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In Tödlicher Mission

In Tödlicher Mission

Titel: In Tödlicher Mission
Autoren: Ian Fleming
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Mr Krest gesehen?«, fragte Bond.
    Fritz wirkte verwirrt. »Nein, Sir. Warum? Stimmt etwas nicht?«
    Bond bemühte sich, besorgt zu wirken. »Er ist auch nicht achtern. Bitte suchen Sie nach ihm. Er hat auf dem Bootsdeck geschlafen. Aber dort ist er nicht, und seine Hängematte ist gerissen. Er war gestern ziemlich betrunken. Kommen Sie! Los!«
    Als man zu dem zwangsläufigen Ergebnis gekommen war, hatte Liz Krest einen kurzen, aber glaubhaften hysterischen Anfall. Bond brachte sie in ihre Kabine und ließ sie dort weinend zurück. »Schon gut, Liz«, sagte er. »Sie halten sich raus. Ich werde mich um alles kümmern. Wir werden Port Victoria anfunken und so weiter. Ich befürchte, es wäre sinnlos, umzudrehen und nach ihm zu suchen. Seit Tagesanbruch sind bereits sechs Stunden vergangen, in denen er nicht gehört oder gesehen wurde. Es muss in der Nacht passiert sein. Ich befürchte, dass niemand eine so lange Zeit in diesen Gewässern überleben kann.«
    Sie starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. »Sie meinen … Sie meinen, wegen der Haie und so weiter?«
    Bond nickte.
    »Oh Milt! Mein armer Liebling Milt! Oh, warum musste das nur passieren?«
    Bond ging hinaus und schloss leise die Tür.
    Die Jacht umrundete Cannon Point und drosselte die Geschwindigkeit. Sie hielt Abstand zum Riff und glitt ruhig durch die breite Bucht, die vom letzten Licht gelblich eingefärbt wurde, auf die Anlegestelle zu. Die kleine Stadt am Fuße der Berge lag bereits in indigofarbenen Schatten, in denen sich funkelnde Lichter zeigten.
    Bond sah zu, wie sich das Zollboot von Long Pier aus zu ihnen aufmachte. Schon bald würde sich die Nachricht von der Funkstation zum Seychellen-Club und von da aus über die Fahrer und Dienstboten der Mitglieder bis in die Stadt verbreiten.
    Liz Krest drehte sich zu ihm um. »Jetzt werde ich doch ein wenig nervös. Werden Sie mir helfen, den Rest durchzustehen – diese furchtbaren Formalitäten und so weiter?«
    »Natürlich.«
    »Machen Sie sich nicht zu viele Sorgen«, sagte Fidele Barbey. »All diese Leute sind meine Freunde. Und der Polizeichef ist mein Onkel. Wir werden alle eine Aussage machen müssen. Wahrscheinlich werden sie uns morgen befragen. Und am nächsten Tag können Sie gehen.«
    »Denken Sie wirklich?« Auf ihrer Wange war ein einzelner Schweißtropfen erschienen. »Das Dumme ist, dass ich keine Ahnung habe, wohin ich danach gehen oder was ich tun soll. James, Sie könnten sich nicht zufällig vorstellen …« Sie zögerte und sah Bond nicht an. »Sie könnten sich nicht zufällig vorstellen, mich nach Mombasa zu begleiten, oder? Ich meine, Sie fahren doch sowieso dorthin, und mit mir wären Sie einen Tag früher dort als mit Ihrem eigenen Boot, Camp irgendwas.«
    »
Kampala
.« Bond zündete sich eine Zigarette an, um sein Zögern zu verbergen. Vier Tage allein auf einer Jacht mit dieser Frau! Aber wie der Fischschwanz aus dem Mund geragt hatte! War sie es gewesen? Oder hatte Fidele es getan, in dem Wissen, dass seine Onkel und Vettern auf Mahé dafür sorgen würden, dass ihm nichts geschah? Wenn sich nur einer von ihnen verplappern würde. »Das ist schrecklich nett von Ihnen, Liz. Natürlich würde ich Sie gerne begleiten«, antwortete Bond locker.
    Fidele schmunzelte. »Bravo, mein Freund. Ich würde zwar gerne in deinen Schuhen stecken, aber da ist noch eine Sache. Dieser verdammte Fisch. Er ist eine große Verantwortung. Ich kann mir vorstellen, dass ihr vom Smithsonian deswegen mit Telegrammen überschwemmt werdet. Vergesst nicht, dass euch eine Art wissenschaftlicher Kohi-Noor anvertraut wurde. Und du weißt, wie diese Amerikaner sind. Die werden euch in den Wahnsinn treiben, bis sie das Ding endlich in Händen halten.«
    Bond beobachtete Liz Krests Reaktion genau. Jetzt würde sie Farbe bekennen müssen. Und er würde sich etwas einfallen lassen, um aus der Reise nach Mombasa auszusteigen. Diese spezielle Art, einen Mann umzubringen, gefiel ihm nicht besonders …
    Aber sie zuckte nicht einmal mit der Wimper. Die schönen, aufrichtigen Augen richteten sich auf Fidele Barbeys Gesicht, und sie erwiderte charmant: »Das wird kein Problem sein. Ich habe beschlossen, ihn dem British Museum zu spenden.«
    James Bond bemerkte, dass sich nun auch an ihrer Schläfe Schweiß sammelte. Aber es war schließlich auch ein verdammt heißer Abend …
    Das Dröhnen der Motoren verstummte, und die Ankerkette fiel rasselnd in die stille Bucht.

James Bond kehrt zurück in
    FEUERBALL

ROMANE
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