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Illuminatus 3 - Leviathan

Illuminatus 3 - Leviathan

Titel: Illuminatus 3 - Leviathan
Autoren: Robert Shea & Robert Anton Wilson
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vollständig auffangen, aber nur einen Augenblick davon; die Gleichung des Naturwissenschaftlers, Kraft = Masse x Beschleunigung, beleuchtet nur einen Aspekt davon, der von allen anderen Kodes nicht wahrgenommen wird, verliert aber alles andere drumherum. Jede Wahrnehmung wird beeinflußt, geformt und strukturiert von den Kodierungsgewohnheiten — den geistigen Spielgewohnheiten - des Wahrnehmenden.
    Jegliche Autorität ist eine Funktion des Kodierens, von Spielregeln. Immer wieder haben sich Menschen erhoben, um mit Mistgabeln gegen Kanonen zu kämpfen; ebenso haben sich Menschen den schwächsten und zerstreutesten Unterdrückern ergeben. Alles ist vom Ausmaß der Verzerrung von Wahrnehmung abhängig, die durch Kodieren geschieht und wie sie die physischen (und geistigen) Reflexe konditioniert.
    Auf den ersten Blick scheint es so, als könne Autorität gar nicht existieren, wenn alle Menschen Feiglinge wären oder kein einziger Mensch ein Feigling wäre, aber nur deshalb blüht Autorität, weil die meisten Menschen Feiglinge und manche Menschen Diebe sind. Tatsache ist, daß die innere Dynamik der Feigheit und der Unterwerfung auf der einen und von Heldentum und Rebellion auf der anderen Seite nur sehr selten bewußt von einerseits der herrschenden und andererseits der dienenden Klasse realisiert wird. Unterwerfung wird nicht mit Feigheit, sondern mit Tugend identifiziert, Rebellion nicht mit Heldentum, sondern mit dem Bösen. Für die römischen Sklavenhalter war Spartacus kein Held und die gehorsamen Sklaven keine Feiglinge; Spartacus war ein Bösewicht und die gehorsamen Sklaven tugendhaft. Die gehorsamen Sklaven glaubten das ebenfalls. Die Gehorsamen glauben von sich selbst immer, daß sie tugendhaft und nicht feige sind.
    Wenn Autorität Unterwerfung impliziert, so impliziert Befreiung Gleichheit; Autorität existiert, wenn ein Mensch dem anderen gehorcht, und Freiheit existiert, wenn die Menschen keinem anderen Menschen gehorchen. Folglich bedeutet, wenn man sagt, Autorität existiert, daß Klassen und Kasten existieren, daß Unterwerfung und Ungleichheit existieren. Sagt man, daß Freiheit existiert, so heißt das, daß Klassenlosigkeit existiert, daß Brüderlichkeit und Gleichheit existieren.
    Indem Autorität die Menschen in Klassen unterteilt, schafft sie Zweiteilung, Spaltung, Feindseligkeit, Angst, Uneinigkeit. Indem Freiheit den Menschen auf eine gleiche Basis stellt, schafft sie Assoziation, Verbindung, Einigkeit, Sicherheit. Basiert die Beziehung der Menschen untereinander auf Autorität und Zwang, so werden sie auseinandergetrieben; beruht sie auf Freiheit und Ag-gressionslosigkeit, werden sie zueinandergebracht.
    Diese Tatsachen sind augenscheinlich und axiomatisch. Besäße der Autoritarismus nicht die eingebaute, vorprogrammierte Doppelblende, die Struktur eines Spiels ohne Ende, hätten die Menschen ihn bereits vor langem abgelehnt und sich dem Indeterminismus hingegeben.
    Das gewöhnliche Gejammer der Pazifisten, was den Krieg angeht, daß junge Männer von alten Männern, die zu Hause sitzen und die Schreibtische besetzen und dabei selbst keinerlei Risiko auf sich nehmen, in den Tod geschickt werden, geht völlig an den Tatsachen vorbei. Das Verlangen, daß die Alten eingezogen werden sollten, um ihre eigenen Kriege miteinander auszufechten, oder daß sich die Führer kriegführender Nationen am ersten Tag der Schlacht aufs Schlachtfeld begeben sollten usw., zielt auf einen vermeintlichen « Gerechtigkeitssinn» hin, den es einfach gar nicht gibt. Für den typischen unterwürfigen Bürger einer autoritären Gesellschaft ist es ganz normal und «natürlich», daß er älteren und dominanteren Männern gehorcht, selbst wenn er sein Leben dabei riskiert, selbst gegen seine eigene Art und selbst in Konflikten, die ungerecht oder absurd sind.
    «Der Angriff der Leichten Brigade» — die Geschichte einer Gruppe von jungen Männern, die in einer augenfällig idiotischen Situation in den Tod geführt wurden, nur weil sie einem sinnlosen Befehl, ohne selbst nachzudenken, folgten — war und bleibt ein volkstümliches Gedicht, weil unbedachter Gehorsam junger Männer gegenüber älteren Männern der preisgekrönteste aller konditionierten Reflexe innerhalb menschlicher und hominider Gesellschaften darstellt.
    Der Mechanismus, mit dem Autorität und Unterwürfigkeit in die menschliche Seele versenkt werden, bedeutet die Kodierung der Wahrnehmung. Das, was in den Kode paßt, wird akzeptiert; alles
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