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In den Armen des Meeres

In den Armen des Meeres

Titel: In den Armen des Meeres
Autoren: Brenda Joyce
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hängen, und sie fiel hin.
    Sie wollte nach Alexi rufen, ihm sagen, dass er auf sie warten sollte, als sie auf der anderen Seite des Schlosses, dort, wo der Turm stand, ein Licht sah. Sie kauerte sich an der Wand zusammen und hatte plötzlich Angst, auf sich aufmerksam zu machen. War das etwa die Fackel gewesen, die das Gespenst trug?
    Elysse hatte Angst, sich zu bewegen oder ein Geräusch zu machen, hatte Angst, dass das Gespenst sie finden würde, und daher verhielt sie sich vollkommen still. Sie merkte, dass sie ihre Freunde nicht mehr hören konnte. Wo waren sie?
    Panik stieg in ihr auf. Wieder erblickte sie das Licht! Elysse kam aus der Ecke hervor, in die sie sich verkrochen hatte, wollte aus dem Schloss und vor dem Geist fliehen. Stattdessen gelangte sie an immer neue Biegungen, stolperte, fiel und lief weiter. Sie stieß sich die Knie an und zerkratzte ihre Hände. Warum hatte sie die Ruine noch nicht verlassen? Wo war der Eingang? Sie merkte, dass sie in eine Sackgasse gelaufen war. Es war wohl einst die Rückwand eines Kamins gewesen, was ihr hier den Weg versperrte. Sie sank gegen den groben Stein und atmete schwer. Und in diesem Moment hörte sie Hufgeklapper.
    Sie lassen mich alleine zurück?
    Sie konnte es nicht glauben und unterdrückte ein Schluchzen. Sie stand mit dem Rücken zur Wand und sah, wie der Geist mit der Fackel auf sie zukam. Vor Angst war sie wie gelähmt.
    »Elysse!«, rief Alexi und begann zu laufen.
    Sie spürte, wie vor Erleichterung die Knie unter ihr nachgaben. Es war Alexi mit der Kerze, nicht der Geist mit der Fackel. Sie weinte. »Alexi! Ich dachte, du hättest mich allein gelassen. Ich dachte, ich wäre für immer verloren!«
    Er stellte die Kerze ab und zog sie in seine Arme. »Ist schon gut. Du bist nicht verloren. Ich würde dich niemals verlassen. Habe ich nicht gesagt, ich würde dich immer beschützen?«
    Sie klammerte sich fest an ihn. »Ich habe nicht geglaubt, dass du mich findest, und ich hörte die Pferde davongaloppieren.«
    »Nicht weinen. Ich bin jetzt bei dir. Du hast meinen Vater, den Earl und deinen Vater gehört. Sie sind uns gefolgt. Sie stehen vor den Toren – und sind außer sich vor Zorn.« Er sah sie an. »Wie kommst du darauf, ich würde dich nicht finden können?«
    »Ich weiß nicht«, flüsterte sie. Sie zitterte, und ihr Gesicht war tränennass. Aber sie hatte aufgehört zu weinen.
    »Wenn du verloren gehst, werde ich dich finden. Wenn du in Gefahr bist, werde ich dich beschützen«, sagte er ernsthaft. »So etwas macht ein Gentleman, Elysse.«
    Sie holte tief Luft. »Versprochen?«
    Er lächelte und wischte ihr eine Träne von der Wange. »Ich verspreche es.«
    Endlich erwiderte sie sein Lächeln. »Es tut mir leid, dass ich so ein Hasenfuß bin.«
    »Du bist sehr tapfer, Elysse. Du weißt es nur nicht.«
    Und offenbar glaubte er, was er da sagte.

Teil 1

Kapitel 1
    Askeaton, Irland
    23. März 1833
    Seit mehr als zwei Jahren war Alexi nicht mehr zu Hause gewesen, und Elysse erschien es wie eine Ewigkeit. Sie lächelte ihrem Abbild in dem vergoldeten Spiegel zu, der über dem hübschen Rosenholzsekretär ihn ihrem Schlafzimmer hing. Der ganze Raum war in Rosa, Violett und Weiß gehalten.
    Sie hatte sich gerade für das Wiedersehen angekleidet. Ihre Aufregung würde nicht zu übersehen sein – die Wangen waren gerötet, und die Augen glänzten. Sie freute sich, dass Alexi de Warenne endlich nach Hause gekommen war, und konnte es kaum erwarten, alles über seine neuesten Abenteuer zu erfahren.
    Sie fragte sich, ob er wohl bemerken würde, dass sie jetzt eine erwachsene Frau war. In den vergangenen Jahren hatte sie Dutzende von Verehrern gehabt – und nicht zu vergessen die fünf Heiratsanträge.
    Wieder lächelte sie und stellte fest, dass durch das pastellgrüne Kleid ihre beinahe violetten Augen noch schöner wirkten. Sie war an männliche Bewunderer gewöhnt, die Jungen hatten angefangen, ihr nachzusehen, als sie fast noch ein Kind gewesen war. Auch Alexi hatte das getan. Sie fragte sich, wie er wohl jetzt über sie denken würde. Sie war nicht sicher, warum sie wollte, dass er sie heute Abend bemerkte – sie waren schließlich alte Freunde. Sie zupfte ihr Mieder zurecht, damit es noch ein wenig mehr von ihrem Dekolleté zeigte.
    So lange war er noch nie fort gewesen. Sie fragte sich, ob er sich wohl verändert hatte. Als er nach Kanada aufgebrochen war, um Pelze zu kaufen, hatte sie nicht gewusst, dass es Jahre dauern würde, bis er
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