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Im Bann Des Jaegers

Im Bann Des Jaegers

Titel: Im Bann Des Jaegers
Autoren: Christine Feehan
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ihr Gesicht gezeichnet war, schockierte ihn. Ebenso sehr schockierte ihn, wie stark nicht nur sein Körper, sondern alles in ihm auf sie reagierte. Seine Beschützerinstinkte, seine animalische Seite, das Alphatier – alles Männliche in ihm.
    Er zwang sich, mit beherrschter Stimme zu sprechen. »Du wirkst, als seist du krank gewesen.«
    Sie nickte. »Ich konnte nicht viel Nahrung bei mir behalten«, gestand sie und sah ihm dabei forschend ins Gesicht, um zu entscheiden, ob sie ihm trauen konnte oder nicht. »Das hat mich ziemlich geschwächt. Und da ich nicht von Whitneys Radar erfasst werden will, muss ich ständig in Bewegung sein.« Sie sah ihn mit einem freudlosen Lächeln an, nicht mehr als ein Aufblitzen ihrer weißen Zähne, doch es genügte ihm als Warnung. »Ich werde das Baby in Sicherheit bringen, und wer sich mir in den Weg stellt, wird nicht lange am Leben bleiben.«
    Kane wusste, dass es sich bei ihrer ruhigen Behauptung nicht nur um eine leere Drohung handelte. Rose würde kämpfen, wenn es nötig war. Sie mochte zierlich sein, doch das wurde durch ihre übersinnlichen Fähigkeiten und das glänzende Überlebenstraining, das sie durchlaufen hatte, wettgemacht. In der kurzen Zeit, die sie gezwungenermaßen miteinander verbracht hatten, hatte er sie näher kennengelernt. Dr. Whitney, der Leiter des experimentellen Programms zur Steigerung übersinnlicher Anlagen, war zum skrupellosen Einzelgänger geworden, der entschlossen war, auf eigene Faust Supersoldaten zu züchten. Rose war zwangsweise in sein Zuchtprogramm integriert worden, doch die kurze Zeit im Zuchtprogramm hatte keine der teilnehmenden Frauen am täglichen Training gehindert. Die Männer neigten dazu, zu vergessen, dass die Frauen schon als kleine Kinder zum Training gezwungen worden waren, wohingegen sie sich erst in späteren Jahren dem Militär angeschlossen hatten. Die Frauen waren ihnen gegenüber tatsächlich im Vorteil, obwohl sie von ihrer Statur her kleiner waren.
    »Ich habe gesagt, ich würde dich unbeschadet hier rausholen, Rose, und das war mein Ernst.« Er bemühte sich, seine Worte weder aggressiv noch herrisch klingen zu lassen, obwohl ihm nach beidem zumute war. Er neigte von Natur aus dazu, die Dinge in die Hand zu nehmen, und jetzt musste er diesen Drang unterdrücken. Er würde Rose nicht noch einmal entkommen lassen, und schon gar nicht, wenn sie und ihr gemeinsames Kind Tag für Tag in jedem einzelnen Moment von Gefahr umgeben waren. Sie brauchte Schutz, ganz gleich, wie groß ihr Unabhängigkeitsstreben war. Er konnte ihre Aversion gegen ihn verstehen, aber ihre Sicherheit hatte Vorrang vor allem anderen.
    Rose ging in keiner Weise auf seine Bemerkung ein, und er wusste nicht im Entferntesten, was sie dachte. Sie wirkte zerbrechlich, aber sie hatte einen stählernen Kern und einen eisernen Willen. Nicht einmal Whitney war es gelungen, von ihr zu bekommen, was er wollte. Ungeachtet der Tatsache, dass seine Strafen schrecklich waren, hatte sie ihren Partner selbst gewählt und sich geweigert, einen der anderen zu akzeptieren, die Whitney zu ihr geschickt hatte.
    Kane drängte diese Erinnerungen gewaltsam zurück. Es fiel ihm schwer, gelassen und diszipliniert zu sein, wenn Wut in ihm tobte. Sehr sanft schob er Rose zu dem Stuhl, der weiter weg vom Fenster war.
    Ich habe sie nicht mehr in der Schusslinie , warnte ihn Gideon. Und ihr ist das mit Sicherheit klar, Kane.
    Verdammt nochmal, bau jetzt bloß keine Scheiße, Kane, fauchte Mack. Ich schicke Javier zu euch beiden rein.
    Scher dich zum Teufel, Mack , fauchte Kane zurück. Sie ist schwanger, und es ist mein Kind. Ihr werdet euch hüten, auf sie zu schießen.
    »Sie sind wirklich wütend auf dich, stimmt’s?« Rose lächelte sarkastisch. »Und sie haben Recht. Du schwebst tatsächlich in Gefahr.«
    »Wenn du etwas vorhast, Rose, dann tu es jetzt, bevor sie einen anderen reinschicken.«
    Sie sah ihm forschend ins Gesicht, und er konnte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, sie gleichfalls eingehend zu mustern. Ihre langen, geschwungenen Wimpern zogen seine Aufmerksamkeit auf sich. Von dort aus sank sein Blick auf ihre hohen Wangenknochen, die kleine, gerade Nase und den üppigen Mund. Die Frauen waren aus Waisenhäusern geholt worden, und Rose war offenbar aus China gekommen, doch wie es Whitney gelungen war, sie an sich zu bringen, war Kane schleierhaft.
    Sie berührte mit ihrer Zunge ihre volle Unterlippe, und sein Körper straffte sich. »Ich werde keine
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