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Im Kettenhemd (German Edition)

Im Kettenhemd (German Edition)

Titel: Im Kettenhemd (German Edition)
Autoren: Dieter Reitze
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dichtes Gestrüpp einen Weg die Treppe hinab. Im Schein der Fackel tauchte ein schmaler, gemauerter Gang vor ihm auf.
»Hier führt ein Gang in Richtung der Abtei!«, rief er zu den gespannt Wartenden hinauf. »Bringt noch Fackeln und folgt mir!«
Karl, Sieki und Jörg stiegen nun ebenfalls in die Tiefe, und Sabella lief zu Cedric, der bei seinem Patienten geblieben war. In der Abtei wollten sie dann auf Klopfgeräusche achten, um eventuell doch noch die Verbindung zur Krypta zu entdecken.
Der Gang war anfangs feucht und niedrig. Die Männer kamen nur geduckt voran. Spinnweben verdeckten ihnen die Sicht, verbrannten aber sofort im Feuer der Fackeln. Nach einer Weile machte der Gang einen Knick und gab den Blick auf eine Nebenöffnung frei. Jörg ging ein Stück hinein und stand plötzlich in einem kleinen Raum. Hier fanden sich an die hundert menschliche Schädel, die man hier in Wandnischen übereinander geschichtet hatte. Selbst für gestandene Männer war dies doch ein grausiger Anblick.
»Das könnten Mönche der Abtei gewesen sein, die hier von der Bruderschaft bewahrt werden«, meinte Sieki.
»Wir sollten weitergehen und versuchen, den Durchgang zur Abtei zu finden«, warf Jörg ein.
Der Gang wurde hier nun etwas breiter und auch höher. Trotzdem machte die stickige Luft hier unten allen zu schaffen, war doch bisher auch kein einziger Luftzug zu spüren, der auf eine Verbindung nach außen hätte deuten können. Der Gang bog nun nochmals in eine andere Richtung ab, gab aber nach wenigen Metern den Blick auf die Krypta frei.
»Da, es gibt sie also doch«, sprach Dietrich erleichtert. Hier müssen wir suchen. Es gibt keinen anderen Ort mehr als diesen.«
Als die Männer die kleine Halle mit ihren Fackeln ausleuchteten, stießen sie auf vier Sarkophage. Sie standen exakt in einer Reihe und waren von gleicher Größe. Allem Anschein nach handelte es sich bei allen Bestatteten um Ritter.
»Seht doch, sie sind alle Templer, und der hier ist Montbard!«, freute sich Jörg.
Die Inschriften auf den Grabplatten bezeugten seine Worte, und alle waren froh, das eigentliche Grab des Ritters Montbard gefunden zu haben.
»Hier ist eine Treppe«, rief Dietrich von der anderen Seite, »die führt vielleicht in die Abtei!«
Er stieg die Stufen hinauf und schaute sich um. Außer undurchdringlichen Mauern und zwei in Stein gehauenen Wappen konnte er aber zunächst nichts entdecken. Mit dem Schwertknauf schlug er einige Male gegen die Wände. Alle lauschten gespannt, ob es eine Antwort gäbe.
Nichts.
»Wir sollten versuchen, den Sarkophag zu öffnen«, riet Karl. »Es wird Zeit, die Fackeln werden nicht ewig brennen.«
Auf ein Zeichen stemmten sich dann alle gleichzeitig gegen die schwere Granitplatte, die sich aber vorerst nicht bewegen ließ.
»Wenn da ein Schatz drin ist, muss ihn ja jemand hineingetan haben. Der wird hier nicht mit zehn Mann daran gegangen sein«, gab Sieki zu bedenken.
Jörg untersuchte nun die Deckplatte genauer. Er tastete Stück für Stück des gesamten umlaufenden Steinreliefs ab und meinte dann des Rätsels Lösung gefunden zu haben: An allen vier Ecken des Granitsarges befanden sich kunstvoll gearbeitete Steinrosetten. Er griff nach der ersten, drückte und schob sie, aber leider vergebens.
»Dreh sie doch mal!«, riet Dietrich.
Jörg legte seine ganze Kraft hinein, und plötzlich ließ sich eine Rosette ein Stück drehen.
»Es funktioniert!«, rief er erstaunt. »So etwas haben die Mauren in ihren Palästen, um alles Wertvolle vor Fremden zu verbergen.«
Schnell machten sich alle daran, die Rosetten vom Schmutz zu befreien, um sie besser drehen zu können. Jetzt ließen sie sich in beide Richtungen bewegen, und alle hatten nun irgendwie an den Dingern gedreht.
»Halt, halt!«, rief Dietrich. »So wird das nichts. Sicher gibt es ein System, ähnlich wie bei einem Schloss. Es gibt pro Rosette zwei Drehrichtungen. Da ergeben sich eine Menge Möglichkeiten.«
»Wenn wir die alle ausprobieren, sitzen wir die ganze Nacht hier«, stöhnte Karl ungeduldig.
Jörg war immer ein begnadeter Glückspieler und die Würfel gehorchten ihm oft auf magische Weise.
»Ich werde es versuchen«, sprach er mit glänzenden Augen. »Kamerad Zufall ist wie ein Bruder für mich und wird mir auch diesmal wieder helfen.«
Die Männer waren einverstanden, hatten sie doch selbst auch keine bessere Idee.
»Die Platte wird sich auf Kufen bewegen. Zwei von uns sollten sie unter leichtem Druck nach hinten halten, und zwei drehen die
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