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Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)

Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)

Titel: Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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daran!«
    Ihr Kopf fiel zurück, und sie verdrehte die Augen, bis nur noch das Weiße zu sehen war. »Ich bin Erde.«
    Sie veränderte sich, noch während sie zuschauten; ihr glattes Haar kräuselte sich zu Locken, ihr Gesicht rundete sich merklich. »Ich muss für meine Sünde Buße tun, und die Zeit wird knapp. Schwester zu Schwester und Liebe zu Liebe. Der Sturm naht und mit ihm die Finsternis. Ich bin machtlos. Ich bin verloren.«
    Dicke Tränen kullerten über ihre Wangen.
    »Schwester.« Mia legte ihre freie Hand auf Ripleys Schulter und fühlte erneut die unheimliche Kälte über ihre Haut kriechen. »Was können wir tun?«
    Die Augen, die sich jetzt auf Mia hefteten, waren nicht
mehr Ripleys. Sie wirkten uralt und unerträglich traurig. »Was ihr wollt. Was ihr könnt. Was ihr glaubt. Vertrauen ist eins, Gerechtigkeit ergibt zwei, und Liebe, grenzenlose Liebe, ergibt drei. Ihr seid die drei. Seid stärker als das, was euch erschuf, sonst ist alles umsonst. Solltest du überleben, wird dein Herz erneut brechen. Hüte dein Herz.«
    »Ich werde überleben und mein Herz hüten.«
    »Sie hat damals das Gleiche gedacht. Ich habe sie geliebt, habe sie beide geliebt. Ob zu sehr oder nicht genug, das wird sich erst noch herausstellen. Möge euer Kreis stärker sein und halten.«
    »Sag uns, was wir tun müssen, damit er hält.«
    »Das kann ich nicht. Wenn die Antworten in dir leben, spielen die Fragen keine Rolle.« Dann wandte sie sich an Nell, lächelte fast. »Du hast deine Antworten gefunden, deshalb besteht noch Hoffnung. Sei gesegnet.«
    Ripley erschauderte abermals und kehrte zurück. »In dem Sturm«, murmelte sie, als der erste Blitz in einer Explosion von blauem Licht durch den Raum zuckte.
    Eine Lampe landete krachend auf dem Fußboden. Eine von Nells Blumenvasen wurde in die Luft gewirbelt und gegen die Wand geschleudert, um in tausend Scherben zu zersplittern. Das Sofa kippte um und sauste dann quer durch den Raum.
    »Stopp!«, rief Mia in den Wind, der heulend ins Zimmer hineingefegt war. »Nell, bleib bei mir.« Sie umschloss Nells Finger noch fester und griff mit ihrer anderen Hand nach Ripleys erschlaffter. »Beende die Gewalt, bring den Sturm zum Schweigen. Kämpfe er, der es wagt, gegen diesen Reigen. Hier stehen wir, wir sind die drei. Wie wir befehlen, so soll es geschehen.«
    Wille kämpfte erbittert gegen Wille. Magie rang mit Magie. Dann – ebenso urplötzlich, wie er begonnen hatte – legte sich der Sturm wieder. Bücher, die in die Luft gewirbelt
worden waren, landeten mit einem dumpfen Knall auf dem Boden.
    »Ripley.« Macs Stimme blieb vollkommen ruhig, obwohl sein Herz wie wild gegen seine Rippen hämmerte. »Ich werde jetzt von zehn an rückwärts zählen. Wenn ich bei eins angekommen bin, wirst du wieder aufwachen. Langsam.«
    Er beugte sich dicht zu ihr, streifte zart mit seinen Lippen über ihre Wange und flüsterte ihr den Zauberspruch zu, den er in dem Tagebuch seiner Urahnin gefunden hatte.
    »Du wirst dich daran erinnern«, versprach er ihr und hoffte inständig, dass sie sich die Worte ins Gedächtnis zurückrufen würde, wenn sie sie am dringendsten brauchte. »Du wirst das hören. Du wirst das wissen.«
    Ripley fühlte, wie sie emporstieg, als er sie aus ihrer Trance in die Realität zurückholte, so als ob sie sich von einem Berg von Federn erhöbe. Je näher sie der Oberfläche kam, desto stärker fühlte sie die Kälte. Und die Furcht und das Grauen. Als ihre Augen offen waren, ihr Blick wieder klar, sah sie plötzlich das Blut auf Macs Gesicht. Es lief in einem dünnen Rinnsal über seine Stirn, an seiner Wange herunter.
    »O Gott! O mein Gott!«
    »Es ist nichts.« Er hatte gar nicht gemerkt, dass er verletzt war, bis Ripley ihre Hand an sein Gesicht hob und sie blutbeschmiert wieder sinken ließ. »Irgendwelche herumfliegenden Glasscherben. Es ist wirklich nichts«, wiederholte er. »Nur ein paar Kratzer, mehr nicht.«
    »Dein Blut.« Sie schloss ihre Finger über dem Blut in ihrer Handfläche – und fühlte die Schuld, die Macht. Fühlte den Hunger und die Furcht.
    »Ich habe mich beim Rasieren schon schlimmer geschnitten«, versicherte Mac ihr beruhigend. »Sieh mich an, Ripley. Entspann dich. Nell, vielleicht könntest du Ripley ein Glas Wasser bringen. Wir werden jetzt erst mal eine kleine Pause einlegen, bevor wir über alles das hier sprechen.«
    »Nein.« Ripley bemühte sich, mit ruhiger Stimme zu sprechen, als sie aus dem Sessel aufstand. »Ich werde mir
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