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Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)
Autoren: J. J. Bidell
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zog. »Warte hier!«
    Leandra stand auf und ging ins Wohnzimmer. Dort kramte sie in einer Schublade nach der Fotografie ihrer Mutter. Wieder in der Küche, legte sie das Bild auf den Küchentisch. »Sieh sie dir genau an.«
    Naomi nahm die Fotografie und betrachtete das Bild.
    »Was siehst du?«, bohrte sie nach.
    »Ich sehe deiner Mutter ähnlich.« Der Gedanke schien sie zu amüsieren, was Leandra mit einem ernsten Blick quittierte.
    »Aber ansonsten ...«, antwortete Naomi nach einer Pause. »Ansonsten kann ich darauf nichts Besonderes erkennen.« Naomi legte die Fotografie zurück. Sie öffnete den Kühlschrank und nahm Orangensaft heraus. »Du auch?« Ohne eine Antwort abzuwarten, stellte sie zwei Gläser auf den Tisch und schenkte ein.
    »Naomi, es ist nicht nur die Ähnlichkeit, ihr seid vom gleichen Schlag. Und deswegen muss ich dir endlich die Wahrheit sagen.« Sie stockte einen Moment. »Meine Mutter verschwand spurlos.«
    Naomi zog die Augenbrauen zusammen. Eine steile Falte bildete sich auf ihrer Stirn. »Ich dachte, sie starb, als du klein warst.«
    Leandra nahm das Foto wieder in die Hand. »Ich fand, diese Geschichte wäre für alle die einfachste Lösung.« Sie strich mit dem Daumen liebevoll über das Foto ihrer Mutter. Sie dachte zurück an ihre Kindheit. »Ich weiß nicht, was aus ihr geworden ist. Plötzlich verschwand sie.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Naomi. »Weiß Mama davon?«
    Leandra schüttelte den Kopf. »Nein, und sie soll es auch nicht erfahren. Wenn ich dir die Wahrheit sage, musst du mir versprechen, niemandem ein Wort zu verraten.« Sie sah die Verwirrung ihrer Enkelin an den schmal gewordenen Augen und der gerunzelten Stirn. So sah sie immer aus, wenn sie sich konzentrierte oder verwirrt war. »Versprochen?«, drängte sie.
    Naomi nickte langsam. »Versprochen.«
    Leandra nickte ebenfalls. »Also gut.« Sie griff nach dem Glas Orangensaft und nahm einen Schluck. »Es war ein warmer Tag im Juli. Meine Mutter wollte uns eine Portion Eiscreme besorgen.« Leandra fiel es unendlich schwer, an diesen Tag zurückzudenken. Nach einem Seufzer sprach sie zögernd weiter. »Sie nahm ein paar Münzen aus der Dose und kam nie wieder.«
    »Was war passiert? Hat man sie gesucht?« Naomi fuhr sich durch die Haare. »Ihr müsst sie doch gesucht haben.«
    Leandra schnaubte verächtlich. Sie erinnerte sich an die Streitereien ihrer Eltern. Es waren nur Kleinigkeiten gewesen, aber Leandra hatte sich immer vor dem Tag gefürchtet, an dem ihre Mutter gehen würde. Ihr Vater hätte das Geheimnis nicht wahren können. Leandra kratzte nachdenklich an einem Wachsfleck auf dem Holztisch. »Ich beginne besser an dem Tag, als ich hinter ihr Geheimnis kam.«
    Naomi starrte sie an.
    »Ich war gerade neun Jahre alt. Zu dieser Zeit hatte ich Angst, alleine zu schlafen. Irgendjemand in der Schule hatte erzählt, ein Panther sei aus dem Zirkus entlaufen und treibe sich im Wald herum. Unser Haus lag direkt am Wald, was mich vor Angst zittern ließ.« Leandra trank einen weiteren Schluck Orangensaft. »So kam es, dass ich nachts aufstand, obwohl ich versprochen hatte, es nicht mehr zu tun. Trotzdem schlich ich mich auf Zehenspitzen zum Schlafzimmer meiner Eltern. Ich wollte zu Ma unter die Decke kriechen. Papa lag im Bett, von Ma keine Spur. Plötzlich hatte ich Angst um sie. Dachte, die Raubkatze könnte sie geholt haben. Ich ging ins Erdgeschoss hinunter. Die Küche lag im Dunkeln. Ich sah durch das Fenster in den Garten. Wegen des hellen Mondlichts konnte ich Ma dort sehen. Sie ging auf den Wald zu. Ich dachte, dass sie vielleicht schlafwandelte. Warum sollte sie sonst nachts in den Wald gehen?« Leandra machte eine kurze Pause. »Ich konnte sie unmöglich alleine gehen lassen, wo doch die Raubkatze aus dem Zirkus dort lauerte. So rannte ich hinterher.« Leandra ballte ihre Hände zu Fäusten. »Was ich dort sah, kann ich kaum in Worte fassen.« Sie sah auf.
    Naomi hing an ihren Lippen. »Erzähl weiter.«
    Leandra trank einen weiteren Schluck, bevor sie fortfuhr. Sie wagte es nicht, ihre Enkelin anzusehen. »Romina, meine Mutter, verwandelte sich vor meinen Augen in einen Panther. Kleiner zwar, als die, die ich im Zirkus gesehen hatte, aber groß genug, um mir Angst zu machen. Ich duckte mich hinter einen Busch und machte keinen Mucks, obwohl ich spürte, wie ich mir in die Hosen machte. Ich weiß nicht warum, aber Ma entdeckte mich. Sie kam zu mir. Irgendwie schaffte sie es, mich nach Hause zu schicken. Es
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