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Immer wieder samstags

Immer wieder samstags

Titel: Immer wieder samstags
Autoren: Don Both
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Augen, die zu mir starrten, rissen mich aus meiner Träumerei.
    Oje, Tristan sah mich an!
    Schüchtern strich ich mir ein paar meiner langen hellbraunen Strähnen hinters Ohr und versuchte, ruhig weiter zu atmen. Ganz besonders, als er plötzlich lachte.
    Gott, sein Lachen war fast so schön, wie das sanfte Lächeln, von dem ich jeden Abend träumte. Ich fühlte mein Erröten und musste den Blick von ihm abwenden. Stattdessen sah ich auf meine Oberschenkel und versuchte, nicht vom Hocker zu kippen.
    Und wieder einmal ärgerte ich mich fast zu Tode.
    Warum in Gottesnamen konnte ich nicht hübsch und begehrenswert sein? Warum konnte ich nicht jemand sein, nach dem sich die Männer umdrehten? Warum konnte ich nicht eine Frau sein, die ihm gefiel?
    Tja, die Antwort kannte ich. Ich war fett und hässlich, trug eine Brille, lebte in schlechten Verhältnissen und hatte eine nicht gerade tolle Kindheit hinter mir. Das Essen war immer mein einziger Freund gewesen. Jetzt musste ich die Konsequenzen dafür tragen. Mein Gewicht und mein introvertiertes Verhalten stempelten mich als Außenseiterin ab, die unwürdig für jeden erschien.
    In den letzten siebzehn Jahren hatte ich mich daran gewöhnt, soweit dies möglich war.
    Dennoch durfte ich doch träumen, oder?
    Träumen von dem Tag, an dem Tristan mich ansehen und mehr in mir erkennen würde als das kleine hässliche Entlein … an dem er bemerken würde, wie ich wirklich war – nämlich wunderschön …

Tristan ´out and about´ Wrangler
    F uck, war ich genervt und obendrein stockbesoffen. Es war wohl schon weit nach Mitternacht, als die Hemmungen sowie die Kleidungsstücke fielen, und die vernichteten Hirnzellen den Intelligenzquotienten zu senken schienen. Jeder knutschte mit irgendwem rum oder reiherte in irgendeine Ecke. Ich derweil thronte immer noch an der Bar, weder am Reihern noch am Knutschen – genauso gelangweilt und frustriert wie schon vor ein paar Stunden, doch jetzt wurde es Zeit ... Also hielt ich Ausschau nach etwas Ablenkung.
    Eva und ihr Silikontittengefolge waren verschwunden. Ich hoffte wirklich für sie, dass sie
    nicht schon daheim ihren Rausch ausschliefen. Sie würden es ihr Leben lang bereuen. Mindestens. Womöglich hatten sich die Schlunzen aber auch unter das Partyvolk gemischt und waren einfach nicht zu erkennen. Gewundert hätte es mich nicht, schließlich sah ich bereits alles verwischt und doppelt noch dazu. Mir blieb wohl nichts anderes übrig, als die Leute näher in Augenschein zu nehmen, um die Weiber ausfindig zu machen.
    Ich schnappte mein Glas, stützte mich am Tresen ab und taumelte auf die Tanzfläche, die nur noch spärlich besucht wurde. Hier waren sie schon mal nicht. Na super …
    Grummelnd entschied ich mich in Richtung des Klogebäudes zu torkeln, das etwas von der Strandbar entfernt lag. Dabei musste ich ein kleines Brückchen passieren, welches sich über einen Seeausläufer erstreckte.
    Genau hier geschah es.
    Ich wurde angerempelt und mein geliebter Whisky ergoss sich über einen grauen Pullover.
    »Hey!«, beschwerte ich mich sofort lautstark und versuchte, meinen Blick zu fokussieren. Als ich erkannte, wem ich den Drink über die ziemlich großen Titten geschüttet hatte, wünschte ich mir, der Alkohol hätte mir mein kaum noch vorhandenes Sehvermögen komplett genommen.
    »Kanns du nisch aufpasssn, verdammde Scheise, Truti!«, spie ich ihr entgegen und zeigte schwankend auf mein Glas. »Der Scheis hat … gansche vieeeer Euro gekoschtet!« Vermutlich zeigte ich drei oder acht meiner Finger – weiß die Muschi.
    Sie verzog ihr kleines Gesicht und starrte mit einer Mischung aus Unsicherheit und absolut
    dämlicher Verträumtheit zu mir rauf.
    »Hey!« Ja, ich fragte mich selber, ob ich die Sätze vielleicht auch anders anfangen konnte, aber es war schon zu spät, also lallte ich weiter. »Isch hap disch was gefragt!« Wild fuchtelte ich mit meiner Hand vor ihren Augen rum, verfuchtelte mich aber irgendwie, und wischte ihr mit einer Bewegung die hässliche Brille von der Nase.
    »Oh!«, rief sie aus, als diese in weitem Bogen über das Brückengeländer flog. Sie starrte einige Sekunden auf die Stelle, wo das hässliche Ding mit einem leisen Plopp im Wasser verschwand, und dann wieder zu mir auf.
    Der Truthahn sah auf einmal gar nicht mehr verträumt aus. Im Gegenteil, der Truthahn sah scheißwütend aus. Sie brachte mich mit ihrem Schmollmund und dem unheilverkündenden Funkeln im Blick dazu, lauthals loszulachen.
    »Das
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