schwester würde nicht im Traum auf die Idee kommen, sich nachts in eine fremde Kammer zu schleichen, ganz zu schweigen davon, einen Dieb zu verfolgen.
    Bevor sie widersprechen konnte, legte er seinen Mund auf ihre Lippen. Eine erschreckende Empfindung durchströmte sie. Sie vergaß, wonach sie suchte, vergaß, was ihr geschah. Die Welt um sie herum stürzte ein, es gab nichts mehr, nur diesen Kuss.
    Sie war wie betäubt, ihre Lippen blieben verschlossen. Sanft und zärtlich
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