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Im Hauch des Abendwindes

Im Hauch des Abendwindes

Titel: Im Hauch des Abendwindes
Autoren: Elizabeth Haran
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Roy’s Autolackiererei arbeitet und den Wagen meines Bruders neu lackiert hat. Ihr wisst doch, wie pingelig Freddie mit seinem Cortina ist.«
    Ruby, die den letzten Teil der Unterhaltung mit angehört hatte, fuhr herum und starrte Sheryl offenen Mundes an.
    »Das ist bestimmt ein anderer Gavin«, sagte Sharon peinlich berührt.
    Barbie achtete nicht auf das Gespräch, aber Marissa sah Ruby beunruhigt an.
    Sheryl, die sich keinen Reim auf Rubys Reaktion machen konnte, blickte verwirrt von ihr zu Sharon.
    »Rubys Verlobter heißt Gavin«, erklärte die. »Er ist auch Autolackierer und spielt gern Darts. Das ist sicher nicht der Typ, mit dem Chrissie was hat, oder?«
    Sheryl war blass geworden. »N-nein, sicher nicht«, stammelte sie.
    Ruby funkelte sie finster an. Sie war im Begriff gewesen, ihre Kundin zu kämmen, hatte aber mitten in der Bewegung innegehalten. Ihre Hände zitterten. »Haben Sie ihn schon mal gesehen?«
    »Äh … ja«, antwortete Sheryl vorsichtig.
    »Und, wie sieht er aus?«
    Sheryl zögerte. »Na ja, er ist durchschnittlich groß und hat rote Haare.«
    Sie beobachtete Rubys versteinerte Miene und kam zu dem Schluss, dass das keine guten Nachrichten waren.
    Ruby wandte sich ab und verharrte einen Augenblick regungslos. Gavin hatte rote Haare, und alle Stammkundinnen wussten das. Sheryl war die Einzige, die Rubys Verlobten nicht kannte.
    Einen Moment später hatte sich Ruby so weit im Griff, dass sie weiterarbeiten konnte. Die jungen Frauen wechselten betroffene Blicke.
    »Was ist denn?«, flüsterte Sheryl kaum hörbar. »Das ist doch nicht ihr Gavin, oder?«
    Der Vormittag zog sich scheinbar endlos hin. Ruby arbeitete rein mechanisch, mit ihren Gedanken war sie ganz woanders. Dann war es endlich geschafft. Begleitet von den guten Wünschen Barbies, Rubys und Marissas verließen die Kundinnen den Laden.
    Ruby und Marissa begannen mit dem Aufräumen und Saubermachen.
    »Vielleicht hat sich Sheryl ja geirrt«, flüsterte Marissa, während sie den Boden aufwischte. Sie konnte Ruby ansehen, wie bedrückt sie war und dass sie sich nur mühsam zusammenriss.
    »Ich bezweifle stark, dass es zwei Gavins mit roten Haaren gibt, die beide Autolackierer sind und öfter im Longueville Hotel Darts spielen«, fauchte Ruby, die die feuchten Handtücher einsammelte. Sie tat einen tiefen Atemzug, um sich zu beruhigen. »So viele Zufälle gibt es nicht.«
    Sie war völlig außer sich, versuchte aber, es sich nicht anmerken zu lassen. Ihr Gavin und Chrissie Williams? Sie durfte sich das gar nicht vorstellen! Er habe an diesem Tag noch länger in der Lackiererei zu tun, hatte er gesagt, und werde nicht vor ein oder zwei Uhr fertig sein. Ob er sie angelogen hatte? Ruby musste sich zusammenreißen, um nicht in Tränen auszubrechen.
    Barbie, die telefoniert hatte, legte den Hörer auf und wandte sich langsam um. »Ruby, bleib bitte noch einen Moment da, ich muss mit dir reden«, sagte sie dumpf.
    Ruby blickte kurz auf und nickte. Es war ein heißer Februartag gewesen. Jetzt wurde es schwül. Dunkle Wolken zogen über den Himmel. Ruby war immer schon abergläubisch gewesen, das hatte sie von ihrer Mutter, und sie war überzeugt, dass gewitterschwüle Tage wie dieser schlechte Nachrichten brachten. Es schien, als sollte sie Recht behalten.
    Marissa hatte den Eimer samt Putzlappen an seinen Platz zurückgestellt, griff nach ihrem Regenschirm und ging zur Ladentür.
    »Wenn ich mich beeile, kriege ich noch den Bus um halb eins«, rief sie den anderen zu.
    Es war ihr ein bisschen unangenehm, dass sie nicht dablieb, um Ruby zu trösten, aber sie wusste nicht, was sie ihr sagen sollte. Normalerweise gingen sie nach der Arbeit zusammen ein Stück die Straße hinauf, wo Marissa in den 421er stieg, der nach Chatswood, den angrenzenden Vorort, fuhr. Ruby ging von dort aus zu Fuß nach Hause.
    »Geh nur«, sagte Ruby. Sie wollte selbst so schnell wie möglich nach Hause und sich bei ihrer Mutter ausweinen. »Wir sehen uns dann Montagmorgen.«
    »Okay. Ruf mich an, wenn du jemanden zum Reden brauchst.« Marissa winkte ihr kurz zu und huschte hinaus.
    Ruby drehte sich zu Barbie um, die, wie sie jetzt erst bemerkte, ein betretenes Gesicht machte. Eine düstere Vorahnung überkam sie. Sie wartete, aber Barbie schwieg. Sie arbeitete seit achteinhalb Jahren in diesem Salon, in dem sie auch ihre Lehre gemacht hatte, und kannte Barbie als strenge, anspruchsvolle und kritische, zugleich aber auch gerechte Chefin.
    »Stimmt was nicht?«
    »Das
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