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Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)
Autoren: J. J. Bidell
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öffnete. Weiter kam er nicht; Barthel drückte ab. Die Kugel traf Paul in die Brust. Paul wurde durch die Wucht nach hinten gerissen. Er sank direkt vor Dorotheas Füße, die ebenfalls das Schlafzimmer verlassen wollte. Dorothea sah Barthel in die Augen. Ihr Blick durchbohrte ihn. Auf ihrem Gesicht sah er keine Angst, nur Verwunderung. Ihre Ruhe versetzte ihn in Panik. Er legte an, drückte ab. Er brachte es nicht über sich nachzusehen, wo er Dorothea getroffen hatte. Er wollte nur noch dieses gottverdammte Haus verlassen. Barthel stürzte ins Freie. Das Feuer würde den Rest erledigen.

Eins
     
    Naomi Roberts fieberte dem Briefträger entgegen. Wie ein eingesperrtes Tier tigerte sie in der Küche hin und her. Erst zehn Uhr. Es dauerte mit Sicherheit noch über eine Stunde, bis der Postbote käme. Bis dahin wäre sie mit den Nerven am Ende. Wie sollte sie nur die verbleibende Zeit tot schlagen? Sie öffnete den Kühlschrank und starrte hinein. Der Pappkarton vom Vortag stand noch darin. Sie zog ihn heraus und klappte den Deckel auf. Nach einem Blick zur Küchentür griff sie nach dem Stück kalter Pizza. Sie biss ab und grinste in sich hinein. Genau das Richtige. Wenn Oma sie so sähe, wäre ihr eine Standpauke über gesunde Ernährung sicher. Sie schluckte den letzen Bissen hinunter und leckte sich das Öl von den Fingern. Wie sollte sie sich nur ablenken? Sie schaute nochmals in den Eisschrank, als fände sie dort eine Lösung. Sie schüttelte den Kopf. Sie konnte schlecht den Kühlschrank plündern. Wie also? Mit Joggen? Ja, joggen war eine gute Idee. Sport beruhigte sie immer.
    »Schon wieder auf dem Sprung?« Leandra betrat die Küche.
    Naomi schloss die Klettverschlüsse ihrer Sportschuhe. »Die Warterei macht mich verrückt!«
    »Sag nicht, du hast die Pizza direkt aus dem Kühlschrank gegessen!« Naomis Großmutter zeigte auf die leere Schachtel und zog die Stirn kraus. »Tolles Frühstück. Wie kannst du dich als Sportlerin nur so ernähren?« Leandra klappte den leeren Karton zu und steckte ihn zum Altpapier. »Wie soll das erst werden, wenn du am anderen Ende der Welt studierst? Da wird keiner auf dich aufpassen. Kugelrund wirst du werden.«
    Naomi ging auf Leandra zu. »Ach, Omi. Das Thema hatten wir doch schon hundert Mal.« Sie drückte ihrer Großmutter ein Küsschen auf die Wange, bevor sie die Küche verließ. »Gönn mir den Spaß, du bist doch sonst nicht so spießig.«
     
    Leandra presste die Lippen fest zusammen. Sie war nicht spießig, sie hatte lediglich Angst. Diese Angst begleitete sie seit Jahren. Schon seitdem sie ein Mädchen war. Seit dem Tag, an dem sie das Familiengeheimnis entdeckt hatte. Im Laufe ihres Lebens hatte sie gelernt, damit umzugehen. Doch nun fürchtete sie sich mehr denn je. Naomi durfte nicht gehen. Sie durfte einfach nicht. Leandra setzte sich an den Küchentisch und knetete ihre Hände. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie musste Naomi davon abhalten. Sie wusste nur noch nicht wie. Leandra starrte aus dem Fenster. Naomi joggte vorbei, ihr Pferdeschwanz hüpfte fröhlich auf und ab. Mit geschmeidigen Bewegungen lief sie den Gehweg entlang und bog in Richtung Wald ab. Leandra sah ihr nach. Die Sorgenfalten auf ihrer Stirn vertieften sich. Wie sollte sie es ihrer Enkelin nur erklären?
    »Macht dir dein Rücken wieder zu schaffen?«
    Leandra hatte nicht bemerkt, dass ihre Tochter neben ihr stand. Sie schüttelte den Kopf.
    Luna nahm sich eine Tasse Kaffee und setzte sich Leandra gegenüber. Sie spürte deutlich, wie ihre Tochter sie musterte. »Nicht schon wieder.«
    Leandra schwieg. Sie wusste genau, wie ihre Tochter über das Auslandssemester dachte. Luna war stolz auf Naomi. Stolz auf die ausgezeichneten Noten. Stolz auf die Selbständigkeit der Tochter. Stolz auf den Entdeckerdrang, den Leandra bei Luna erfolgreich bekämpft hatte. Wenn ihre Tochter wüsste ...
    Leandras Gedanken schweiften ab. Seit dem Tod ihres Mannes war sie immer in der Nähe ihrer Tochter gewesen. Zu groß war die Furcht, ihr Kind ebenfalls zu verlieren. Ihr Mann war unter Umständen gestorben, die Leandra bis heute nicht begreifen konnte. Im Hafenbecken von Kristiansand. Für die Behörden war es ein Unfall. Ein Pechvogel mehr, der betrunken ins Hafenbecken gefallen war. Leandras Mann hatte aber nicht getrunken. Nie. Ein unbestimmtes Gefühl der Bedrohung hatte Leandra damals gedrängt, Norwegen zu verlassen. Kaum in London, verschwand der dunkle Schatten, nur, um später dort wieder
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