Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Herzen Des Lichts

Titel: Im Herzen Des Lichts
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
Mensch und Katze sahen niemanden und vernahmen keinen Laut, und Wunder schien auch mit anderen Sinnen keine Menschenseele hier zu wittern. Einmal hatte der Kater mit erhobener Pfote und gespitzten Ohren innegehalten, und sein menschlicher Begleiter hatte sich sogleich wie ein Schatten an die Korridorwand gedrückt, während gleichzeitig ein dunkles Messer in seiner Hand erschienen war. Wunder tappte zu ihm.
    Nachtschatten berührte das Tier nicht, er wartete auf weitere Anzeichen von Gefahr. Von Wunder kamen keine. Nach mehreren stummen Augenblicken tupfte ihm sein Mensch mit dem Messer auf den Rücken.
    »Dummkopf!« flüsterte Nachtschatten, und Wunder fing sofort zu schnurren an. »Pst!« mahnte Hanse. Er richtete sich auf und huschte weiter, mit der schnurrenden Katze an seiner Seite.
    Schließlich gelangten sie zu einem Gemach mit einem Werktisch und Dingen, bei deren Anblick sich Nachtschattens Nackenhaar aufstellte. Wunders Schnurren verstummte wie abgeschnitten. Ihr Götter, wie ich Zauberei hasse!
    Im selben Augenblick wußte er, daß sich der Ohrring in der hübschen kleinen Mahagonischatulle befand. Gute Arbeit, Strick. Als er die Schatulle schon öffnen wollte, hielt er inne, legte den Kopf schräg und machte einen Schritt zur Seite. Von dort aus klappte er den Deckel mit der Spitze eines seiner Messer auf. Er hörte den verborgenen Auslöser und sah, wie der winzige Pfeil geradeaus hoch schoß und sich in die Decke bohrte. Wunder duckte sich, während Nachtschatten nickte, als er den Inhalt der Schatulle sah, vor allem die Blutflecken. Noch einmal tippte er mit der Messerspitze auf den Deckel und wartete. Nichts tat sich, außer daß der Deckel sich fast lautlos schloß. Als er nach der Schatulle greifen wollte, um umgehend aus diesem Gemach zu verschwinden, sah er einige ausgekämmte Haare auf dem Tisch. Er legte sie in die Schatulle und wickelte sie in einen Streifen des scharlachroten Tischtuchs, dann schob er sie ins Oberteil seiner schwarzen Kleidung.
    Hastig verließ er dann Marypes Zaubergemach.
    Kinderleicht, dachte er, während er zur Geheimtür rannte, die zu dem alten unterirdischen Gang führte. Gut wie immer, auch ohne Mignureals Hilfe!
    In dem muffigen alten Gang hörte er eine Ratte, dann sah er eine und gleich darauf etwas Unheimliches: Gespenster, die in ewigem Zweikampf erstarrt waren. Sie sahen aus wie - könnte das Eindaumen sein? Nein, gewiß nicht und schon gar nicht doppelt, dachte er, und in diesem Moment sprang die Ratte.
    Sie war groß, groß wie eine normale Katze, was Wunder nicht war. Nachtschatten konnte sich gerade noch ducken und mit den Händen um sich schlagen. Da hatte der Kater die Ratte auch schon mit einem drohenden »Rrrrauuu« angesprungen. Hanse lächelte in Erwartung eines kurzen Quiekens. Doch ein wilder Kampf vertrieb das Lächeln und führte zu einem entsetzten Aufstöhnen, als ein rotes Fellbündel durch die Luft flog und heftig auf dem festgetrampelten Erdboden aufschlug, wo es reglos liegenblieb.
    »Wunder!«
    Nachtschatten schmetterte ein Wurfmesser in die Ratte, dann ein zweites. Er riß die Augen weit auf. Er sah, wie beide Klingen wirkungslos durch das Tier drangen. Der Schrecken lähmte ihn so lange, daß die Ratte Gelegenheit hatte, ihn anzuspringen und ihre Zähne in seinen Arm zu stoßen.
    Hanse stöhnte und biß sich auf die Lippe, während er den unnatürlich schweren Nager mit der Rechten umklammerte. Er hatte das Gefühl, daß die Ratte genauso stark war wie er. Ihre Fänge waren wie dicke Nadeln, und der Schmerz war grauenhaft, als er das riesige Nagetier wegzureißen versuchte. In Sekunden war er schweißüberströmt. Obwohl seine anderen Messer gegen diese Zauberkreatur nichts auszurichten vermocht hatten, konnte er nicht einfach aufgeben. Als die Ratte an ihm zu nagen begann und ein roter Schmerzensschleier vor seinen Augen und seinem Verstand wogte, zog Nachtschatten Chollys Dolch und hieb und stach.
    Mit einem Kreischen und einem gewaltigen Ruck, daß Hanse aufschrie, verschwand die Zauberkreatur - und mit ihr der Schmerz und die gräßliche Wunde in seinem Arm. Und ein Blick zeigte ihm einen befriedigenden Blutstreifen auf dem Dolch mit der silbereingelegten Klinge. Hanse rannte zum bewußtlosen Wunder, hob ihn auf die Arme und raste los.
    Ich habe Strick einen viel zu geringen Preis genannt!
    Als er wie der Schatten eines Geists im Liliengarten auftauchte, mußte er um ein eng umschlungenes Paar herumhuschen, das ihn überhaupt nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher