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In sündiger Silvesternacht

In sündiger Silvesternacht

Titel: In sündiger Silvesternacht
Autoren: Julie Kenner
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Haus. Niemand sonst in der Familie wollte mich. Schon gar nicht die beiden Kinder. Sie fanden es spaßig, mich in Schwierigkeiten zu bringen. Sie hängten mir Dinge an. Ich war noch nicht einmal fünf Jahre alt, aber nicht einmal die Mutter glaubte mir, wenn ich etwas abstritt.“
    Die Bilder von damals schienen in ihrem Geist wieder aufzutauchen. Alles was D. C. für sie tun konnte war, den Arm um sie zu legen.
    „Eines Tages, kurz vor Weihnachten, nahmen die Kinder Wachsmalkreiden und kritzelten damit die Wände des Esszimmers voll. Danach erzählten sie ihrer Mutter, sie hätten mich dabei erwischt. Ich sagte, dass das nicht stimmte, aber ich war die Außenseiterin. Der Vater fand, mir solle eine Lektion erteilt werden. Deshalb lagen für mich keine Geschenke unter dem Weihnachtsbaum. Ich musste dabeisitzen und zusehen, wie alle anderen ihre Geschenke auspackten.“
    D. C. kochte innerlich vor Wut, doch er fragte ganz ruhig: „Was passierte danach?“
    „Als ich weinte, wurde ich in mein Zimmer geschickt. Sie sagten, so würde Santa Klaus böse Mädchen eben behandeln. Ein paar Tage später wurde ich wieder in eine Pflegeunterbringung geschickt.“
    Erneut unterdrückte er seinen Ärger. „Das war also ein doppelter Schlag. Nicht nur der Weihnachtsmann bestrafte dich, auch die Mutter hat dich zurückgewiesen.“
    „Ja.“ Ihre Antwort war kaum hörbar.
    Er zog Fiona näher an sich. Sie lehnte den Kopf an seine Schulter.
    „Kein Wunder, dass du keinen Baum hast.“
    Sie hob den Kopf. „Die meisten Leute verstehen das nicht.“
    Mit der Fingerspitze strich er über ihr Kinn. „Das ist nicht alles, oder? Was ist noch an Weihnachten passiert?“
    „Dir entgeht wohl nichts.“
    „Ich bin Polizist.“
    Sie senkte den Blick. „Du wirst lachen.“
    Er hob ihr Kinn an und sah ihr in die Augen. „Nein.“
    „An Weihnachten habe ich mich zum ersten Mal verliebt.“
    Plötzlich schmeckte er einen faden metallischen Geschmack im Mund. War er eifersüchtig? „Erzähl mir davon.“
    „Das ist wirklich eine alte und kitschige Geschichte.“
    „Die mag ich besonders.“
    „Ich war sechzehn, und er war Kapitän der Footballmannschaft an meiner Highschool. Erinnerst du dich an deine erste Liebe?“
    „Mandy Reardon.“
    „Shawn Hancock. Vor mir war er schon mit vielen Mädchen gegangen, aber darüber dachte ich nicht nach. Ich war so durcheinander, weil er mich beachtete, dass ich blind war. Wenn ich morgens aufwachte, galt ihm mein erster Gedanke und beim Einschlafen mein letzter.“
    D. C. schluckte und spürte wieder diesen metallischen Geschmack.
    „Er nahm mich mit ins Kino, ließ mich seinen Footballpullover tragen. Niemand hatte mir zuvor jemals so viel Aufmerksamkeit geschenkt. Die Landung war wirklich hart. Ich stellte keine Fragen. Vielleicht wollte ich die Antworten nicht hören.“
    D. C. wäre am liebsten aufgestanden und im Raum auf und ab gegangen. Er wollte irgendetwas kaputt machen. Doch das würde Fiona nicht helfen. So blieb er sitzen und ließ sie ihren Kopf wieder auf seine Schulter legen.
    Nach einer Weile fuhr Fiona fort. „Genau zwei Tage vor Weihnachten verlangte er seinen Pullover zurück. Er brauchte ihn, um ihn seiner nächsten Freundin zu geben. Ich war so dumm gewesen.“
    „Nein. Du warst sechzehn und zum ersten Mal verliebt. Und er war ein Trottel allererster Güte.“
    Er fühlte, dass sie lächelte und entspannte sich etwas. „Ich werde dich nicht verletzen, Fiona.“
    „Das hast du schon mal gesagt, und du würdest das auch nie absichtlich tun. Das weiß ich. Ich bin nicht so dumm, dich mit Shawn zu vergleichen.“
    D. C. wollte ihr widersprechen. Doch ihm war klar, dass Worte hier nicht helfen würden. Nicht allem konnte man mit Logik und Reden beikommen. Er würde ihr zeigen müssen, was er meinte.
    „Weißt du, wie man am besten eine andere Einstellung zu Weihnachten bekommt?“
    „Du wirst es mir sicher gleich sagen.“
    „Du musst dir neue Erinnerungen schaffen. Ich könnte dir dabei helfen.“
    Sein Blick verriet ihr, was er vorhatte, und sie musste lachen. „Ganz bestimmt.“
    D. C. umfasste ihr Gesicht mit den Händen und neigte den Kopf. „Diesmal übernehme aber ich die Führung.“ Dann kostete er ihre Lippen wie eine erlesene Speise.
    Hingebungsvoll überließ sich Fiona seinem Kuss.

11. KAPITEL
    Am nächsten Morgen erwachte Fiona durch das Klingeln des Telefons. Als sie die Augen öffnete, sah sie direkt in D. C.s Gesicht. Sie lagen einander zugewandt auf
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