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Ihr wisst genau, dass ihr mich liebt

Ihr wisst genau, dass ihr mich liebt

Titel: Ihr wisst genau, dass ihr mich liebt
Autoren: Cecily von Ziegesar
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die Constance-Billard-Schule ging,
allerdings erst in die neunte Klasse. Die drei wohnten in einer heruntergekommenen,
seit 1940 nicht mehr sanierten Wohnung auf der Upper West Side. Für Ordnung
sorgte dort höchstens der beleibte Familienkater Marx, eine Fachkraft im
Erlegen und Verzehren von Küchenschaben. Serena, deren gut situierte Eltern im
Vorstand so ungefähr jeder bedeutenden Institution New Yorks saßen, residierte
in einem weitläufigen, von einer namhaften Innenarchitektin ausgestatteten
Penthouse mit Blick auf das Metropolitan Museum of Art und den Central Park.
Die van der Woodsens hatten eine Haushälterin und eine Köchin, die Serena
jederzeit bitten konnte, ihr einen Kuchen zu backen oder einen Cappuccino zu
machen.
    Äh, und was will so eine von Dan?
    Sie hatten sich vor einigen Wochen bei einem Casting
für einen Kurzfilm kennen gelernt, den eine Freundin von Dan gedreht hatte, die
auch auf die Constance Billard ging - Vanessa Abrams. Vanessa hatte Serena die
Rolle aber nicht gegeben, weshalb Dan davon ausgegangen war, sie nie mehr
wieder zu sehen. Doch dann waren sie sich durch Zufall in einer Kneipe in
Brooklyn über den Weg gelaufen. Seitdem hatten sie sich ein paarmal gesehen und
miteinander telefoniert, sich aber heute zum ersten Mal richtig verabredet.
    Serena war erst vor kurzem nach New York
zurückgekehrt, nachdem sie vom Internat geflogen war. Anfangs hatte sie sich
noch darüber gefreut, wieder zu Hause zu sein, bis sich dann herausstellte,
dass ihre Freundin Blair Waldorf und die anderen aus ihrer alten Clique aus
unerfindlichen Gründen nichts mehr mit ihr zu tun haben wollten. Serena wusste
nach wie vor nicht so genau, was sie Schlimmes verbrochen haben könnte. Okay
während der Zeit auf dem Internat hatte sie sich eher selten bei ihren alten
Freunden gemeldet, und vielleicht hatte sie ja auch ein bisschen zu penetrant
raushängen lassen, wie toll ihre Sommerferien in Europa gewesen waren. So toll,
dass sie sie sogar eigenmächtig verlängert hatte und am ersten Schultag nach
den Ferien nicht zum Unterricht an der Hanover Academy in New Hampshire
angetreten war. Das Internat hatte daraufhin erklärt, sie brauchte gar nicht
mehr wiederzukommen.
    Ihre alte New Yorker Schule, die
Constance-Billard-Schule für Mädchen, war da gnädiger gewesen. Wohlgemerkt: die Schule, nicht die Schülerinnen. Serena
hatte in New York keine Freunde mehr - gar keine. Deshalb war sie auch so froh
gewesen, als sie Dan kennen lernte. Der interessanterweise auch noch so ganz
anders war als sie.
    Dan hatte jedes Mal das Bedürfnis, sich zu kneifen,
wenn er in Serenas meerblaue Augen schaute. Er liebte sie seit der neunten
Klasse, als er sie auf einer Party zum allerersten Mal gesehen hatte, und
hoffte, sie würde sich jetzt, zweieinhalb Jahre später, auch in ihn verlieben.
    »Ich hab eine Idee. Wir bestellen uns die größten
Eisbecher, die sie haben«, schlug Serena vor. »Und nach der Hälfte tauschen
wir, damit es nicht langweilig wird.«
    Serena nahm den Triple-Peppermint-Becher mit extra
viel heißer Karamellsoße, Dan einen Mokka-Banana-Split. Er aß alles, wenn es
Koffein enthielt. Oder Tabak.
    »Was liest du da?« Serena zeigte auf das Taschenbuch,
das aus Dans Manteltasche ragte. »Ist das gut?«
    Es war Jean Paul Sartres »Geschlossene Gesellschaft«,
ein existenzialistisches Theaterstück über drei Tote, die sich gegenseitig die
Hölle heiß machen, obwohl sie schon in der Hölle schmoren.
    »Ja. Ziemlich witzig und gleichzeitig ziemlich
deprimierend«, sagte Dan. »Und ziemlich wahr, würde ich mal sagen.«
    »Worum geht's denn?«
    »Um die Hölle.«
    Serena lachte. »Krass«, sagte sie. »Liest du immer
solche Bücher?«
    Dan fischte einen Eiswürfel aus seinem Wasserglas und
steckte ihn sich in den Mund. »Was für welche?«
    »Na, über die Hölle und so.«
    »Nö, nicht immer.« Er hatte gerade »Die Leiden des jungen
Werther« fertig gelesen. Und da ging es um Liebe. Und die Hölle.
    Dan war jemand, der gern am Leben litt. Er las am
liebsten Romane, Theaterstücke oder Gedichte, in denen die tragische
Absurdität des menschlichen Daseins entlarvt wurde. Die idealen Begleiter zu
Kaffee und Zigaretten.
    »Ich hab mit dem Lesen ja Probleme«, gestand Serena.
    Ihre Eisbecher kamen. Sie konnten einander hinter den
Eisgebirgen kaum noch sehen. Serena versenkte ihren Löffel in den Berg und
förderte einen gigantischen Brocken zutage. Dan bestaunte hingerissen den
anmutigen Bogen ihres
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