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Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)
Autoren: Frank Domeier
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Tag seines Gastspiels nahm die Tragödie ihren Anfang. Und ohne es zu wollen, war er sofort ein Beteiligter.

Auf der Niederburg
    Gleich nach dem Frühstück machte sich Nikolaus auf den Weg zur Burg Niedermanderscheid, um beim Herrn vorzusprechen. Den Weg hinunter ins Tal kannte er ja schon zur Genüge. In der Kehre der Straße, wo das nächtliche Fuhrwerk Gestein verloren hatte, blieb der junge Mann kurz stehen. Nach kurzem Suchen fand er noch eine Handvoll weiterer brauner Steine, die überhaupt nicht zu den übrigen dort herum passten.
    Was auch immer hinter dem geheimnisvollen Transport steckte, es war im Moment völlig nebensächlich. Nikolaus überlegte krampfhaft, wie er am klügsten vorgehen sollte. Immerhin wollte er nicht zu einem beliebigen Mann von der Straße, um sich über das ungehörige Verhalten seines Sprösslings zu beschweren. Hier ging es um niemand Geringeren als den Sohn eines der einflussreichsten Adligen der Region. Die Herren von Manderscheid waren durch eine geschickte Heiratspolitik zu großem Einfluss gekommen. Dietrich I. hatte Elisabeth, die Tochter des Herrn von Stein und Wartenstein, geheiratet. Dadurch hatte er sich Anrechte an Burgen im Hunsrück und in der Nahegegend gesichert. Dietrich II. hatte Irmgard, die Tochter Dietrichs von Daun, des Herrn von Brück, heimgeführt. Diese Verbindung hatte ihn zum Herrn ansehnlicher Güter gemacht. Diese wurden durch den Tod seines Schwagers Dietrich von Daun noch einmal vergrößert, denn jener war ohne Nachkommen verstorben und hinterließ die Herrschaften Daun und Brück. Dietrich II. teilte sich diese Gebiete mit Johannes, dem Burggraf von Rheineck, der die Schwester seiner Frau geheiratet hatte.
    Nikolaus durfte die Herren von Manderscheid nicht reizen, sonst könnte es ganz schnell passieren, dass er hier in einem Kerker verreckte, ohne dass irgendjemand je erfahren würde, wo er geblieben war. Deshalb würde er ganz unverbindlich darauf hinweisen, dass er einem Mädchen geholfen hatte, das von einem jungen Mann auf einem Pferd überfallen worden war. Um Christina vor Vergeltung zu schützen, würde er ihre Identität auf jeden Fall verschweigen. Schließlich war Nikolaus hier fremd und kannte niemanden. Woher sollte er dann wissen, wer die Überfallene war?
    Am Burgtor stellte er sich als Abgesandter des Kurfürsten Otto von Ziegenhain vor und bat die Wachen, mit Dietrich I. von Manderscheid sprechen zu dürfen. Das war zwar ein bisschen dick aufgetragen – aber wer sollte das so kurzfristig überprüfen können? Der Soldat beriet sich rasch mit einem Kameraden. Dann winkte er dem Besucher und führte ihn den Berg hinauf. Der Weg wand sich um Mauern und verschiedenste Behausungen herum. Schließlich waren sie vor dem obersten Mauerring angekommen und gingen durch ein enges Tor. Genau vor ihnen führten zwei Treppen in die Tiefe, eine dritte Eichentür befand sich geradeaus. Aber die Wache wandte sich nach rechts, und schon stand Nikolaus auf einem kleinen Platz mit einer Zisterne, von dem man übers Tal schauen konnte. Tief unter ihnen lag der Ort Niedermanderscheid.
    Linker Hand erhob sich der mächtige Turm, der die Burg überragte. Dort oben mussten die Herren wohnen. Nikolaus machte sich schon bereit, dort hinaufzusteigen, aber der Soldat bog plötzlich ab und führte ihn über ein paar Stufen in den geräumigen Palas.
    »Wartet hier!«, brummte die Wache mürrisch, »ich sag´ dem Herrn Bescheid.«
    Noch ehe Nikolaus etwas erwidern konnte, war er auch schon allein. Er schaute sich unschlüssig um. Er war nervös, aufgeregt. Plötzlich schien ihm die Idee, mit Dietrich von Manderscheid wegen seines missratenen Sohnes zu reden, doch nicht mehr so gut.
    »Warum mach ich das bloß?«, schimpfte er mit sich selbst. »Warum mische ich mich ein? Nur weil Christina belästigt wurde? Jeden anderen, der sich wegen so einer Sache Schwierigkeiten einhandelt, würde ich für schwachsinnig erklären.«
    Der Raum, in dem er sich befand, hatte eine Länge von schätzungsweise acht Schritt und eine Breite von etwa sechs. Genau in der Mitte stand ein Pfeiler, auf dem die hölzerne Decke ruhte. Einige Stühle und ein Tisch verteilten sich in dem Versammlungsraum. Durch die Butzenfenster blickte man auf der einen Seite unten in einen Hinterhof der Burg und nach oben auf die höher gelegene Oberburg. Durch die Fenster an der gegenüberliegenden Südseite konnte man in das Tal der Lieser schauen. Sogar die Mühle von Reginus Rüth war erkennbar.
    Auf
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