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In letzter Sekunde

In letzter Sekunde

Titel: In letzter Sekunde
Autoren: Patricia Rosemoor
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über drei Ebenen mit ihrem Netzwerk von Straßen hinab, die Zugang zur Innenstadt und zu den Brücken über den Chicago River boten. Sie hatten die zweite Ebene erreicht, als sie Blades Schritte näher kommen hörte. „Er wird uns einholen", warnte sie Nathan.
    „Dann ist er ein toter Mann."
    „Nein, du darfst ihn nicht umbringen!" Abrupt schaltete sie auf eine andere Taktik um. „Du bist doch kein Mörder, Nathan", jammerte sie. „Du brauchst einfach nur professionelle Hilfe."
    „Ich brauche Danielle, aber du hast dafür gesorgt, dass ich sie nicht mehr habe. Wärst du nicht, würde sie mich sehen wollen."
    Er leidet unter Wahnvorstellungen, dachte Lynn. „Du brauchst wirklich Hilfe, Nathan.
    Beratung. Dann wird Dani bestimmt bereit sein, dich zu sehen", log sie.
    „Du bist das Problem. Du musstest deine Nase unbedingt in Angelegenheiten stecken, die dich nichts angehen. Jetzt weiß ich, wie ich Danielle wiedergewinne", fuhr er fort. „Wenn du tot bist, wird Danielle zur Beerdigung kommen, und ich werde da sein, voller Mitgefühl und Trost. Schon sehr bald wird sie wieder mein sein."
    „Wenn du dir nicht helfen lässt, auf keinen Fall", entgegnete Lynn. „Sie hat Angst vor dir."
    „Sie hat Angst vor dir und deiner Meinung von mir", konterte Nathan. „Deswegen hat sie mich verlassen."
    Sie hatten die unterste Ebene erreicht, laufend, und Nathan schob sie in Richtung des mit Gittern abgetrennten Bereichs, in dem die Stadt die von der Polizei abgeschleppten Autos verwahrte. Ein paar Arbeiter am Tor schauten zu ihnen herüber, unterhielten sich dann aber weiter.
    Lynn warf einen Blick über die Schulter und sah Blade die letzten Stufen herabhetzen. Er kam direkt auf sie zu. Sie war hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, sich von ihm helfen zu lassen, und der Furcht um sein Leben.
    Sie musste etwas tun ... aber was?
    Im Apartment hatte sie sich nicht gewehrt. Auch nicht, als er sie zwang, mit ihm zu gehen.
    Wie benommen war sie gewesen, hatte sich ihrem Schicksal ergeben. Aber nun ging es nicht nur um sie allein.
    Sie erinnerte sich an Cass' Worte, an das, was sie über die Kugel gesagt hatte.
    Wenn er erschossen wurde, traf sie allein die Schuld. Sie hatte Fehler begangen, übersehen, dass Nathan auch zu den Verdächtigen zählte. Dann war sie nach Haus zurückgekehrt und hatte unwissentlich dafür gesorgt, dass Blade direkt in eine tödliche Falle gelaufen war.
    Mein Leben hätte ich für dich gegeben ...
    Jetzt glaubte sie es ihm.
    Er stirbt doch nicht wirklich, oder?
    Das hängt von dir ab ...
    Ihr Überlebenstrieb erwachte schlagartig. Lynn raste los, zwischen zwei Reihen Autos entlang. Sie ging davon aus, dass Nathan ihr nachlaufen und versuchen würde, sie wieder einzufangen. Gut in Form, hatte er sie rasch eingeholt, schlang ihr den Arm um die Taille und schleuderte sie herum, so dass sie mit dem Gesicht zu Blade schaute, der sich auf der anderen Seite der Wagen befand.
    Er blieb abrupt stehen, und sein Blick heftete sich auf ihren Kopf.
    Lynn spürte den Pistolenlauf an der Schläfe. In ihren Ohren rauschte das Blut Da sie nichts mehr zu verlieren hatte, stieß sie einen lauten, schrillen Schrei aus, trat nach hinten aus und rammte Nathan mit voller Wucht den Ellbogen in die Rippen. Als er einen Schmerzenslaut von sich gab und seinen Griff lockerte, ließ sie ihren spitzen Pfennigabsatz auf seinen Spann sausen.
    Er schrie auf und ließ sie los.
    Sie rannte auf Blade zu, sah das Entsetzen in seinem Gesicht. „Aus dem Weg!" schrie sie.
    „Duck dich!"
    „Runter mit dir!" brüllte er, und sie wusste, Nathan zielte auf sie. Trotzdem rannte sie weiter..
    Als sie dicht genug heran war, packte er sie am Arm und wirbelte sie herum, so dass er zwischen ihr und Nathan war. Lynn stieß Blade noch beiseite, als Nathan feuerte, doch Blade warf sich nach vorn und wurde getroffen.
    „Oh, mein Gott! Nein!" schrie sie, als er in sich zusammensank, die Augen dunkel und weit aufgerissen. „Nein! Oh nein! Blade!"
    Sie versuchte ihn zu halten, aber es gelang ihr nicht, und so fiel er gegen einen der Wagen und rutschte auf den Zementboden.
    Er stirbt doch nicht wirklich, oder?
    Sie hatte versucht, ihn zu retten, und sie hatte versagt.
    „He, was ist da los?" rief einer der Arbeiter.
    „Mord!" schrie sie. „Hilfe, Polizei!"
    Ich hätte mein Leben für dich gegeben ...
    Lynn schluchzte auf. Es war tatsächlich passiert.
    Ihr Kummer verwandelte sich in heiße Wut, und sie sah rot.
    „Das wirst du büßen!"
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