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Im Bann des roten Mondes

Im Bann des roten Mondes

Titel: Im Bann des roten Mondes
Autoren: Susan Hastings
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mit seinen dickbäuchigen Kesseln, und an der Ecke, an der sie wieder nach links abbiegen musste, waren der Händler mit den schönen, hohen Messingkrügen und der uralte Mann, der billige Riemchensandalen verkaufte.
    Wieder spürte sie die Blicke der Männer, die sie verfolgten. Sie fühlte sich unbehaglich. Wo war nur dieser verdammte Muammar abgeblieben? Sie hatte ihn doch ausreichend entlohnt. Wahrscheinlich zu gut. Sie hätte ihm das gesamte Geld erst geben sollen, wenn er sie wieder zurück zum Hotel geführt hätte.
    Verstohlen blickte sie sich um. Sie hatte das Gefühl, dass sie nicht nur von den Blicken der Männer verfolgt wurde. Seit geraumer Zeit fiel ihr ein Mann auf, der denselben Weg wie sie zu nehmen schien.
    Sie hatte sich nicht getäuscht, sie wurde verfolgt! Ihr Herz schlug heftiger, und sie unterdrückte die aufkommende Angst. Zunächst ging sie zügig weiter, beschleunigte sogar ihren Schritt, um einen größeren Abstand zwischen sich und ihren Verfolger zu bringen. Doch er blieb hartnäckig, schlängelte sich durch die Passanten und Karren. Neben einem Waffenstand gab es eine kleine Nische im Mauerwerk. Davor hingen auf einer Stange Tücher und Stoffe.
    Désirée presste sich dahinter und wartete mit wild klopfendem Herzen. Der Mann, der sie verfolgte, blieb stehen und blickte sich unschlüssig um. Sie lugte zwischen den Stoffen hervor, um ihn zu beobachten. Er wurde sichtlich nervös. Ihr wurde klar, dass er es nicht aufgeben würde. Sie würde ihm nicht entkommen können. Wohl oder übel musste sie in die Offensive gehen.
    Sie zog einen Geldschein aus ihrem Kleid hervor und warf ihn dem Waffenhändler auf den Tisch. Mit der anderen Hand griff sie einen kleinen, aber spitzen und gefährlich blinkenden Dolch. Sie wirbelte herum und presste die Waffe dem überraschten Verfolger, der ihr im Augenblick den Rücken zugedreht hatte, zwischen die Rippen.
    »Toucher, Monsieur«, zischte sie. »Wenn Sie sich umdrehen, steckt das hübsche Messerchen bis zum Anschlag in Ihren Nieren.«
    Der Mann stand zur Salzsäule erstarrt. »Bitte, Mademoiselle, ich will Ihnen nichts tun«, flüsterte er.
    »Und warum verfolgen Sie mich dann?«
    »Sie haben Al-Khaflur besucht.«
    »Wer soll das sein?«
    »Der Teppichhändler. Vertrauen Sie ihm nicht, er ist ein Betrüger.«
    Sie lachte belustigt auf. »Und warum soll ich gerade Ihnen vertrauen?«
    »Das sollten Sie tun, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist.«
    »Gerade eben haben Sie mir versichert, dass Sie mir nichts tun werden. Sieht so Ihr Vertrauen aus?« Sie piekste ihn in die Rippen, und er ging mit einem unterdrückten Schmerzenslaut einige Schritte weiter. Désirée blieb in seinem Rücken und bohrte den Dolch gegen sein Hemd.
    »Nicht ich will Ihnen etwas antun, sondern diese Führer seiner Karawane.«
    »Was wissen Sie darüber?«
    »Nur so viel, dass niemand es wagen würde, Fremde ins Hoggar-Gebirge zu führen, egal wie viel Geld Sie ihnen bieten.«
    »Aber der Teppichhändler hat es versprochen. Es wären einige Tuareg unter den Karawanenführern.«
    »Auch die würden es nicht tun. Erst recht nicht, denn sie wissen, was ihnen geschehen würde. Es sei denn, sie würden Sie direkt in die Arme der Krieger führen. Aber das käme auf dasselbe heraus.«
    »Ich verstehe trotzdem nicht, warum sich dieser Teppichhändler auf das Geschäft eingelassen hat. Ich ziehe mit der Karawane mit.«
    »Sicher«, erwiderte der Mann. »Und dann lassen sie Sie allein in der Wüste zurück, irgendwo zwischen Algier und Timbuktu. Sie wären nicht die Erste ...«
    »Sie haben keine Beweise!«
    »Bleiche Knochen«, sagte er mit singender Stimme.
    Désirée erschauerte. Doch dann zwang sie sich zu kühler Überlegung. »Und warum warnen Sie mich? Was haben Sie davon?«
    »Ich schlage Ihnen ein anderes Geschäft vor. Vergessen Sie Al-Khaflur. Ich habe einen Plan, wie Sie relativ sicher zum Hoggar-Gebirge kommen können.«
    »Und der wäre?«
    »Bitte nehmen Sie erst den Dolch aus meinem Rücken. Es verhandelt sich besser, wenn man sich dabei in die Augen sehen kann.«
    »Ich bin aber eine Frau«, erwiderte sie. »Der sieht man nicht ins Gesicht.«
    »Sie sind eine französische Frau, der macht das nichts aus.«
    Désirée musste unwillkürlich lachen. Sie blickte sich um. Sie waren bereits am Rand der Kasbah. Unter den Passanten entdeckte sie mehrere Europäer.
    »Einverstanden«, lenkte sie ein. »Aber keine Tricks, verstanden?« Sie bemerkte, wie der Mann erleichtert die Luft ausstieß
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