Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)

Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)

Titel: Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)
Autoren: Anne B. Ragde
Vom Netzwerk:
Lockart.«

    Die Schlafzimmerwand war bedeckt von Fotos, die offenbar direkt auf die Tapete geklebt waren. Er schaute ab und zu hoch, während sie ihm immer weiter zeigte, wie man küsst, den Kopf in unterschiedlichen Winkeln gehalten und mit Zunge und Lippen in variierendem Tempo mit abwechselnder Heftigkeit. Und er sah die Fotos an, während sie ihm half, die Wartezeit von zehn Minuten beträchtlich zu reduzieren. Die Vorhänge waren geschlossen, aber er konnte erkennen, dass fast alle Fotos von ihr waren, abgesehen von ein paar mit einem Typen mit Hut, auf den er einfach pfiff. Sie sagte, er sei schön, schön wie ein
Rassepferd, ausgerechnet, und er sei unglaublich gelehrig, sei phantastisch. Danach duschten sie zusammen, er stand in dem kleinen Badezimmer mit einer Göttin voller Seifenschaum vor sich und in seinen Händen. Er bekam Seife in den Mund und danach einen Cognac-Soda, wo er doch fast nie trank, doch er tat so, als sei so ein Cognac-Soda für ihn alltäglich, und er nippte daran, splitternackt an einen grauen Resopaltisch gelehnt, und sie sagte, jetzt wieder im Morgenrock: »Niemand kann bis in den dritten Stock sehen. Nur die im dritten Stock in den anderen Blocks natürlich, aber die Blocks sind ja versetzt gebaut. Also kann niemand zu mir hereinsehen, weil wir ganz am Ende wohnen.«
    Wir . Wir wohnen.
    Da war es.
    Aber es war ihm so egal. Der Mann sollte sich doch sonst wohin scheren, übrigens war er ja schon dort, in Mo i Rana, er hatte keine Ahnung, wo zum Teufel das sein mochte. Er lächelte sie an, nippte an dem scheußlichen Getränk. Der Aschenbecher war dunkelgrün und groß. Er wusste nicht, ob es der Cognac war oder sie, die ihn die Sonne auf ganz andere Weise sehen ließ, er hatte nicht gewusst, dass ganz normale Sonnenstrahlen so teuflisch schön sein konnten, und schon klappte er ihm wieder hoch.
    »Du kannst eigentlich nicht mehr so lange bleiben«, sagte sie. »Die Muttis kriegen doch mit, wenn du das Haus verlässt. Du musst jetzt eigentlich gehen.«
    »Jetzt? Gerade jetzt?«
    »Ja, das ist sicher besser so. Ich …«
    Sie brach in Tränen aus, schlug die sonnengebräunten Hände mit dem roten Nagellack vor dem Gesicht zusammen und schluchzte, als ob er versucht hätte, sie umzubringen. Er stand auf.
    »Nein! Setz dich!«, rief sie.
    »Aber ich will doch nicht, dass du …«
    »Das hier ist nie passiert. Nie im Leben. Du musst jetzt gehen. Sofort.«
    Sie steckte sich eine Zigarette an und zog durch die Finger vor ihrem Gesicht daran.

    Er fand seine Kleider im Schlafzimmer und zog sich an, schnallte sich den Werkzeuggürtel um die Taille. Der Stoff im Schritt seiner Latzhose war klitschnass und dunkel, hier in diesem Haus konnte er jetzt nichts mehr verkaufen. Weder bei Karlsens von gegenüber noch in einem anderen Aufgang. Warum zum Teufel saß sie da draußen und flennte? Sie war doch gekommen wie eine Rakete, so wie sie gekreischt hatte, mit einem Kissen vor dem Gesicht, weil es hier so hellhörig war, wie sie danach erklärt hatte. Er war ja vielleicht nicht so lebenserfahren, jedenfalls nicht, wenn es darum ging, was sich in den Oberstübchen der Frauen abspielte, aber jetzt wusste er doch so gut wie alles übers Knutschen. Er hatte gedacht, es reiche, einfach die Zunge in den anderen Mund zu bugsieren.

    Verdammt, sie hatte ja die Quittung nicht ausgefüllt.
    Aber jetzt mit Namen und Geburtsdatum ihres Mannes anzufangen … Vielleicht keine gute Idee. Das hier entpuppte sich also als das pure Verlustobjekt. Aber andererseits …
    Doch, er konnte sie einfach signieren lassen, dann den Rest erfinden und aufschreiben. Henriksen würde ihm sowieso nie auf die Schliche kommen. Und sie hätte doch keine Ahnung, dass sie eigentlich den Durchschlag bekommen müsste, denn den konnte er ihr ja nicht geben, da der nicht ausgefüllt war. Nie im Leben würde er fünf guten Kronen den Rücken kehren.
Auf dem Küchentisch lag auf einer Illustrierten ein Kugelschreiber. Er griff danach und legte ihn mit dem Quittungsblock vor sie hin. Er wagte nicht, sie anzufassen, nicht ihre Haare und auch sonst nichts. Sie wohnte hier, sie bestimmte. Sie hielt eine neue Zigarette zwischen den Händen, Asche rieselte auf das Resopal.
    »Du musst hier unterschreiben.«
    »Was?«
    Sie schaute zwischen den Fingern hervor, erst zu ihm hoch, rasch und feucht, dann entdeckte sie den Block.
    »Ach ja.«
    Ihre Stimme hätte auch dem Mädchen auf der Treppe gehören können, wie konnte eine Frau sich so rasch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher