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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
Autoren: Tom Clancy
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nach dem Mut kam die Erschöpfung, und jetzt brauchte er Zuspruch von außen, um sich wieder wie ein Mann zu fühlen. Der Brunnen, in den er hineingetappt war, war durchaus nicht bodenlos, und gerade jetzt schepperte der Eimer vor felsige Wände…
    Das Telefon klingelte. Arnie nahm ab. »Jack? Es ist Scott Adler.«
    Jack langte nach dem Hörer. »Ja, Scott, was gibt’s?«
    »Ich habe gerade einen Anruf von Bill Kilmer von der Botschaft in Peking erhalten. Außenminister Shen war bei ihm und hat sich für den Abschuss der Rakete entschuldigt. Die chinesische Führung lässt ausrichten, dass ein fürchterlicher Fehler passiert sei und dass zur großen Erleichterung aller eine Katastrophe habe abgewendet werden können…«
    »Das ist aber verdammt nett von ihnen«, konstatierte Ryan.
    »Nun, wer immer den Abschuss befohlen hat, ist verhaftet worden. Sie erbitten unsere Hilfe, damit die Kampfhandlungen beigelegt werden. Shen sagt, man sei bereit, einen einseitigen Waffenstillstand auszurufen und die gesamten Streitkräfte bis an die eigenen Grenzen zurückzubeordern. Man erwäge Reparationen für Russland. Peking gibt sich geschlagen, Jack.«
    »Wirklich? Warum denn?«
    »Es hat wohl einen Aufstand gegeben. Die Berichte sind noch sehr lückenhaft, aber die Regierung scheint gestürzt worden zu sein. Minister Fang Gan ist offenbar so etwas wie ein Interimspremier. Mehr weiß ich noch nicht, Jack, aber es sieht doch wie ein guter Neuanfang aus, oder? Mit Ihrer Erlaubnis und mit Zustimmung der Russen sollten wir uns einverstanden erklären.«
    »Ich habe nichts dagegen«, sagte der Präsident ohne lange nachzudenken. Verdammt noch mal , dachte er, man darf nicht lange zögern, wenn man einen Krieg beenden kann . »Was passiert jetzt?«
    »Ich möchte mit den Russen sprechen, um sicherzustellen, dass sie mitziehen. Ich denke, sie werden es tun. Dann können wir die Einzelheiten verhandeln. Wir halten alle Trümpfe in der Hand, Jack, die andere Seite hat nichts.«
    »Einfach so? Wir beenden es einfach so?«, fragte Ryan.
    »Es muss ja nicht immer ein großer Akt sein, Jack. Es muss nur funktionieren.«
    »Und wird das geschehen?«
    »Ja, Jack, ganz bestimmt.«
    »Okay, nehmen Sie Kontakt mit den Russen auf«, sagte Ryan und setzte sein Glas ab. Vielleicht war das das Ende des letzten Krieges der Menschheit , dachte Jack. Und dieses Ende musste wahrhaftig nicht unbedingt glanzvoll sein.
     
    Es war ein schöner Morgen für General Bondarenko, und es sollte noch besser kommen. Oberst Tolkunow eilte herbei. Er hielt ein Stück Papier in der Hand.
    »Das haben wir gerade aus dem chinesischen Funkverkehr mitgeschnitten. Sie befehlen ihren Truppen, das Feuer einzustellen und sich aus unserem Hoheitsgebiet zurückzuziehen.«
    »Oh? Wie kommen die darauf, dass wir sie gehen lassen werden?« , fragte der russische Kommandant.
    »Es ist ein Anfang, Genosse General. Wenn damit eine diplomatische Annäherung an Moskau einhergeht, dann ist der Krieg bald vorbei. Sie haben gewonnen«, fügte der Oberst hinzu.
    »Tatsächlich?«, fragte Gennadi Josifowitsch. Er reckte sich. Es war an diesem Morgen ein gutes Gefühl, die Karten zu studieren, die Aufmarschstellungen zu sehen und zu wissen, dass er die Oberhand behalten hatte. Wenn dies das Ende des Krieges war, war er der Gewinner. Und das reichte doch, nicht wahr? »Gut. Lassen Sie sich das von Moskau bestätigen.«
     
    Es war natürlich nicht ganz so einfach. Die Einheiten lieferten sich noch für eine Weile kleinere Scharmützel, bis der Befehl zur Feuereinstellung schließlich auch den Letzten erreicht hatte, aber dann versiegten die Kampfhandlungen, und die Invasionstruppen zogen sich zurück. Die Russen ließen sie ziehen. Bei Sonnenuntergang hatte das Schießen und Töten bis in die hintersten Linien ein Ende gefunden. In Russland läuteten die Kirchenglocken.
    Golowko hörte die Glocken und sah, wie die Leute auf den Straßen ihren Wodka tranken und den Sieg ihres Vaterlandes feierten. Russland fühlte sich wieder als Großmacht, und das war gut für die Moral des Volkes. Aber noch besser war, dass sie in ein paar Jahren die Ernte ihrer Ressourcen einbringen würden  – und davor würde es Überbrückungsdarlehen enormer Größenordnungen geben … und vielleicht, nur vielleicht, würde Russland die Kurve kriegen und schließlich doch noch einen guten Start in ein neues Jahrhundert schaffen, nachdem es das letzte überwiegend vertan hatte.
     
    Es war in Peking bereits Nacht
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