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In den Spiegeln - Teil 3 - Aion

In den Spiegeln - Teil 3 - Aion

Titel: In den Spiegeln - Teil 3 - Aion
Autoren: Ales Pickar
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ist Eile geboten.«
    Ich konnte meine Augen kaum von diesem Spektakel lösen. Und plötzlich begann ich zu ahnen was passiert war. Doch was ist ahnen , an diesem Ort? Was ist verstehen an diesem Ort? Was ist Ort an diesem Ort? Was ist dieser Ort?
    »Engel...«, flüsterte ich bestürzt.
    Wie leise Echos fühlte ich noch den Schmerz, verursacht durch Lärm und Widerstand. Doch es waren nur Erinnerungen. Ich hatte die unendliche Finsternis gesehen, aus der die kahle Landschaft hervorgetreten war. Und nun stand ich hier.
    Ich sah an meinem Körper hinunter, bis zu den nackten Füßen, und stellte fest, dass ich noch immer in einem unförmigen Krankenhaushemd steckte. Etwas betreten blickte ich zurück zu Akhanta.
    »Ich sehe total uncool aus«, beklagte ich mich.
    »Uncool?« erwiderte die barbusige Männerphantasie mit gerunzelter Stirn. »Was bedeutet dieses Wort?«
    »Es heißt so was wie beschissen und langweilig zu gleichen Teilen«, brummte ich, während wir weitergingen.
    »Sehe ich uncool aus?« fragte sie mich ohne einen Hauch von Arglist in ihren Augen.
    Ich räusperte mich betreten.
    »Äh, du bist nicht uncool. Ganz eindeutig nicht uncool.«
    Und das war auch das Problem bei diesem Ausflug. Sie sah aus, wie eine kitschige Masturbationsvorlage, gemalt als Paintbrush, gedruckt auf Poster und aufgehängt in einer Autowerkstatt. Es fiel mir schwer zu glauben, dass alle Philosophen und Theologen vollkommen falsch lagen, da sie dies hier nicht deduziert hatten. Außerdem wurde es bedeuten, dass die Moslems recht hatten, da sie doch einen Himmel mit holden Jungfrauen erwarteten. Ich nehme allerdings an, dass die Moslems sich ihre Paradiesjungfrauen deutlich unterwürfiger vorstellen.
    Natürlich hatte ich nicht vor, Akhanta zu fragen, ob sie eine Jungfrau war. Sie sah aus, als würde sie problemlos mein Schlüsselbein brechen können und zeitgleich noch eines dieser Spinnenbiester abstechen.
    »Was waren das für Tiere?«
    »Die Arachniden ? Seltsame Kreaturen. Angorbestien . Nicht gerade selten.«
    »Ich verstehe nicht... Was ist eine Angorbestie?«
    Sie sah mich an.
    »Es heißt, dass die Angorbestien zwar alle unterschiedlich aussehen, doch eines gemeinsam haben. Sie spiegeln die Angst der Besucher . Es heißt auch, dass jeder, der hier mit der Angorbestie kämpft, es lernen kann, sie weniger zu fürchten, was dazu führt, dass sie ihn immer seltener angreift.«
    Nachdenklich beobachtete ich die stolze Kriegerin, während sie mit dem Speer in der Hand neben mir ging. Wie immer etwas
    langsam, doch dafür unaufhaltsam ging mir ein Licht auf.
    »Es sind Spiegelbilder.«
    »Davon weiß ich nichts«, meinte sie. »Mich hat noch nie eine Angorbestie angegriffen, außer bei der Verteidigung eines Besuchers.«
    »Das ist es«, rief ich aus. »Das ist deine Aufgabe, nicht wahr? Die Besucher zu beschützen.«
    Sie nickte wortlos.
    »Spiegelst du auch etwas? So wie die Angorbestien es tun?«
    Sie sah mich schweigend an und schien keine Antwort zu kennen.
    »Sie spiegelt die Sehnsucht«, erklang unweit von uns. Ich fuhr herum und entdeckte einen jungen Mann, dessen Gesichtszüge mir ebenso fremd waren wie seine ungewöhnliche, altmodische Kleidung, denn er sah aus, als wäre er Jules Vernes Zeit entlaufen. Mit einem bestimmten, aber nicht überstürzten Tempo, kam er den Hügel herauf. Er erreichte uns bald.
    »Willkommen im Aion «, begrüßte er mich.
    »Du bist Adam Kadmon«, sagte ich leise. »Paul Lichtmann...«
    Er blieb vor mir stehen und musterte mich mit einem Blick der mit einigen Tropfen Neugier und Verachtung gewürzt war. Er besaß ein glattes Gesicht, das in keiner Weise dem Mann ähnelte, der mich aus meinem Krankenzimmer entführt hatte. Doch ich nahm an, dass Paul Lichtmann durch unzählige Reinkarnationen gegangen war, und dieser Anblick entsprach offensichtlich seinem ursprünglichen Gesicht. Unter der altmodischen Jacke hatte er eine dunkelgrüne Weste, die mit goldenen Stickereien verziert war. An seinen Füßen trug er Stiefel. Sein Erscheinungsbild ließ ein wenig an Forschungsreisende der Kolonialzeit denken. Es fehlte nur ein Gewehr oder ein Tropenhelm.
    »Die Stadt verdunkelt sich, während das Diesseits immer heller wird«, sagte er, als er auf dem Hügelrücken stand und in die Ferne blickte.
    Ich suchte nach den richtigen Worten, darüber grübelnd, was er mir eigentlich sagen wollte. »Weil es in unserer Welt immer greller und ausgeflippter zugeht, wird das Jenseits immer düsterer?«
    Ich
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