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Imperator 02 - König der Sklaven

Imperator 02 - König der Sklaven

Titel: Imperator 02 - König der Sklaven
Autoren: Conn Iggulden
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An seinem Gewand erkannte Julius, dass er Römer sein musste. Gesicht und Körper waren geschunden und geschwollen, in seinen Augen jedoch flammte ein Funken jäher Hoffnung auf.
    Julius stürmte quer durch den Raum und wich einem zu hastig abgefeuerten Pfeil aus. Er erreichte die Männer und schnitt dem Bogenschützen mit beinahe verächtlicher Geste die Kehle durch. Der andere versuchte ihn zu erstechen, doch der Brustpanzer hielt dem Stoß leicht stand. Ein Schlag mit dem Handrücken schickte den Mann zu Boden.
    Julius setzte die Spitze seines Gladius’ auf den Boden und stützte sich darauf. Mit einem Mal war er sehr müde. Sein Atem ging stoßweise, und erst jetzt fiel ihm auf, wie still es in dem Raum war, wie tief unter der eigentlichen Festung sie sich befinden mussten.
    »Das hast du gut gemacht«, sagte der Mann auf dem Stuhl.
    Julius schaute ihn an. Erst aus der Nähe sah er, wie brutal der Mann gefoltert worden war. Sein Gesicht war geschwollen und verschoben, die Finger waren ihm gebrochen worden und standen in grotesken Winkeln ab. Ein Zittern durchlief den Körper des Mannes. Julius nahm an, dass er versuchte, den Rest Selbstbeherrschung, der ihm noch geblieben war, nicht auch noch zu verlieren.
    »Schneidet ihn los!«, befahl er und half dem Gefangenen auf, sobald er seine Fesseln los war. Der Mann war sehr unsicher auf den Beinen. Unwillkürlich stützte er eine Hand auf den Stuhl, stöhnte jedoch sofort vor Schmerzen auf. Er verdrehte die Augen nach oben, aber unter Julius’ festem Griff fasste er sich wieder.
    »Wer bist du?«, fragte Julius und überlegte, was nun mit dem Befreiten geschehen sollte.
    »Ich bin Paulus, der Statthalter. Man könnte sagen … das ist meine Festung.« Von Erschöpfung und Erleichterung übermannt, schloss er beim Sprechen die Augen. Julius bewunderte die Haltung des Mannes.
    »Noch nicht, Herr«, erwiderte er. »Über uns wird gekämpft, und wir müssen wieder hinauf. Ich schlage vor, wir suchen einen sicheren Ort für dich, wo du den Ausgang abwarten kannst. Du siehst nicht gerade so aus, als könntest du dich uns anschließen.«
    Tatsächlich war jede Farbe aus dem Gesicht des Mannes gewichen. Seine Haut war schlaff und aschgrau. Er war etwa fünfzig Jahre alt, von kräftiger Statur, und hatte einen leichten Bauchansatz. Julius vermutete, dass er früher einmal Soldat gewesen war. Doch die Zeit und ein geruhsames Leben hatten ihm seine Kraft genommen, zumindest die Kraft seiner Muskeln.
    Der Statthalter richtete sich ein wenig auf. Die immense Willensanstrengung war ihm dabei deutlich anzusehen.
    »Ich komme mit euch, so weit ich kann. Meine Hände sind zerschlagen, also kann ich nicht kämpfen. Aber ich will wenigstens aus diesem stinkenden Dreckloch hier heraus.«
    Julius nickte und gab zweien seiner Männer ein Zeichen.
    »Nehmt vorsichtig seine Arme, tragt ihn, wenn ihr müsst. Wir müssen Gaditicus zu Hilfe eilen.«
    Mit diesen Worten stürmte Julius die Treppe hinauf. Seine Gedanken waren schon wieder bei der Schlacht über ihm.
    »Komm, Herr! Stütz dich auf mich!«, sagte einer der beiden Männer und legte sich einen Arm des Statthalters auf die Schultern. Als sich dabei seine zerschmetterten Hände bewegten, schrie der Geschundene vor Schmerz auf und biss dann die Zähne aufeinander.
    »Bringt mich schnell hier raus!«, befahl er knapp. »Wer war der Offizier, der mich befreit hat?«
    »Das war Cäsar, Herr«, antwortete der Soldat und sie machten sich an den mühsamen Aufstieg. Am Ende der ersten Treppe war der Statthalter vor Schmerz ohnmächtig geworden, und sie kamen wesentlich schneller voran.

 

    2
    Sulla lächelte und nahm einen tiefen Schluck aus einem silbernen Kelch. Seine Wangen waren vom Wein gerötet, und seine Augen machten Cornelia Angst. Sie saß auf einer Liege, die er hatte herbeischaffen lassen.
    Seine Männer hatten sie in der Hitze des Nachmittags abgeholt, in der ihr die weit fortgeschrittene Schwangerschaft schwer zu schaffen machte. Cornelia versuchte ihr Unwohlsein und ihre Angst vor dem Diktator Roms zu verbergen, aber ihre Hände, die einen Becher kühlen Weißweins umfasst hielten, den er ihr angeboten hatte, zitterten verräterisch. Sie nippte sparsam daran, um ihn nicht zu verärgern, wünschte sich dabei jedoch nichts sehnlicher, als seine prunkvollen Gemächer endlich wieder gegen die Geborgenheit ihres eigenen Heimes einzutauschen.
    Seine Augen folgten jeder ihrer Bewegungen, doch sie vermied es, ihn direkt anzusehen.
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