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Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)
Autoren: Frank Domeier
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der Straße des Ortes vor der Burgmauer war ein Pulk von Leuten unterwegs. Eiligen Schrittes trugen sie einen Menschen auf einer Trage. Nach der Anzahl der Begleiter zu schließen, musste es jemand Wichtiges sein. Die Menge strebte auf das Burgtor zu. Überall erschallten nun aufgeregte Rufe. Soldaten verließen ihre Unterkunft und umringten die Bahre.
    Leider konnte Nikolaus nichts verstehen. Trotz der Anweisung des Soldaten, auf den Herrn zu warten, lief er hinaus zur Brüstung des Platzes vor dem Palas. Jetzt konnte er die Schreie unterscheiden:
tot, ermordet, Mörder
. Während einige Wachen aus dem Burgtor stürmten, rannten zwei weitere den Berg hoch. Nikolaus ging den beiden entgegen, um zu fragen, wer der Tote war. Doch die Soldaten schoben ihn nur rüde zur Seite und liefen zum großen Wohnturm.
    »Geht man so mit Gästen um?«, rief er ihnen unwirsch hinterher.
    Neugierig eilte er zurück zur Mauer. Die Gruppe mit der Trage kam im Laufschritt den Weg hoch. Gern hätte er einen Blick auf den Toten erhascht, aber in dem wild durcheinanderrennenden Haufen war nichts zu erkennen. Schließlich drängten sich die Männer durch den engen Gang zum oberen Plateau. Endlich konnte Nikolaus den Mann auf der Bahre sehen.
    Ihm stockte das Herz. Er spürte deutlich, wie es zwei Schläge innehielt, bevor es dann rasend zu pochen begann. »Oh, nein!«, keuchte er laut.
    Aber niemand achtete auf ihn. Alles drehte sich nur noch um den toten Wilhelm von Manderscheid, der nun in den Palas getragen wurde. Nikolaus stand mit offenem Mund auf dem kleinen Platz und konnte kaum glauben, was er da gesehen hatte. Der Sohn des Herrn, dem er gestern noch auf die Füße geholfen und sich um ihn gekümmert hatte, war tot. Wegen des Überfalls auf Christina hatte es ihm ja selbst in den Fingern gejuckt, es dem ungehobelten Kerl heimzuzahlen. »Wer weiß, was der Bursche sonst noch angestellt hat«, brummte er vor sich hin.
    Nikolaus kratzte sich nachdenklich am Kinn. Wieso eigentlich Mord? Woher wusste man, dass es nicht ein Unfall gewesen war? Schließlich hatten die Soldaten ja keinen Gefangenen dabeigehabt.
    Vorsichtig schlich Nikolaus zurück in den Palas. Die Bahre mit Wilhelm hatte man auf den Tisch gestellt. Während die Soldaten und andere Anwesende wieder aufgeregt hinausströmten, blieben zwei junge Männer beim Toten zurück. Sie waren blass. Der eine stand mit dem Rücken an die Säule gelehnt, der andere saß zusammengesunken auf einem Stuhl.
    Nikolaus trat näher, um sich den Toten genauer anzusehen. Der trug ein blutdurchtränktes Hemd und verschmutzte Hosen. Und er stank fürchterlich, als hätte man ihn geradewegs aus einer Jauchegrube gezogen.
    »Das geschieht dir recht«, murmelte Nikolaus.
    »Was habt Ihr da gesagt?«
    Nikolaus fuhr erschrocken herum. Der junge Mann, der gerade noch am Pfeiler gestanden hatte, kam auf ihn zu und hatte die Hände zu Fäusten geballt. Nikolaus wich Schritt um Schritt zurück und suchte verzweifelt nach den richtigen Worten.
    »Ich … ich sagte … ich sagte, hoffentlich gibt es dafür eine gerechte Strafe.«
    »Wer seid Ihr überhaupt?«
    »Ich heiße Nikolaus Krebs und stehe in Diensten des Kurfürsten von Trier. Ich wollte dem Herrn Dietrich von Manderscheid meine Aufwartung machen. Es tut mir leid, dass ich hier in dieses Unglück geplatzt bin.«
    Die Antwort schien den jungen Mann zu beruhigen. Er drehte sich wieder um und ging schwerfällig zum Tisch zurück. »Er war ein guter Freund«, sagte er. »Ach, was haben wir zusammen Spaß gehabt. Wie soll´s nun weitergehen? Mit wem sollen wir uns jetzt die Zeit vertreiben?«
    »Richtig, lieber Vetter«, meldete sich auch nun der Zweite. »Diese Tat muss gesühnt werden.«
    Einen Moment war es still im Raum, bis Nikolaus seine Neugierde nicht beherrschen konnte. »Was ist denn passiert?«
    »Sieht man das denn nicht?« Der Erste starrte grimmig herüber.
    »Werte Herren, entschuldigt bitte meine Frechheit. Aber als Doktor der Juristik interessiere ich mich natürlich für Verbrechen.«
    Die beiden Vettern waren hellhörig geworden. »Ihr kennt Euch mit so was aus?«
    »Nun ja, schon.«
    »Dann seid Ihr also auch der Meinung, dass solch ein niederträchtiger Mord gesühnt werden muss?«
    »Falls der Mörder unzweifelhaft feststeht, wird ihn jedes Gericht sofort verurteilen, damit er seine gerechte Strafe erhält.«
    Die beiden Männer waren mit der Antwort zufrieden.
    Nikolaus nahm seinen Mut zusammen und fragte: »Könntet Ihr mehr zu den
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