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in tausend Noeten

in tausend Noeten

Titel: in tausend Noeten
Autoren: Enid Blyton
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jeder Gelegenheit.
    „Tobt hier nicht herum“, sagte Katrin. „Ihr habt auf unserem Flur überhaupt nichts zu suchen.“
    „Aber ihr geht doch auch durch unseren Flur!“, widersprach so ein Wicht.
    Und als Hanni zwei Kampfhähne aus der Ersten zu trennen versuchte und rief: „Schämt ihr euch denn gar nicht, sich zu raufen wie zwei Gassenjungen?“ – verbündeten sich die beiden plötzlich und streckten ihr die Zunge raus. Dann riefen sie aus entsprechender Entfernung: „Du kannst leicht schimpfen, bei dir weiß ja keiner, ob du‘s selber bist oder dein Zwilling.“
    Es dauerte eine ganze Weile, bis die Jüngsten gelernt hatten, sich in das Internatsleben von Lindenhof einzufügen.

Eine der Neuen soll eine Prinzessin sein?
     
    „Manchmal frage ich mich, was eigentlich mit Grit los ist“, sagte Hanni eines Abends beim Schlafengehen. „Ewig schweigsam – wie hält sie das bloß aus?“
    „Wir schafften es jedenfalls nicht“, erwiderte Nanni lachend. Aber sie wurde gleich wieder ernst. „Du hast schon recht, Grits Schweigsamkeit ist geradezu beängstigend.“
    „Sie erschrickt auch bei jeder Kleinigkeit“, fuhr Hanni fort. „Ich habe in der Klasse ein paarmal beobachtet, wie sie bei jedem lauten Geräusch zusammenfuhr. Als gestern die beiden Düsenjäger über den Himmel tobten, duckte sie sich sogar.“
    „Was ihr bloß habt“, meinte Elli gähnend. „Sie ist einfach eine langweilige Person. Ich wüsste gar nicht, worüber ich mich mit ihr unterhalten sollte.“
    „Darüber brauchst du dir nicht den Kopf zu zerbrechen!“, versicherte Nanni.
    Die Schwestern aber beobachteten von nun an Grit genauer. Wie Hanni gesagt hatte: Das Mädchen war sehr furchtsam. Ob eine Tür schnell zuschlug, ob der Wind eine Gardine vor einem offenen Fenster aufbauschte und ins Zimmer wehte, ja sogar wenn Jenny einen ihrer berüchtigten Nieser losließ – Hatschi-hatschi-i-i, so fünf-, sechsmal hintereinander –, dann zuckte Grit zusammen und ihre Hände zitterten. Sprach jemand sie unvermutet an, guckte sie mit großen erschrockenen Augen.
    „Das Mädchen ist wahrscheinlich ein Angsthase!“, urteilte Nanni.
    Aber Grit tat den Zwillingen leid, und sie versuchten manchmal, mit ihr zu reden.
    „Gefällt es dir hier und hast du dich schon ein bisschen eingelebt?“, fragten sie. „Hast du Lust, mit uns durch den Park zu laufen?“
    Zuerst ging Grit nur scheu auf solche Versuche ein. Allmählich wurde sie zutraulicher. Sie schien froh zu sein, wenn sie mit den Zwillingen sprechen konnte, auch wenn es um ganz alltägliche Dinge ging. Sie kam schließlich sogar von selber, wenn ihr bei einer Aufgabe etwas unklar war, und das hielten die beiden für ein erfreuliches Zeichen.

    Verwundert beobachteten die Freundinnen, wie die Zwillinge und Grit miteinander redeten und oft zusammensaßen.
    „Was findet ihr bloß an der grauen Maus?“, fragte Bobby neugierig.
    „Finden? Sie tut uns einfach leid. Wenn eine von uns plötzlich in eine fremde Umgebung geraten würde, wäre das auch nicht gerade lustig“, versuchten sie zu erklären.
    Doch Carlotta war anderer Meinung: „Das ist schließlich jedem von uns einmal passiert. Aber ich glaube nicht, dass ich mich so angestellt habe wie ... wie ...“, sie suchte nach einem passenden Vergleich.
    „... wie ein scheues Reh“, sagte Bobby. Doch der Ausdruck schien ihr allzu poetisch, „... wie ein krankes Kalb“, sagte sie endlich. Die anderen lachten. Die Zwillinge zuckten mit den Schultern. „Denkt, was ihr wollt.“
    Hilda war die Einzige, die mit ihnen einer Meinung war. „Grit hat bestimmt großes Heimweh“, sagte sie, „und wen das erst einmal erwischt hat, dem geht es mies.“
    Langsam und erst fast unmerklich entstand eine Kluft zwischen den Freundinnen. Vielleicht fiel das den meisten gar nicht so auf. Aber die Zwillinge spürten es, wenn Bobby oder Carlotta nicht mehr so oft wie sonst zu ihnen kamen oder Jenny eine ihrer boshaften Bemerkungen gegen sie losließ. Das bekümmerte die Schwestern. Es kam vor, dass sie sich fragten: „Ist es das wert, dass wir unsere Freundschaft mit den anderen aufs Spiel setzen?“ Manchmal war ihnen geradezu unbehaglich zumute und sie wären gern von sich aus zu den anderen gegangen, um die alte Freundschaft zu retten. Ihr Stolz ließ es dann doch nicht zu. Und die anderen dachten gar nicht daran, den ersten Schritt zu tun. Immer war die Fremde bei den Schwestern, da hielten sie sich lieber ein wenig abseits.

    Im Unterricht
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