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Im Sturm der Gefuehle

Titel: Im Sturm der Gefuehle
Autoren: Shirlee Busbee
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und wenn man sie hier antraf ...
    Die begründete Angst, man würde sie verdächtigen, ihm einen Stoß versetzt und ihn getötet zu haben, ließ sie die restlichen Stufen wie gehetzt hinauflaufen. Um sich zu fassen und um zu überlegen, hielt sie am oberen Ende der Treppe inne und blickte hilflos um sich. Dabei fiel das schwankende Licht ihrer Kerze plötzlich auf etwas, das blutrot zu ihren Füßen funkelte. Ohne zu überlegen, bückte sie sich und hob es auf. Eine Krawattennadel. Einer der Gäste musste sie verloren haben ... heute Abend, fiel ihr mit einem Gefühl des Unbehagens ein, andernfalls hätten die Bedienten sie entdeckt und den Fund gemeldet.
    Ein Laut, halb hysterisches Lachen, halb Schluchzen, kam über ihre Lippen. Ihr Mann war tot, und sie machte sich Sorgen wegen einer Krawattennadel? Vor Entsetzen zitternd, warf sie einen letzten verzweifelten Blick auf Simons Leichnam und flüchtete sich in ihr Gemach. Dort ließ sie sich ermattet auf einen Schemel vor ihrem Frisiertisch fallen. Die juwelenbesetzte Nadel entglitt ihren Fingern. Wie benommen starrte sie den Rubin an, der sie im Kerzenschein anblitzte. Sie musste sich eingestehen, dass es einfacher und sicherer war, an die Krawattennadel zu denken als an ihren Mann, der tot am Fuß der Treppe lag. Während sie die Nadel betrachtete, dämmerte ihr, dass sie ihr merkwürdig bekannt vorkam. Wo hatte sie diesen Rubin schon gesehen?
    Ein Schluchzen entrang sich ihr. Sie war verrückt. Welche Rolle spielt es denn, ob sie die Nadel erkannte oder nicht? Simon war tot.
    Erschrocken und erschüttert griff sie nach der Nadel und vergrub sie in ihrer Schmuckschatulle, einem Geschenk ihrer Mutter. Dann verkroch sie sich ins Bett, um schlaflos und mit trockenen Augen zu warten, bis der Leichnam ihres Gemahls gefunden wurde.
     
    Zwei Tage später stand Sophy an einem kalten, regnerischen Februarmorgen auf dem Familienfriedhof der Marlowes und starrte den frischen Grabhügel an. Noch immer erschien es ihr unglaublich, dass Simon tot war.
    An die Stunden, nachdem Edward den Toten entdeckt und Alarm geschlagen hatte, konnte sie sich kaum erinnern. Nur allmählich waren ihr die Blicke und das Geflüster seiner Freunde bewusst geworden ... ein Geflüster, das auch jetzt, nachdem man seinen Tod als Unfall erklärt hatte, nicht verstummt war. Die glauben doch wirklich, ich hätte ihn getötet!, dachte sie jämmerlich. Sie verzog den Mund. Ich hätte es auch getan, wenn er mich dazu gezwungen hätte, musste sie sich ehrlich eingestehen. Aber ich habe ihn nicht getötet. Es war ein Unfall. Es muss ein Unfall gewesen sein.
    Die Beerdigung fand im engsten Kreis statt. Auf Ersuchen Sophys hatte Edward die meisten von Simons Freunden am Morgen, nachdem der Tote aufgefunden worden war, gebeten abzureisen. Und da Marlowe House mit seinem eben verstorbenen Besitzer nicht eben ein amüsanter Ort war, hatte man sich diesem Wunsch bereitwillig gefügt. Nur Edward, Sir Arthur, Sophy und Simons Erbe, William Marlowe, ein Jüngling von achtzehn Jahren in Begleitung seiner verwitweten Mutter, hatten sich am Grab versammelt und lauschten dem Geistlichen. Als die letzten Worte gesagt worden waren und man den letzten Kranz auf das Grab gelegt hatte, begab Sophy sich erleichtert zurück ins Haus.
    Edward, der sich als erstaunlich hilfsbereit erwies, hatte sich bemüht, ihr etwas von der Last der Vorbereitungen für die Beerdigung abzunehmen, doch es war schon zu viel zwischen ihnen vorgefallen, als dass Sophy ihm hätte vertrauen können. Als der Geistliche sich nach einer kleinen Stärkung verabschiedet hatte, bat Sophy ihren Onkel um eine Unterredung in Simons Arbeitszimmer.
    Sie sah ihren Onkel über den breiten Schreibtisch hinweg an und sagte kühl: »Ich sehe keinen Sinn darin, dass du und Sir Arthur noch länger bleibt. Haus und Grundbesitz gehen nun in Williams Besitz über. Sicher möchte er hier keine Fremden um sich haben, wenn er mit seiner Mutter einzieht. Ich selbst werde noch heute Nachmittag nach Cornwall abreisen.«
    »Nun ja ... hältst du das für klug, Sophy?« Auf ihren erstaunten Blick hin murmelte er: »Ich meine ja nur ... dein Mann ist kaum unter der Erde, und du willst nach Cornwall. Gut sieht das nicht aus.«
    »Seit wann kümmerst du dich um äußeren Schein?«, fragte Sophy, die Schreibtischplatte umklammernd.
    »Seitdem sich Gerüchte um Simons Tod ranken«, gab Edward unglücklich zurück. »Lass dir gesagt sein, dass es nicht gut aussieht. Ehrlich gesagt,
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