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Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition)

Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition)
Autoren: Charlotte Link
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wollte ihn die Polizei überprüfen. Ich wurde selbst davon überrascht.«
    »Aber als Sie … als Sie und Debbie …«
    Der grauenvolle Fund im Tal des Fuchses . Eine Sekunde lang war Nora versucht, sich reinzuwaschen. Ich wollte Debbie davon abhalten, zur Polizei zu gehen, ich habe überlegt, ob es nicht einen anderen Weg gibt … Aber sie tat es nicht. Weil Debbie richtig gehandelt und weil Nora das letzten Endes auch eingesehen hatte.
    »Vanessa Willards Mann musste Klarheit bekommen«, sagte sie. »Er durfte nicht noch länger in dieser Ungewissheit leben. Er konnte jetzt seine Frau endlich beerdigen. Er kann versuchen, in ein normales Leben zurückzufinden.«
    »Aber Sie haben Ryans Namen bei der Polizei genannt!«
    »Weil es noch diese andere Frau gab. Alexia Reece. Es hätte doch sein können, dass Ryan …«
    Blitze schossen aus Corinnes bis dahin so stillen, traurigen Augen. »Wie konnten Sie das glauben? Wie konnten Sie denken, dass Ryan etwas damit zu tun hat? Das mit … das mit Vanessa Willard war ein schreckliches Missgeschick. Er hätte so etwas nie wiederholt!«
    »Er stand mit dem Rücken zur Wand. Er brauchte ganz schnell sehr viel Geld.«
    »Trotzdem, er hätte nie … und er hat nicht. Es war der Ehemann, wie sich ja herausgestellt hat. Für Alexia Reece’ Verschwinden und ihren Tod war Ryan nicht verantwortlich.«
    »Ich weiß«, sagte Nora. Sie starrte in ihren Kaffeebecher. »Aber damals dachten Debbie und ich … Oh Gott, Mrs. Beecroft, wir konnten doch nicht ein solches Risiko eingehen! Stillschweigen wahren und am Ende vielleicht mitschuldig werden, wenn eine andere Frau dasselbe Schicksal erleidet wie Vanessa Willard. Sie haben diese Höhle nicht gesehen! Sie haben diese Kiste nicht gesehen! Sie können sich nicht vorstellen, wie …«
    »Ich will es mir nicht vorstellen«, unterbrach Corinne scharf. »Hören Sie? Ich will nicht. Ich will nichts davon hören !«
    »Okay«, sagte Nora, »okay.«
    Vielleicht war das alles zu viel für eine Mutter. Corinne hatte eine Menge mitmachen müssen in all den langen Jahren, seitdem ihr Sohn auf die schiefe Bahn geraten war. Und in den letzten Tagen war die absolute Hölle über sie hereingebrochen. Schlimmer, als sie es sich hätte ausmalen können. Es war verständlich, dass sie sich bei alldem auch zu schützen versuchte.
    Beide Frauen schwiegen eine Weile, tranken ihren Kaffee. Um sie herum herrschte der allabendliche Betrieb des Krankenhauses. Viele Besucher kamen jetzt, am Ende ihres Arbeitstages, um Angehörige zu besuchen.
    »Hat sich etwas wegen Damon ergeben?«, fragte Nora. »Hat man ihm nachweisen können …?«
    »Dass er für die Überfälle auf mich und Debbie verantwortlich ist?« Corinne schüttelte den Kopf. »Typen wie ihm lässt sich wohl selten etwas nachweisen. Inspector Morgan sagt, sie ist fest überzeugt, dass er damit zu tun hat. Aber sie hat noch keine Beweise. Auch nicht dafür, dass er Ryan erpresst und bedroht hat. Sie mussten ihn gehen lassen. Sie will dranbleiben, das hat sie mir versprochen, aber wer weiß?« Sie zuckte mit den Schultern. »Dieser Damon wird straffrei ausgehen, Nora, da bin ich fast sicher. Letztlich hat er alles, was geschehen ist, verschuldet. Aber er zieht seinen Kopf aus der Schlinge. Hat Zeugen und Alibis und alles Mögliche. Geschmiert vermutlich, aber Geld spielt ja keine Rolle bei ihm. Und mein Ryan muss ins Gefängnis. Es ist so grausam und so ungerecht.« Die Tränen, die sie die ganze Zeit über zurückgehalten hatte, schimmerten jetzt in ihren Augen.
    »Irgendwann kriegen sie ihn«, sagte Nora, aber sie glaubte es nicht. Damon würde immer da sein. Er würde wahrscheinlich noch da sein, wenn Ryan irgendwann, endlose Jahre später, aus seiner Zelle kam. Damon war nicht der Mann, der eine Beute aufgab, nur weil ihm die Zeit zu lang wurde. Er würde auf Ryan warten, mit einer Geldforderung, die dann astronomische Höhen erreicht hatte, er würde sich einen Spaß daraus machen, ihn zu verfolgen und einzuschüchtern, er würde vielleicht sogar wieder seine bösartigen, perversen Spiele treiben und Menschen verletzen und demütigen, die Ryan nahestanden. Alles würde von vorn losgehen.
    Aber sie hatten einen Aufschub gewonnen. Das Makabre an der ganzen Situation war, dass Ryan nun zum zweiten Mal durch das Gefängnis in letzter Sekunde vor Damon gerettet wurde.
    »Wir müssen die fünfzigtausend Pfund auftreiben«, sagte Nora, »so schnell wie möglich. Damit Ryan eine Chance auf ein normales
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