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Im Reich der Vogelmenschen

Im Reich der Vogelmenschen

Titel: Im Reich der Vogelmenschen
Autoren: A. E. van Vogt und E. Maine Hull
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der Vogelmensch einen messingglänzenden Gegenstand, der die Form einer großen Röhre hatte, am vorspringenden Bug der »Seeschlange« zu befestigen suchte.
    Das metallene Ding funkelte und tanzte im matt reflektierten Licht eines nun teilweise verborgenen Mondes. Über ihm kauerte der Mann, dessen Schwingen lose hinter den Schulterblättern herabhingen. Der Mann bewegte sich nicht. Er hing dort angeklammert und preßte seine Metallröhre gegen das Metall des U-Bootes. Kenlon sprang über die niedrige Reling, hielt sich mit der Linken am Flaggenmast fest und führte mit der andern Hand einen Schlag. Seine Faust traf einen sehr leichten, flaumigen Körper, der zurückwich, um dann vorzustoßen. Hände griffen nach Kenlon, und er wurde über die Reling auf die Sicherheit des Decks zurückgezogen.
    Das Geschöpf folgte, mit mächtigen Schwingen die Luft peitschend. Kenlon konnte nicht sagen, wann der Scheinwerfer aufflammte. Er kämpfte mit einem menschlichen Körper, der unvorstellbar leicht und doch ebenso kräftig wie er selbst war. Große Flügel hämmerten auf seinen Kopf, dann riß sich der Vogelmensch aus seiner Umklammerung. Kenlon hatte einen kurzen Blick in ein hageres, gespanntes Gesicht mit zurückgezogenen Lippen, die weiße Zähne freigaben. Dann schwang sich der schlanke Körper von ihm fort. Für Sekunden stand der Mann mit den Flügeln als Silhouette vor dem gleißenden, himmelwärts gerichteten Strahl des Scheinwerfers, dann schnellte er sich, schneller als der mitgleitende Lichtstrahl, seitwärts und verschwand in der Dunkelheit nach Norden.
    Hinter Kenlon begann ein Maschinengewehr zu rattern.
     

2
     
    Alles Ziehen und Zerren half nichts. Das glänzende, röhrenförmige Gebilde haftete unverrückbar an dem stählernen Bug.
    Kenlon blickte mit schweißüberströmtem Gesicht zu Lieutenant Commander Jones-Gordon auf, der neben dem Flaggenmast kniete und mit starken Fingern Kenlons rechtes Handgelenk umklammerte, während Kenlon mit der Linken arbeitete. Keuchend vor Erschöpfung sagte Kenlon schließlich: »Was halten Bie von einem Schweißbrenner, Sir, um das Ding abzuschneiden?«
    »Wer soll ihn bedienen?« fragte der Commander unwillig. »Die Hitze könnte die Bombe zur Detonation bringen.«
    Sonderbarerweise hatte Kenlon noch nicht an eine Bombe gedacht. In der allgemeinen Aufregung waren ihm nur die Erfordernisse des Augenblicks wesentlich erschienen.
    Jetzt fühlte er, wie alle Farbe aus seinem Gesicht wich. Entsetzt starrte er auf den glänzenden Gegenstand, und der Gedanke an Frau und Kind kam ihm. Für Sekunden ließ ihn dieser Gedanke erstarren, dann blickte er Jones-Gordon in die Augen und sagte: »Ich bin hier. Ich werde tun, was notwendig ist.«
    Er hob die Stimme: »Reichert, holen Sie einen Schneidbrenner und ein Hängegerüst. Dazu zwei Mann, die mir helfen. Beeilen Sie sich.«
    »Ays, aye, Sir!«
    »Es sieht durchsichtig aus, nicht wie eine Bombe«, sagte der Commander nachdenklich. Er war ein junger Mann mit breitem, energischen Kinn und warmen blauen Augen. »Außerdem ist es zu klein, um uns ernstlichen Schaden zuzufügen. Kommen Sie herauf, Mister Kenlon.«
    Kenlon wäre aus eigenen Kräften nicht dazu imstande gewesen. Jones-Gordons starke Arme zogen seinen ermüdeten Körper über die Reling, und es war nur seiner harten Ausbildung zu verdanken, daß er sich zusammenreißen und Haltung anzunehmen vermochte.
    Sein Vorgesetzter sagte ernst: »Gut, daß ich nicht zu Bett gegangen war. Ich hätte es nicht geglaubt, hätte ich es nicht mit eigenen Augen gesehen. Bill, was war es?«
    »Ein Mann mit Schwingen wie ein Vogel«, begann Kenlon.
    Er brach ab. Die Worte führten einen Tanz hinter seiner Stirn auf. Sein ganzer Körper spannte sich angesichts des Unglaublichen, dem sie sich gegenübersahen. Leise wiederholte er: »Ein Mann mit Flügeln, Sir. Wir müssen verrückt sein.«
    Aus den Augenwinkeln sah Kenlon die röhrenförmige »Bombe«, die das Geschöpf am Bug hinterlassen hatte. Seine Gedanken gingen rückwärts. Wenn es hier Wahnsinn gab, so nicht bei den Offizieren und Mannschaften der »Seeschlange«.
    Jones-Gordon fragte: »Woher ist es gekommen? Was ist es? Was bezweckt es? Und wo ist es jetzt?«
    Die Fragen blieben unbeantwortet, da Reichert und zwei Matrosen mit der geforderten Ausrüstung kamen. Eine Minute später hing Kenlon wieder jenseits der Reling, diesmal ohne körperliche Anstrengung.
    »Es ist durchsichtig«, verkündete er. »Und das Innere ähnelt einer
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