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In den Klauen des Tigers

In den Klauen des Tigers

Titel: In den Klauen des Tigers
Autoren: Stefan Wolf
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Aufmerksamkeit war auf die Terrasse
gerichtet.
    Nur Tarzan zog sich unauffällig zurück,
schien einfach nicht den Mut zu haben, den andern zu folgen. Er trat zum
Streifenwagen, ging dann die Straße entlang und an der Plockwindschen Garage
vorbei. Er wußte: Alle im Haus blickten jetzt zur Terrasse — hatten nur Augen
für das Schauspiel vor ihrer Nase. Wobei die Ausbrecher, falls sie sich dort
befanden, vermutlich Blut und Wasser schwitzten. War doch die Polizei jetzt
sozusagen auf Armlänge herangerückt.
    Wie der Blitz sauste Tarzan durch die
Einfahrt, rannte um die Garage herum, befand sich auf der Schmalseite des
Bungalow-Seitenflügels und sprang zu einem der Fenster. Es war nicht
geschlossen, sondern spaltweit geöffnet, die Scheibe aus geriffeltem Milchglas.
Ein Badezimmer?
    Er blickte hinein.
    Alles war rosa: Wanne, Waschbecken,
Duschkabine, Bidet (Sitzbecken), sogar die Klosettschüssel. Braun waren
nur die Handtücher.
    Er kletterte hinein, schlich zur Tür,
horchte, öffnete sie lautlos und linste in einen kurzen Flur. Hier befand er
sich in dem Winkel des Hauses, der der Terrasse am fernsten war.
    Weiter hinten murmelten Männerstimmen.
Fremde Stimmen.
    Wie ein Schatten glitt er durch den
Flur. Links stand eine Tür offen. Er sah in eine Art Herrenzimmer und entdeckte
den Gewehrschrank. Die Front war aus Glas. Er konnte die Jagdwaffen sehen. Ein
Drilling (Jagdgewehr mit drei Läufen) war dabei.
    Er pirschte weiter und hatte die Diele
fast erreicht, als ihm Schritte entgegen kamen. Wie ein Wiesel sauste er zurück
— und ins Herrenzimmer. Dort stellte er sich hinter die Tür.
    Schwere Schritte näherten sich. Der
Mann ging vorbei. Tarzan hörte, wie er auf den Boden spuckte. Der Hausherr war
das bestimmt nicht.
    Er linste um die Ecke und sah einen
massigen Kerl, dem die strohblonde Hippie-Mähne bis auf den Kragen hing. In der
rechten Hand hielt er eine Pistole. Er schien aufgeregt zu sein, stieß die Tür
zum Badezimmer auf, entdeckte das geöffnete Fenster und schloß es sofort.
Offenbar inspizierte ( nachprüfen ) er, ob ringsum alles dicht war.
    Er betrat auch die andern Räume im
Seitenflügel und überzeugte sich, daß die Fenster verriegelt und die Ausgänge
verschlossen waren.
    Auf dem Rückweg kam er ins
Herrenzimmer. Zwei Schritte machte er auf den — jetzt geöffneten —
Waffenschrank zu. Dann traf ihn der Gewehrkolben mit voller Wucht im Genick.
    Ohne einen Piep stürzte Fensel zu
Boden. Er war bewußtlos, sein Ausflug in die unverdiente Freiheit beendet.

    Tarzan wischte sich über die Stirn,
atmete aus, schluckte zweimal, löste dann den Riemen vom Drilling und fesselte
dem Bewußtlosen die Hände.
    Die Pistole legte er auf den
Waffenschrank, wo sie nicht zu sehen war. Mit dem — ungeladenen — Drilling
schlich er zur Diele. Die Tür zum Kamin — bzw. Terrassenzimmer war angelehnt.
    „Pssst!“ zischte eine Stimme. „Seid
ruhig! sage ich euch! Sonst könnt ihr was erleben!“
    Durch den Türspalt sah Tarzan die
Plockwinds, seine Freunde und einen unangenehmen Kerl mit rohem Gesicht. Er
stand neben dem Fenster. Die Gardine war geschlossen. Aber man konnte
hindurchsehen: auf die Terrasse.
    Robert und Nino bemühten sich offenbar
um den Tiger. Weinschenk und sein Kollege standen mit respektvollen Mienen
dabei. Durch den Garten näherten sich Dr. Jansen, Zeisig und Leni.
    Hardtkes Gesicht war fahl. Die Pistole
steckte ihm vorn im Hosenbund. Aber nicht an ihr hielt er sich fest, sondern an
einer Bierflasche.
    In diesem Moment wurde Tarzan von
Klößchen bemerkt. In seinem Mondgesicht rundeten sich die Augen. Er öffnete den
Mund, schloß ihn wieder, blickte in andere Richtung und bemühte sich um eine
arglose Miene.
    Während Tarzan noch überlegte, ob er
den zweiten Ausbrecher anspringen oder ihn mit vorgehaltener Waffe zur Aufgabe
zwingen sollte, stand Klößchen auf.
    „Ich verdurste“, murmelte er. „Bitte,
Frau von Plockwind! Darf ich mal aus Ihrer Teetasse trinken?“
    Ohne die Erlaubnis abzuwarten,
marschierte er um den Tisch herum und holte sich die Tasse. Sie war randvoll.
    Klößchen blinzelte Tarzan kurz zu, ging
zurück — und dicht an Hardtke vorbei. Der achtete nicht auf ihn, sondern
starrte durch die Gardine. Daß er Klößchen unterschätzte, wurde sein
Verhängnis.
    Aus kürzester Entfernung klatschte ihm
der heiße Tee ins Gesicht.
    Aufschreiend prallte Hardtke zurück.
Aber schon hatte Klößchen ihm die Pistole aus dem Gürtel gerissen. Mit ihr
sprang er hinter
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