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Im Bann Des Jaegers

Im Bann Des Jaegers

Titel: Im Bann Des Jaegers
Autoren: Christine Feehan
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erwartete, dass sie sich raushielten und es ihm überließen, mit Rose fertigzuwerden – selbst wenn sie versuchen sollte, ihn zu töten, was seiner Meinung nach durchaus möglich war.
    Kane holte tief Atem und bewegte sich auf das Fenster zu, das auf einen kleinen Hof neben dem Haus ging. Er konnte verstehen, warum Rose diese Wohnung gewählt hatte. Sie hatte alternative Fluchtwege. Er machte nicht den Fehler, bis zum Fenster zu gehen. Rose war ein bestens ausgebildeter Schattengänger. Sie hatte gelernt, was nötig war, um zu überleben. Sie erwartete, dass er an die Haustür kommen würde, ein Abgesandter der Einheit, die sie hinzugerufen hatte, um wichtige Gefangene zu retten, die das Drogenkartell als Geiseln gegen El Presidente benutzte.
    Es dauerte ein paar Minuten, bis er die kleinen Glasscherben entdeckte, die auf der Erde und dem Laub verstreut waren. Er säuberte den Bereich gründlich, da er wusste, dass die Geräusche von zerbrechendem Glas sie augenblicklich warnen würden. Wie die meisten Schattengänger besaß sie nicht nur ein genetisch gesteigertes Sehvermögen, sondern auch ein extrem feines Gehör. Ihr Fenster würde nicht zugenagelt sein, weil sie einen schnellen Fluchtweg brauchte, aber sie hatte es bestimmt gegen Besucher gesichert. Es öffnete sich zur Seite, und nicht nach oben, und hatte einen Drehgriff an der Innenseite.
    Kluges Mädchen, sagte er sich nachdenklich. Er zog einen Miniatur-Laserschneider aus seiner Werkzeugtasche und schnitt, nachdem er den Saugnapf angebracht hatte, behutsam das Glas. Der Saugnapf arbeitete lautlos und zog ohne jedes Geräusch die entstandene kleine runde Scheibe aus dem verbleibenden Fenster. Kane griff hinein und ölte den Griff langsam, um weiterhin Lautlosigkeit zu gewährleisten. Erst dann drehte er den Griff weit genug, um das Fenster aufzuschieben. Winzige Glassplitter waren am Rand der Fensterbank festgeklebt, wie er sah, als sich die Scheibe langsam öffnete.
    Kane lächelte in sich hinein. Ja, seine Frau wusste, wie man auf sich aufpasste. Er griff durch die Öffnung, mied dabei die Glassplitter und schob das Fenster weit genug auf, um einsteigen zu können. Wieder wartete er, bis er den kleinen Auslöser für grelle Lichtimpulse gefunden hatte, ehe er seinen kräftigen Körper durch die Öffnung schwang. Leicht war das nicht zu bewerkstelligen, da die Glasscherben hervorstanden.
    Als er leise auf den Boden trat, projizierte er das Geräusch langsamer, zielstrebiger Schritte, die über den Bürgersteig auf ihre Haustür zukamen. Das Auftreten seiner eigenen Füße dämpfte er, als er sich durch das spärlich möblierte Zimmer zur offenen Tür bewegte. Ein kleiner Rucksack stand auf einem Stuhl links neben ihr, wo sie ihn schnappen und fortlaufen konnte, falls die falsche Person zur Tür hereinkam. Rose hatte ihm den Rücken zugewandt. Sie war kleiner, als er sie in Erinnerung hatte. Von hinten sah sie nicht schwanger aus. Sein Herz tat einen dumpfen Schlag bei dem Gedanken, sie könnte das Baby verloren haben.
    Sie trug Jeans und ein langes Top im Tunikaschnitt. Ihr glänzendes mitternachtsschwarzes Haar hatte einen frechen Pagenschnitt. Die Erinnerung daran, wie seidenweich sich ihr Haar anfühlte, wenn er es mit einer Faust packte, brach mit einer Wucht über ihn herein, die ihm den Atem raubte. Einen Moment lang erschütterte ihn ihr Anblick.
    Er atmete tief ein, denn er lechzte nach ihrem Duft in seiner Lunge. Er konnte tatsächlich fühlen, wie ihre zarte Haut über seine glitt, und er schmeckte sie in seinem Mund. Rose. Niemals würde er vergessen, wie sie zu ihm aufgeblickt hatte, mit ihren riesigen Augen, die von einem so dunklen Braun waren, dass sie nicht die geringste Spur von Gold enthielten. Lange Wimpern, schwarz wie die Nacht, umrahmten diese schokoladenbraunen Augen, die ihn, ohne zurückzuschrecken, fest angesehen und ihn von jeglicher Schuld freigesprochen hatten – aber, verdammt nochmal, sie hatte keine andere Wahl gehabt. Ihr war gar nichts anderes übriggeblieben.
    Kane holte wieder tief Atem, als er die Erinnerung unbarmherzig von sich schob. Er war ein kräftiger Mann, neben dem sie sich zwergenhaft ausnahm. Er bestand nur aus geschmeidigen Muskeln, hatte ein angemessenes Gewicht für seine Körpergröße und kein Gramm Fett am Leib. Er ragte über ihr auf, nicht mehr als ein Schatten, und seine Arme kamen von hinten um sie herum, um ihr die Waffe aus der Hand zu nehmen und sie auf das aufgeklappte Sofa zu werfen. Sie
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