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In glücklichen Umständen

In glücklichen Umständen

Titel: In glücklichen Umständen
Autoren: Diane Cooper
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Verstand verloren haben.» Bunty sagte laut: «Wenn wir das täten, könnte alles mögliche passieren.» In der Tat.
    Zu meiner Freude sah ich, daß die Braut immer mehr mitging und nicht mehr versuchte, sich ihrer mangelnden Zurückhaltung zu schämen. Nur wenn ihr Blick dem meinen begegnete, schien ihr unbehaglich zu werden. Ich sah angestrengt aus dem Fenster in die andere Richtung und bewunderte die Weiden am See.
    «Tee oder Kaffee?» fragte Wendy unvermittelt. Ich drehte mich um und sah zu meinem Staunen, daß das Paar nun eine andere Position eingenommen hatte: Rücken an Rücken. Meines Wissens stand das in keinem Sexratgeber. Vielleicht mußten die Autoren dazulernen. Das freute mich.
    «Äh, Kaffee, denke ich», sagte ich, obgleich mir im Moment nach gar nichts war. Es war alles zu sehr wie eine Orgie im alten Rom.
    «Uns macht das Decken immer Spaß», vertraute Bun mir an und schob die dünne Perlenkette im runden Ausschnitt ihres Orlonpullis zurecht. «Es gibt uns Gelegenheit, mal so richtig über andere herzuziehen.» Wieder war ich einigermaßen schockiert. Über welche anderen? Was würde sie über mich erzählen?
    Dann verließ ich Maulwurfshügel und hätte am liebsten das ganze Zuchtunternehmen aufgegeben, aber nun war ich bis über die Ohren darin und mußte am Ball bleiben, wenn ich nicht meine Sachen packen und in eine Fernsprechzelle ziehen wollte, oder was Pa sonst gerade besichtigen mochte.
    Das erinnerte mich an Zuhaus, und ich rief Ben von einer Telefonzelle vor einer Fernfahrerkneipe an der Straße an.
    «Hetty ist nicht zufällig da, oder?»
    «Doch, sie ist da. Oh, und Pa hat angerufen. Er besichtigt heute nachmittag eine stillgelegte Kühlschrankfabrik. Ziemlich verfallen, aber ein Gelegenheitskauf.»
    «Was soll das? Wir haben doch schon eine!» Ich mußte es wissen, denn unser Haus ist das kälteste in Südostengland.
    «Er will später noch mal anrufen. Er klang sehr aufgeregt.»
    «Hoffentlich hält es ihn warm! Was macht Hetty?»
    «Nur einen Besuch. Wir trinken gerade was.»
    «Was denn?» Hetty behandelte Ben in letzter Zeit, als wäre er achtzehn. Ben hatte Hetty schon immer angebetet. Alle Männer taten es. Frauen nicht unbedingt. Hetty war umwerfend hübsch, intelligent, und selbst wenn sie bis zu den Knien im Dreck stand, sah sie aus, als posierte sie als Großgrundbesitzerin, die gleich in einem alten Herrenhaus mit Burggraben den Lunch nehmen wollte, zusammen mit ein paar schicken Leuten, die übers Wochenende aus der Stadt gekommen waren.
    «Bouillon», sagte Ben unschuldig, und ich hörte, wie Hetty hinter ihm lachte.
    «Bestimmt mit einem Schuß Scotch», murmelte ich. «Ich bin in drei Minuten da.» Ich dachte, das würde die Party beenden. Ich habe nichts gegen das Reife-Frau-Syndrom -Chancengleichheit für alle -, aber zufällig fühlte ich mich für Ben verantwortlich, und zufällig kannte ich Hetty recht gut.
    Aber als ich eine halbe Stunde später vorfuhr, war sie im Stall und molk das widerspenstige Euter einer Kuh. Ihr neues Cabrio, so beneidenswert praktisch für eine Landtierärztin, stand heute nicht unter den Bäumen, wo die Vögel es immer als Zielscheibe benutzten. Ich ging durch die Hintertür ins Haus und rannte ins Büro, um Lulu in ihr Körbchen zu setzen. Charlie kam hinter uns hergetrabt, aber diesmal bildete ich mir nicht ein, der Grund zu sein. Dann klingelte das Telefon. Connie kreischte, Frilly sprang auf, Rosie bellte, und ich nahm fluchend ab.
    Ich hätte wissen sollen, daß es Marsha sein würde. Marsha wird noch anrufen, wenn ich im Sterben liege, um zu verlangen, ich möge bitte einen Augenblick warten, damit sie mich instruieren könne, wie man einen guten Eindruck auf den lieben Gott macht.
    «Schatz», hauchte sie, «ich weiß, du bist schrecklich beschäftigt und wahrscheinlich furchtbar sauer auf mich, aber ich muß es einfach allen erzählen. Endlich bin ich ihm begegnet, dem einen ...»
    Die Betonung war so nachdrücklich, daß ich dachte, es könne sich nur um Gott handeln. «Wo denn?» fragte ich, denn meine Neugier siegte über die angeborene Vernunft.
    «Im Whirlpool. Du weißt doch, daß wir in Hampstead einen haben? Ich gehe zwei- oder dreimal die Woche hin.
    Einfach himmlisch. Die reinste Verjüngungskur. Eine Gottesgabe...» Das war natürlich ein Argument.
    «Wieviel?»
    «Wieviel was?»
    «Wievieles kostet?» Ihr sträflicher Leichtsinn wurde nicht einmal durch Gottes Intervention entschuldigt.
    «Oh, Darling, viel weniger
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